dena Positionspapier: Stromspeicher sind unverzichtbar für die Energiewende und müssen zügig ausgebaut werden

Die Deutsche Energie-Agentur (dena) fordert in einem aktuellen Positionspapier, den Ausbau von Stromspeichern zügig voranzutreiben. Pumpspeicher und andere Energiespeicher-Technologien könnten nicht nur kurzfristig Schwankungen in der Stromerzeugung ausgleichen, sondern auch überschüssigen Strom aus Photovoltaik- und Windkraftwerken aufnehmen und später in das System einspeisen.

Das macht Stromspeicher zu einem strategisch wichtigen Baustein der Energiewende. Die dena kritisiert, dass bislang vorgelegte Studien vielfach von idealisierten Rahmenbedingungen ausgingen und Probleme nicht berücksichtigten, die jetzt schon ersichtlich seien, wie zum Beispiel Verzögerungen beim Netzausbau oder bei der Etablierung eines europäischen Strombinnenmarktes.
Gleichzeitig verschlechtere sich die wirtschaftliche Lage für den Betrieb beispielsweise von Pumpspeichern. Deshalb müsse jetzt eine offensive Diskussion zwischen Politik und Wirtschaft geführt werden, um rechtzeitig verlässliche Rahmenbedingungen für den Ausbau von Stromspeichern zu schaffen.
„Stromspeicher sind unverzichtbar für die Energiewende“, betont Stephan Kohler, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung.
„Wer etwas anderes behauptet, schadet der Energiewende und setzt letztendlich die Versorgungssicherheit in Deutschland aufs Spiel. Was oft ausgeblendet wird: Unsere Stromversorgung basiert derzeit zu 80 Prozent auf gespeicherten oder speicherbaren Energieträgern wie Erdgas, Kohle und Biomasse. Wenn wir diese Energieträger weniger nutzen, müssen wir die neuen Energiequellen Wind und Sonne mit Speichern verbinden. Bis zum Jahr 2025 sollen Photovoltaik- und Windkraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 130.000 Megawatt in Deutschland bereitstehen. Wenn die Sonne scheint und der Wind weht, wird die volle Leistung ins Netz gehen. Ohne zusätzliche Speicher verscherbeln wir die mit Förderung durch deutsche Stromverbraucher subventionierte Stromproduktion aus erneuerbaren Energien zu Niedrigstpreisen ins europäische Ausland. Wir sollten nicht denselben Fehler machen wie beim Netzausbau. Auch hier haben wir zu lange gewartet und hinken jetzt den Entwicklungen hinterher.“

Speicher erhöhen die Versorgungssicherheit
Vielfach werde die Notwendigkeit von Stromspeichern ausschließlich im Hinblick auf die Bereitstellung von Flexibilität im Stromsystem diskutiert, da der Flexibilitätsbedarf mit wachsenden Anteilen fluktuierender Stromerzeugung mit Photovoltaik- und Windraftwerken künftig stark steigen wird.
Studien gingen zudem von unrealistischen Entwicklungen aus, zum Beispiel bei der Verfügbarkeit alternativer Flexibilitätsoptionen wie dem Lastmanagement, also der gezielten Steuerung des Verbrauchs in Unternehmen.
„In welchem Umfang sich in Deutschland ein Markt für Lastmanagement entwickeln wird und zu welchen Kosten, lässt sich im Moment kaum abschätzen“, sagt Stephan Kohler. „Außerdem dürfen wir uns nicht auf die Frage der Flexibilität beschränken. Speicher können mehr als das und deshalb brauchen wir sie umso mehr.“
Neben Flexibilität stellen Stromspeicher auch Speicherkapazität und kurzfristig verfügbare gesicherte Leistung bereit. Pumpspeicher können außerdem das Netz bei Engpässen entlasten und tragen dazu bei, die Stromversorgung nach einer Störung wieder aufzubauen, da sie auch ohne externe Stromversorgung anfahren können.
Im Energiewirtschaftsgesetz werden bestehende Pumpspeicher trotzdem wirtschaftlich benachteiligt, weil sie als so genannte  Letztverbraucher eingestuft werden, obwohl sie den Strom nur temporär entnehmen und ihn später wieder in das Netz zurückspeisen. Auch bei der Einführung eines Kapazitätsmarkts zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit im Stromsystem sollte sichergestellt werden, dass Stromspeicher daran diskriminierungsfrei teilnehmen können, fordert die dena.

Marktintegration von Solar- und Windstrom
Speicher können zudem die Integration von Strom aus erneuerbaren Energien in den Markt befördern. Das aktuelle Marktprämienmodell des Erneuerbare-Energien-Gesetzes führt dazu, dass der erneuerbare Strom über den Spotmarkthandel und damit als „Graustrom“ vermarktet wird. So verliert er seine wichtigste Qualitätseigenschaft, die CO2-Neutralität. Werden Photovoltaik- oder Windkraftanlagen mit Stromspeichern kombiniert, kann der Strom weiterhin als „Grünstrom“ vermarktet werden.
Weitere Speichertechnologien machen es möglich, Strom in andere Energieträger umzuwandeln. Damit wird überschüssiger Strom aus erneuerbaren Energien künftig langfristig speicherbar und kann auch in anderen Verbrauchssektoren wie Mobilität und Wärme genutzt werden.
Vielversprechend ist die Speichertechnologie Power to Gas, also die synthetische Erzeugung von Wasserstoff oder Methangas. Auch hier müssen die Weichen für einen großtechnischen und wirtschaftlichen Einsatz jetzt gestellt werden.

Eine ehrliche Kostendebatte gehört dazu
„Natürlich wird der Ausbau von Speichern auch Geld kosten, wie so vieles in der Energiewende“, betont Stephan Kohler. „Aber aus Angst vor eine Kostendebatte dürfen wir das Thema nicht vernachlässigen. Wir brauchen Speicher, um unsere energiepolitischen Ziele zu erreichen. Die Investitionen dienen also dem richtigen Zweck. Das müssen wir jetzt offen und ehrlich ansprechen, sonst gefährden wir auf Dauer die gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende.“
Das dena-Positionspapier „Die Bedeutung von Stromspeichern im Energiesystem“ zum Herunterladen unter www.dena.de/dena-Speicherpapier.

07.10.2014 | Quelle: Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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