Fraunhofer ISI: Regionale Verteilung der Stromnachfrage wird sich bis 2030 grundlegend ändern

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI hat im Auftrag der deutschen Übertragungsnetz-Betreiber die Stromnachfrage- und Lastentwicklung für den Zeitraum von 2013 bis 2030 und darüber hinaus analysiert.

Je nach Szenario sinkt der Strombedarf bis 2030 oder bleibt auf einem konstanten Niveau. Zudem könnte es auf regionaler Ebene in den kommenden Jahren grundlegende Änderungen geben, berichten die Wissenschaftler.
„Während sich die Stromnachfrage in urbanen Regionen und angrenzenden Gebieten voraussichtlich eher konstant entwickelt oder ansteigt, kann es in einigen ländlichen Regionen zu einem teilweise stärkeren Rückgang kommen“, so das Institut.
Dr. Rainer Elsland, Leiter der Studie, unterstreicht: „Diese tiefgehende Analyse ist eine bessere Grundlage gegenüber vergangenen Netzentwicklungsplänen, um den Verbrauch und die Last in künftigen Netznutzungssituationen unter den erwarteten Veränderungen zu prognostizieren. Die Übertragungsnetzbetreiber haben so eine verbesserte Methodik in den NEP-Prozess eingebracht, um für den zukünftigen Netzausbau mehr Akzeptanz zu erreichen.“

Drei Szenarien auf Basis aktueller Prognosen
Die Wissenschaftler ermittelten auf Basis aktueller Prognosen zur Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung für den Zeitraum bis 2030 drei Szenarien: In Szenario A spielen Effizienzsteigerungen, die Einführung neuer Anwendungen sowie Flexibilität eher eine geringe Rolle. Szenario B geht davon aus, dass die genannten Maßnahmen verstärkt gefördert werden. Szenario C geht von sehr ambitionierten Anstrengungen mit dem Ziel einer beschleunigten Energiewende aus.
Ausgehend von der Stromnachfrage im Jahr 2013 in Höhe von 523 Terawattstunden zeigt sich in allen Szenarien ein Rückgang oder ein nahezu konstantes Niveau der Stromnachfrage: In Szenario A führt die weniger ambitioniert ausgestaltete Energiepolitik zu einem gedämpften Rückgang der Stromnachfrage bis 2030 auf etwa 504 TWh. Szenario B zeigt einen nahezu kontinuierlich sinkenden Trend auf etwa 490 TWh, der im Wesentlichen durch den Effizienzfortschritt bei bestehenden Technologien bedingt ist. Den geringsten Rückgang der Stromnachfrage gibt es im Szenario C, weil sich die Effizienzsteigerungen und die Verbreitung neuer Technologien im Wesentlichen gegenseitig kompensieren und somit die Stromnachfrage 2030 auf demselben Niveau liegt wie im Jahr 2013.

Mittel- und langfristig kann die Stromnachfrage deutlich steigen
Während der Zeitraum bis 2030 im Wesentlichen durch einen effizienzbedingten Rückgang der Stromnachfrage gekennzeichnet ist, zeigt ein Ausblick der Stromnachfrage-Entwicklung bis 2050, dass es mittel- und langfristig zu einem signifikanten Anstieg der Stromnachfrage kommen kann.
Der Grund dafür sind weitere Sektorkopplungsoptionen wie die zunehmende Verbreitung von Elektrofahrzeugen und Wärmepumpen. Zudem zeigt die Analyse, dass die Ergebnisse wesentlich durch die regional unterschiedlichen Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklungen beeinflusst werden: Urbane Regionen und angrenzende Gebiete verzeichnen prinzipiell eine wachsende Stromnachfrage, während ländliche Regionen eher schrumpfende Tendenzen aufweisen.
Die ausführlichen Ergebnisse der Untersuchung wurden in der Studie Netzentwicklungsplan Strom – Entwicklung der regionalen Stromnachfrage und Lastprofile veröffentlicht.

09.02.2017 | Quelle: Fraunhofer ISI | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen