Öko-Institut: Klimaschutzszenario 2050 zeigt, dass ehrgeizige Zwischenziele 2020 bis 2040 erforderlich sind

Der aktuelle IPCC-Bericht über die politischen Handlungsmöglichkeiten zur Begrenzung des Klimawandels hat einmal mehr beschrieben, dass jetzt die Weichen für eine deutliche Minderung der Treibhausgasemissionen gestellt werden müssen, betont das Öko-Institut (Freiburg).

Seine Studie „Klimaschutzszenario 2050“ zeigt nun, dass ehrgeizige Zwischenziele für die Jahre 2020 bis 2040 erforderlich sind, um die von der Bundesregierung im Energiekonzept gesteckten langfristigen Ziele zu erreichen. Die Analysen machen deutlich, dass die bislang im Energiekonzept festgelegten Zwischenziele verschärft werden müssten, um ambitioniertere Treibhausgasminderungen von 90 Prozent und mehr sicher zu erreichen.
CO2-freie Stromproduktion nötig
Zusätzlich sei es besonders wichtig, in den nächsten beiden Jahrzehnten möglichst zügig mit denjenigen Maßnahmen zu beginnen, die möglichst schnell große Treibhausgasminderung bringen, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Dazu gehören unter anderem eine deutliche Steigerung der Energieeffizienz sowie die vollständige Dekarbonisierung des Stromsektors, also eine CO2-freie Stromproduktion. Auch müssten alle Gesellschafts- und Wirtschaftsbereiche – so auch Landwirtschaft, Verkehr, Gebäude, Industrie und Gewerbe – zum Erreichen der Klimaziele beitragen.
Die Studie entstand im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI.

Zeitschiene für die wichtigsten Maßnahmen zur CO2-Minderung: Energieeffizienz zuerst
Die Effizienz beim Einsatz von Energie in allen Wirtschafts- und Gesellschafts-bereichen weiterhin deutlich zu steigern, ist laut Studie von zentraler Bedeutung für den Klimaschutz. Dabei müssen alle Sektoren ihren Beitrag leisten – konkret bedeutet das, dass beispielsweise Gewerbe, Handel und Dienstleistungssektor hocheffiziente LED-Beleuchtungen und Licht- sowie bewegungsabhängige Steuerungen einsetzen oder dass Industrieunternehmen eine Amortisationszeit von sieben Jahren oder länger für Investitionen in Effizienzmaßnahmen akzeptieren.

Energieeffizienz in Gebäuden und erneuerbare Energien
Besonders im Gebäudebereich muss der Energieeinsatz deutlich – bis 2050 um 80 Prozent – gesenkt werden. Dazu bedarf es Anstrengungen sowohl bei der Anzahl der zu sanierenden Gebäude als auch beim Umfang bzw. Ausmaß der jeweiligen Renovierung. Der verbleibende Gebäudeenergiebedarf muss künftig von erneuerbaren Energien gedeckt werden.

Mittelfristiges Ziel: CO2-freie Stromproduktion mit Photovoltaik und Windkraft
Die Dekarbonisierung des Stromsektors ist eine Herausforderung, die jedoch für den Klimaschutz unverzichtbar ist. Dies bedeutet, dass die Anlagen zur Erzeugung von regenerativem Strom – insbesondere aber Kapazitäten von Photovoltaik und Windenergie – fortlaufend ausgebaut werden müssen. Nur so kann bis 2050 der erneuerbare Anteil der Stromerzeugung auf über 90 Prozent steigen. Vor allem Windanlagen müssten zusätzlich zu den küstennahen Standorten perspektivisch auch im Binnenland ausgebaut werden.
Zusätzlich braucht es einen funktionierenden Emissionshandel mit CO2-preisen auf einem hohen Niveau, um die verbleibenden Emissionen aus fossilen Kraftwerken zu senken.

Im Verkehr muss sich viel ändern
Auch der Verkehr muss bereits in den nächsten zehn bis 15 Jahren seine Emissionen deutlich vermindern. Wichtigste Maßnahmen neben der Steigerung der Fahrzeugeffizienz ist die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene. Dieser soll durch Steuerverschiebungen zu Gunsten des Schienenverkehrs erleichtert werden. Auch die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs muss weiter gesteigert werden, damit mehr Menschen das Auto gegen andere Verkehrsmittel eintauschen. Zusätzlich greift ein Bündel verschiedener Maßnahmen, um die Effizienz der Fahrzeuge weiter zu verbessern, darunter Leichtbau, hybride Antriebe, Rückgewinnung von Bremsenergie und Verbesserung der Aerodynamik im Straßengüterverkehr.

Zukunftsthemen: CCS, Biokraftstoffe, Wasserstofftechnologie, weitere Verhaltensänderungen
Damit die Emissionsreduktionen langfristig gelingen, müssen ab 2030 bzw. 2040 weitere Maßnahmen in den Sektoren Landwirtschaft, Gebäude, Industrie ergriffen werden. So kann die umstrittene CCS-Technologie zur Abscheidung und Speicherung von CO2 in geeigneten Lagerstätten für verbleibende Industrieemissionen genutzt werden. Innovationen auf Produktebene können zur weiteren Steigerung der Energieeffizienz beitragen.
Auch der Einsatz von Biomasse zur Energiegewinnung ist strittig, da nachhaltig erzeugte Biomasse nur begrenzt zur Verfügung steht. Biomasse sollte deshalb langfristig nur in den Sektoren eingesetzt werden, in denen wenig klimaneutrale Alternativen zur Verfügung stehen – also vor allem im Verkehrssektor und in Teilen der Industrie.
Neue Technologien, wie der Einsatz von Wasserstoff bspw. bei der Gewinnung von Wärmeenergie oder als Antriebsenergie für Fahrzeuge, müssen in den kommenden Jahrzehnten weiterentwickelt werden. Mit ihnen und weiteren Änderungen im Energie- und Umweltverhalten von Konsumentinnen und Konsumenten können die Klimaschutzziele bis zum Jahr 2050 erreicht werden.
Weitere Informationen: Zusammenfassung zur Studie „Klimaschutzszenario 2050“ des Öko-Instituts
Die Veröffentlichung der Langfassung der Studie „Klimaschutzszenario 2050“ des Öko-Instituts erfolgt in Kürze.

16.04.2014 | Quelle: Öko-Institut | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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