Umbau des Energiesystems erfordert neue Konzepte für sicheren Netzbetrieb; dena veröffentlicht Analyse zur Momentanreserve

Für den sicheren Betrieb des europäischen Stromnetzes müssen neue Konzepte entwickelt werden. Dies gilt vor allem für die Momentanreserve, die bei unvorhergesehenen Frequenzschwankungen systemstabilisierend wirkt. Künftig sollten dafür auch dezentrale Erneuerbare-Energien-Anlagen oder Speicher zum Einsatz kommen.

So die zentralen Ergebnisse der Analyse „Momentanreserve 2030“, welche die Deutsche Energie-Agentur (dena) mit den Partnern der „Plattform Systemdienstleistungen“ initiiert hat.
„Was wir brauchen sind Strategien, um regional ausreichend Momentanreserve sicherzustellen und dafür auch die technischen Möglichkeiten von dezentralen Energieanlagen einzubeziehen“, betont Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung.
„Nur so können wir Großstörungen ausreichend beherrschen und auf Dauer europaweit ein stabiles und sicheres Stromnetz gewährleisten. Denn der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Ausweitung des Stromhandels stellen uns vor neue Herausforderungen.“

Alternative Technologien müssen stärker zum Einsatz kommen
Simulationsrechnungen im Rahmen der Analyse zeigen, dass bei einer Großstörung im Übertragungsnetz internationale Grenzwerte für eine stabile Netzfrequenz bereits heute zeitweise nicht eingehalten werden könnten.
Hinzu kommt, dass der Marktanteil konventioneller Kraftwerke sinkt. Diese stellen bisher den überwiegenden Teil der Momentanreserve bereit. Gleichzeitig nehmen mit einem gestärkten europäischen Binnenmarkt großräumige Stromtransite zu, dadurch steigt wiederum die Notwendigkeit, außergewöhnliche Netzstörungen zu beherrschen.

Erneuerbare und Speicher können teure und aufwendige Lösungen vermeiden
Insgesamt wächst der Bedarf an einer alternativen Bereitstellung von Momentanreserve im europäischen Stromnetz. Wenn hier erneuerbare Energien und Speicher eingesetzt werden, lassen sich teure und aufwendige Lösungen wie der Einsatz sogenannter synchroner Phasenschieber oder ein gezieltes Anfahren von konventionellen Kraftwerken vermeiden.
Die Sollfrequenz für den Betrieb des europäischen Stromverbundnetzes liegt bei 50 Hertz. Um Abweichungen auf ein tolerierbares Maß zu begrenzen, halten die Übertragungsnetzbetreiber die Erzeugung und den Verbrauch von elektrischer Energie im Gleichgewicht. Ein ausreichendes Maß an Momentanreserve ist wichtig, um Frequenzänderungen unverzögert entgegenzuwirken, bis andere frequenzstützende Maßnahmen eingesetzt werden können.
Die Analyse wurde von der dena Anfang 2016 im Rahmen der dena-Plattform Systemdienstleistungen und in Zusammenarbeit mit der Ruhr GmbH sowie Prof. Dr.-Ing. Christian Rehtanz, Technische Universität Dortmund ie3 – Institut für Energiesysteme, Energieeffizienz und Energiewirtschaft erstellt.
Die vollständige Analyse und weitere Informationen zum Thema Systemdienstleistungen unter: www.plattform-systemdienstleistungen.de

26.04.2016 | Quelle: dena | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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