Prof. Joachim Luther: Pionier der Solarforschung

Die EU-Kommission ehrte am 6. Juni 2005Prof. Joachim Luther, Leiter des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme ISE, mit einer der höchsten Auszeichnungen im Bereich der Solarenergie, dem Becquerel-Preis. Prof. Luther erhielt die Auszeichnung anlässlich der 20. "European Photovoltaic Solar Energy Conference" in Barcelona.

Benannt ist der Preis nach dem französischen Wissenschaftler Edmond Becquerel, der 1839 den Photovoltaischen Effekt entdeckte. Das Preiskomitee hebt in der Nominierung vor allem Luthers Verdienste um die wissenschaftlichen Erfolge und die herausragende internationale Stellung des größten europäischen Solarforschungsinstituts Fraunhofer ISE hervor.
Gleichzeitig werden seine erfolgreichen Bemühungen um den Technologietransfer zwischen Forschung und Industrie gewürdigt sowie nicht zuletzt Luthers überaus hohes Engagement in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien.

Von der Atomphysik zur Solarenergie

Joachim Luther wurde am 31. März 1941 in Hannover geboren. Nach seiner Promotion in Experimentalphysik in Hannover 1970 beschäftigte er sich vor allem mit Atomphysik und Laserspektroskopie. 1974 wurde er im Alter von 33 Jahren ordentlicher Professor für Experimentalphysik an der neu gegründeten Universität Oldenburg. Dort begann er sich wissenschaftlich mit den physikalischen Grundlagen Erneuerbarer Energien zu beschäftigen. Schwerpunkte seiner Arbeiten wurden die Theorie erneuerbarer Energiesysteme und die "Energiemeteorologie". 1992 übernahm Luther parallel zu seiner Professorentätigkeit in Oldenburg die Geschäftsführung des "Niedersächsischen Instituts für Solarenergieforschung GmbH". 1993 wechselte er nach Freiburg. Dort übernahm er eine Professur für Festkörperphysik und Physikalische Grundlagen der Nutzung von Solarenergie an der Universität Freiburg.

ISE: Solarzellen-Weltrekorde aus Freiburg

Gleichzeitig leitet Prof. Luther seit 1993 das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE. Unter seiner Führung hat sich das Institut auf heute 410 Mitarbeiter mehr als verdoppelt und verfügt über einen jährlichen Betriebshaushalt von rund 25 Millionen Euro (ohne Investitionen). 35% dieses Budgets stammen aus Projekten direkt mit der Industrie.
Das Fraunhofer ISE hat vor allem im Bereich der Solarzellen mehrfach Weltrekorde aufgestellt: 20,3% Wirkungsgrad für multikristallines Silizium, 37 Mikrometer dünne, hoch effiziente mono-kristalline Siliziumsolarzellen, 35% bei III-V Solarzellen für die Konzentratortechnologie.Im Bereich der netzgekoppelten Photovoltaik ist das Fraunhofer ISE an großen Projekten zur Verteilten Erzeugung beteiligt und es entwickelt hoch effiziente Leistungselektronik wie beispielsweise einen Wechselrichter mit 98% Wirkungsgrad.

Internationales Engagement für die Solarenergie

Joachim Luther engagiert sich in zahlreichen internationalen und nationalen Gremien. Zwischen 1992 und 2001 war er beispielsweise Mitglied des "Board of Directors" der "International Solar Energy Society ISES". 2000 bis Ende 2004 beriet er die Bundesregierung als Mitglied des "Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen". Von 1996 bis 1998 gehörte er der Arbeitsgruppe "Energieforschung des Wissenschaftsrats der Bundesrepublik Deutschland" an.
1997 bis 2002 war Luther Präsident der EUREC Agency, die 40 Forschungsinstitute aus allen EU-Ländern zusammenschließt und Berater-status gegenüber der EU hat. Weiterhin koordiniert Prof. Luther das Themenfeld Energie im Rahmen der Global Research Alliance GRA, in der neun anwendungsorientierte Forschungs-einrichtungen von internationaler Bedeutung kooperieren.
Der Wissenschaftler ist Verfasser zahlreicher Publikationen zu den Themen Energieforschung, nachhaltige Energieversorgung, photovoltaische Stromerzeugung sowie solares und energieoptimiertes Bauen.

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