Europäischer Photovoltaik-Verband kritisiert EEG-Entwurf und fordert Abschaffung der Umlage auf Solarstrom-Eigenverbrauch

Der Europäische Verband der Photovoltaik-Branche SolarPower Europe (Brüssel) kritisiert den aktuellen Entwurf der Bundesregierung für das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).

„Dieser Gesetzesentwurf ist eine vergebene Chance für Deutschland wieder in der ersten Solar-Liga mitzuspielen“, sagt Oliver Schäfer, Präsident von SolarPower Europe.
SolarPower Europe fordert für die EEG-Novelle die Abschaffung der finanziellen Belastung durch die EEG-Umlage auf Solarstrom für Eigenversorgung und Direktversorgung. Außerdem sollen Ausschreibungsverfahren auf Photovoltaik-Kraftwerke mit einer Leistung von mehr als 1 MW und die Freifläche beschränkt bleiben und das Volumen der jährlichen Ausschreibungen von 500 MW auf mindestens 1.000 MW erhöht werden.
Nachdem Deutschland in den letzten zwei Jahren selbst sein wenig ehrgeiziges Ziel von 2,4 Gigawatt (GW) jährlich neu installierter Photovoltaik-Leistung verfehlte (letztes Jahr wurden lediglich 1,4 GW installiert), hat der einstige Marktführer 2015 den Titel „Weltgrößter Solarmarkt“ an China verloren.

Deutschland wird vermutlich als Photovoltaik-Markt auf Rang 4 zurückfallen
Dieses Jahr werde der massive Zubau an neuen PV-Analgen in den USA (ca. 15 GW) und Japan (ca. 9 GW) dazu führen, dass eventuell schon Ende 2016 auch in diesen Ländern insgesamt mehr Solarstromanlagen ans Netz angeschlossen sind als in Deutschland.

Kosten für Solarstrom niedriger als für Strom aus Atom, Kohle und Offshore-Windanlagen
Deutschland würde dann auf Rang 4 zurückfallen. Dabei wären die kontinuierlich sinkenden Kosten für Solarstrom ein gewichtiges Argument, diese Erneuerbare-Energien-Technologie in Deutschland weiterhin zu unterstützen, die sowohl dezentral auf Hausdächern als auch für Großkraftwerke genutzt werden kann.
Solarstrom kostet heute bereits weniger als die Hälfte von Haushaltsstrom und auch Solarparks sind immer wettbewerbsfähiger.
„Die Ausschreibungen für Solarparks in Deutschland zeigen, dass Solarenergie günstiger ist als Strom aus Atom, Kohle, aber auch Offshore-Windanlagen, wenn man Äpfel mit Äpfeln vergleicht“, sagt James Watson, Geschäftsführer von SolarPower Europe.

7,4 Cent pro Kilowattstunde Solarstrom aus Freiflächenanlagen
In der jüngsten Ausschreibung lag der durchschnittliche Preis bei lediglich 7,4 Cent pro Kilowattstunde Solarstrom, vor einem Jahr lag das Gebotsniveau fast 20 Prozent höher, bei 9,2 Cent.
Auch der Wandel zur digitalen Gesellschaft mit Smart Homes, batteriebetriebenen Autos, sowie Hausbesitzern, die als Prosumer Energie nicht nur nutzen, sondern auch bereitstellen, bietet ein gigantisches Potenzial für die Solarenergie und High-Tech-Jobs in diesem Bereich.

Zahl der Solar-Jobs könnte bis 2020 um rund 50 Prozent steigen
Allerdings hat Deutschland zwischen 2008 und 2014 rund 120.000 Jobs in der Solar-Branche eingebüßt, lediglich knapp 30.000 Solar-Arbeitsplätze waren Ende 2014 übrig.
„Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, kann die Anzahl der Solarjobs um rund 50 Prozent bis 2020 steigen“, sagt Watson.
Eine von Ernst & Young im Auftrag von SolarPower Europe angefertigte Studie zeige auf, dass das Gros der neuen Solar-Jobs auf lokaler und regionaler Ebene geschaffen würde.
SolarPower Europe hat die Europäische Kommission aufgefordert, das Ziel für Erneuerbare Energien für 2030 von 27 Prozent auf 35 Prozent anzuheben.
„Nach dem Klimagipfel in Paris gilt es die vollmundigen Versprechungen in Taten umzusetzen“, sagt Schäfer.
„Insbesondere Europa und Deutschland sind hier in der Pflicht, aber wenn man sich den EEG-Entwurf anschaut, scheint die Bundesregierung das Mandat von Paris nicht ernst zu nehmen.“

21.04.2016 | Quelle: SolarPower Europe | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen