Photovoltaik in der Schweiz: Eigenverbrauch von Solarstrom trotz Widerstand im Vormarsch

Es werde kaum mehr bestritten, dass Photovoltaik künftig eine zentrale Rolle in der schweizerischen Stromversorgung spielen wird, berichtet der Solarenergie-Fachverband Swissolar (Zürich).

Wie rasch dies geschehe, hänge jedoch maßgeblich von der Energiestrategie 2050 ab, die zurzeit im Parlament beraten wird.

Energieversorger behindern Solarstrom-Eigenverbrauch durch Tarifbestimmungen
Derweil zeige sich am Markt ein rasch wachsendes Interesse am Eigenverbrauch von Solarstrom durch die Produzenten. Leider werde diese erwünschte Entwicklung von immer mehr Energieversorgern durch Tarifbestimmungen sabotiert. An der Nationalen Photovoltaiktagung 2016 mit rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutieren Forscher, Anwender, Politiker und Vertreter der Elektrizitätsbranche über diese und andere aktuelle Themen.
Rund 60.000 Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) mit einer Gesamtleistung von 1.35 Gigawatt sind nach Angaben des Verbandes in der Schweiz installiert und decken mehr als 2 Prozent des Strombedarfs.

Solarstrom soll Atomstrom ersetzen
Das sei aber erst der Anfang: In der Schweiz müsse bis in spätestens 20 Jahren der heutige Atomstrom-Anteil von 40 % ersetzt werden. Solarstrom könne mindestens zwei Drittel davon liefern. Dafür brauche es eine Fläche von rund 100 Millionen Quadratmetern, was weniger als einem Viertel der vorhandenen Dachflächen entspreche.

Warten auf die Energiestrategie 2050
Zur fristgerechten Erreichung dieses Ziels müssten jährlich 600–800 Megawatt Photovoltaik-Leistung installiert werden, also mehr als doppelt so viel wie 2015. Mit den in der Energiestrategie 2050 vorgesehenen Fördermaßnahmen – insbesondere die Erhöhung der KEV-Abgabe auf 2.3 Rp./kWh – würde die dafür notwendige Voraussetzung geschaffen. Ein Inkrafttreten der neuen Bestimmungen sei jedoch nicht vor 2018 zu erwarten.

Viele Energieversorger sabotieren den Eigenverbrauch
Der Eigenverbrauch des selbst produzierten Solarstroms kombiniert mit der Einmalvergütung ermögliche dank den rasch gesunkenen Kosten den wirtschaftlichen Betrieb von PV-Anlagen und stoße auf rasch wachsendes Interesse – immer öfter auch in Kombination mit dezentralen Stromspeichern, betont Swissolar.
Ab 2018 soll die Einmalvergütung auch für PV-Anlagen über 30 kW (ca. 200 m2) verfügbar sein, womit auch Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft davon profitieren könnten.
Ein von Swissolar in Auftrag gegebenes und auf der Tagung vorgestelltes Gutachten zeige auf, dass der Eigenverbrauch von immer mehr Energieversorgern behindert wird.
Zu den typischen Gegenmaßnahmen zählen tiefe Rückliefertarife für überschüssigen Strom, Leistungstarife, zusätzliche Anschlussgebühren und hohe Zählerkosten, so der Verband.
Im Extremfall könne dies eine Solarstromanlage unrentabel machen. Nationalrat Roger Nordmann, Präsident von Swissolar, kritisiert diese Entwicklung scharf: „Gewisse rückwärtsgewandte Stromunternehmen mit einem sowjetischen Geist hintertreiben den Ausbau der dezentralen Nutzung der erneuerbaren Energien und sabotieren damit die Energiestrategie 2050.

23.02.2016 | Quelle: Swissolar; Bild: Energiebüro AG | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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