Photovoltaik in Japan: Energierechts-Experte und Tageszeitung kritisieren neue Solarstrom-Einspeisevergütung

Am 27.05.2012 äußerte sich der Jura-Professor und Energie-Kommentator Dr. Karl-Friedrich Lenz (Universität Tokio) zur neuen Solarstrom-Einspeisevergütung in Japan. Lenz kritisiert, die derzeitige Regelung benachteilige kleine Photovoltaik-Anlagen. Die Phase der öffentlichen Stellungnahme endete am 01.06.2012.

Am 28.05.2012 veröffentlichte die Japan Times einen Leitartikel zur japanischen Förderpolitik. Darin heißt es, dass die Energiewirtschaft noch stärker umstrukturiert werden müsse, um die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen im großen Stil auszubauen.

“Mit dem jetzt vorgeschlagenen Gesetz wird Strom aus kleinen Solarstromanlagen nur etwa halb so hoch vergütet wie der aus größeren Anlagen, da Kleinanlagen nur zehn Jahre gefördert werden, Großanlagen jedoch 20 Jahre“, so Professor Lenz.
„Das ist natürlich nicht sehr sinnvoll. Skaleneffekte bedeuten, dass Anlagen im Kraftwerksmaßstab weniger Kosten pro Kilowatt haben. Entsprechend sollte dieser Strom auch geringer vergütet werden. Mit dem jetzigen Gesetzentwurf ist es genau umgekehrt.“

Gesetzesvorschlag fördert verschwenderischen Stromverbrauch
Laut Dr. Lenz beruft sich ein Bericht über die japanische Einspeisevergütung falsch auf die entsprechende deutsche Regelung. Darin heißt es, in Deutschland bestünde keine Pflicht, Eigentümern von Solarstromanlagen eine Vergütung auszubezahlen, wenn ihre Anlagen abgeschaltet werden, weil das Stromnetz den erzeugten Strom nicht mehr aufnehmen kann.
Laut deutschem Gesetz müssen Eigentümer für diese Verluste jedoch zu 95 % entschädigt werden. Lenz zitiert den entsprechenden Absatz in seinem Blog.
Der neue japanische Gesetzesvorschlag umfasst außerdem eine 80-prozentige Senkung der Belastung energieintensiver Branchen, deren Stromverbrauch über einem bestimmten Wert liegt. Dies ermuntert laut Lenz alle Unternehmen, die knapp unterhalb dieses Werts liegen, unnötig mehr Strom zu verbrauchen.

Japan Times plädiert für die Auflösung regionaler Strommonopole und mehr Aufsicht
Die Japan Times hofft, dass die neue Einspeisevergütung dafür sorgt, dass mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt und verbraucht wird. Sie könne jedoch auch die Strompreise in die Höhe treiben.
Laut dem Blatt muss die japanische Energiewirtschaft umfassender verändert werden. Dazu gehöre auch die Trennung von Stromübertragung und -verteilung bei den zehn großen japanischen Stromversorgern. Andere Stromproduzenten müssten hohe Übertragungsgebühren an diese Monopole bezahlen, unter anderem auch Sondergebühren für erneuerbare Energien.
„Diese Gebühren sind nicht transparent“, heißt es in der Japan Times. Sie plädiert für eine fundierte öffentliche Diskussion und die strikte Kontrolle der Stromnetzbetreiber für einen fairen Wettbewerb unter den Stromerzeugern.

05.06.2012 | Quelle: Blog von Prof. Lenz, Japan Times; Foto: Solar Frontier | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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