IHS bestätigt erwarteten Lieferengpass bei Solar-Wafern im Jahr 2016

Im Oktober 2015 veröffentlichte IHS (Englewood, Colorado, USA) eine Studie, in der vor einem möglichen Versorgungsengpass bei Photovoltaik-Wafern im Jahr 2016 gewarnt wird.


Jetzt legen die Marktforscher neue Beweise vor, welche diese Befürchtung bestätigen.
Laut IHS wird bei den großen vertikal integrierten Solarmodul-Herstellern die Lücke zwischen ihrer Wafer- und ihrer Solarzellen/Modul-Produktionsleistung immer größer, und sie müssen sich deshalb auf externe Waferhersteller verlassen.
Die meisten Waferkäufer entscheiden sich für langfristige Abnahmeverträge oder bestellen im Voraus anstatt auf dem Spotmarkt. Die Preise bei diesen Verträgen werden in der Regel monatlich angepasst.
IHS rechnet damit, dass der durchschnittliche Verkaufspreis für multikristalline Wafer im ersten Quartal 2016 weiter steigt und der Marktanteil der monokristallinen Wafer-Technologie im laufenden Jahr steigt.

Ein Großteil der Wafer ist nicht auf dem Handelsmarkt erhältlich
Die globale Solarwafer-Produktion stieg 2015 auf 61,9 Gigawatt (von 47,6 GW im Jahr 2014). Fast 40 % des Waferangebots stammt von vertikal integrierten Unternehmen wie Trina Solar oder Yingli Green Energy, die alle ihre selbst produzierten Wafer für die eigene Modulproduktion verwenden. Daher ist ein Großteil der hergestellten Wafer nicht auf dem Handelsmarkt erhältlich.
Die größten drei unabhängigen Waferhesteller (u. a. die, die ihre Wafer nicht für die eigene Produktion nutzen) sind GCL-Poly, Xi’an Longi silicon und Green Energy Technology. Zusammen hatten sie in den letzten beiden Jahren einen Anteil von einem Drittel am gesamten Wafermarkt, der auch die interne Waferproduktion vertikal integrierter Akteure umfasst.
Diese drei Unternehmen haben auf dem Wafer-Handelsmarkt eine noch stärkere Position (fast 60 % im Jahr 2015) – und damit haben sie auch eine bessere Verhandlungsposition.
Aufgrund der hohen Nachfrage lagerten GCL, GET und andere große Hersteller Teile ihrer Wafer-Produktion an kleinere Partner in China aus, betont IHS.

Große Nachfrage, kleines Angebot
Diese Verträge mit OEMs (original equipment manufacturers) für mehrere Hundert Megawatt gelten nicht nur einmalig, sondern sind auf lange Frist angelegt.
Die meisten vertikal integrierten Hersteller haben sich langfristig entschieden, ihre hausinterne Waferproduktion nicht auszubauen, sondern lieber auszulagern. Angesichts der großen Nachfrage und des geringen Angebots wollen Waferhersteller sich in den Verträgen nicht auf Preise festlegen, sondern passen diese monatlich an, wobei die endgültigen Preise immer auch noch von den Zahlungsbedingungen abhängen, erklärt der Analyst Edurne Zoco.
Bei vielen Verträgen ist eine Vorauszahlung vereinbart. Sowohl die vertraglich geregelten Preise als auch die Spotmarkt-Preise für multikristalline Wafer sind seit dem vierten Quartal 2015 gestiegen.
IHS rechnet damit, dass das Waferangebot im gesamten Jahr 2016 knapp bleibt. Die Produktionsanlagen aller Hersteller zusammen werden voraussichtlich zu 83 % ausgelastet, die der großen Unternehmen sogar zu 88 %. Das wäre die höchste Auslastung seit 2010. In den kommenden drei Jahren wird sich die Auslastung bei den großen Herstellern im Schnitt bei 85 % einpendeln, so die Prognose von IHS.
Derzeit beträgt der Spotmarktpreis für multikristalline Wafer 0,88 US-Dollar pro Stück. Einige Anbieter werden ihren Verkaufspreis voraussichtlich auf über 0,90 USD erhöhen. IHS rechnet im Laufe des Jahres mit anhaltend stabilen Preisen bei dieser Technologie und einer durchschnittlichen Bruttomarge von 20 %.
Der Marktanteil der monokristallinen Wafer wird 2016 wahrscheinlich steigen, da der Anteil der Photovoltaik-Dachanlagen steigt. IHS rechnet damit, dass die monokristalline Waferproduktion im laufenden Jahr auf 26 % der gesamten Waferproduktion steigt (2015: 24 %).
Da die Verkaufspreise bei monokristallinen Wafern in den letzten 12 Monaten sanken, nähern sich die Preise beider Technologien immer mehr an. Insgesamt prognostiziert IHS für 2016 einen durchschnittlichen Wafer-Verkaufspreis von 0,20 US-Dollar pro Watt, das wäre fast ein Prozent weniger als 2015.
„Es ist noch nicht klar, ob Waferhersteller ihre aktuellen Gewinnmargen angesichts der hohen Materialkosten verringern werden, oder ob sie versuchen werden, einen Teil der höheren Kosten an ihre Kunden weiterzugeben“, sagte Zoco.

22.01.2016 | Quelle: IHS | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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