EDF vertagt Investitionsentscheidung für britisches AKW-Projekt Hinkley Point C

Electricité de France (EDF), der verantwortliche Konzern für das geplante Atomkraftwerk Hinkley Point C in Großbritannien, verschiebt laut Medienberichten seine für Anfang Mai vorgesehene Investitions-Entscheidung für den umstrittenen AKW-Bau auf September.

Mit jeder Verschiebung werde der Bau von Hinkley Point C unwahrscheinlicher, sagt Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation bei Greenpeace Energy (Hamburg).

Keiffenheim: Bankrotterklärung der Atomindustrie
„Hinkley Point C stirbt einen teuren Tod auf Raten. Üppige Garantien, mehr als 100 Milliarden Euro Subventionen vom britischen Staat sowie die gerade erst zugesagten Finanzspritzen aus der französischen Staatskasse reichen offenbar immer noch nicht, dem Risiko-Projekt die nötige Investitionssicherheit zu geben. Diese erneute, mehrmonatige Verschiebung des Baus ist eine Bankrotterklärung der Atomindustrie und zeigt, wie schwer sich die beteiligten Staaten inzwischen tun, Hinkley Point C gegen bestehende wirtschaftliche, juristische und technische Probleme durchzudrücken. Bei diesem AKW-Projekt geht es längst nicht mehr um Energieversorgung, sondern einzig und allein um politische Gesichtswahrung. Allerdings wird mit jeder weiteren Verschiebung unwahrscheinlicher, dass Hinkley Point C jemals ans Netz geht“, so Keiffenheim.

Greenpeace Energy klagt gegen Subventionspaket
Geplant ist, dass Hinkley Point C 2025 in Betrieb geht. Die britische Regierung will mit dem geplanten Atomkraftwerk die Versorgungssicherheit des Landes sicherstellen und hat den AKW-Investoren für die Laufzeit von 35 Jahren eine garantierte Einspeisevergütung von umgerechnet rund 120 Euro für jede produzierte Megawattstunde Atomstrom versprochen. Das sind rund 40 Prozent mehr, als ein neuer Windpark in Deutschland an Vergütung erhält.
Laut Berechnungen des Berliner Analyseinstituts Energy Brainpool summiert sich die Garantie-Vergütung für Hinkley Point C über die Förderlaufzeit von 35 Jahren unter Berücksichtigung der Inflation auf rund 108 Milliarden Euro. Greenpeace Energy klagt mit neun weiteren Unternehmen gegen dieses Subventionspaket, weil es den Wettbewerb auf dem europäischen Energiemarkt zu Lasten der Erneuerbaren verzerre.
Ein am 22.04.2016 veröffentlichtes Rechtsgutachten von Greenpeace Großbritannien kommt zu dem Fazit, dass weitere Finanzspritzen für den EDF-Konzern zum Bau von Hinkley Point C vermutlich mit dem EU-Beihilferecht nicht vereinbar sind.
Das Gutachten (in Englisch) ist hier zugänglich: energydesk.greenpeace.org/

25.04.2016 | Quelle: Greenpeace Energy eG | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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