Solar-Interview mit Luc Graré, Senior Vice President Sales and Marketing, REC

Im aktuellen Solarserver-Interview spricht Luc Graré, Senior Vice President Sales and Marketing, REC, über die Entwicklung der weltweiten Photovoltaik-Märkte und die Wirtschaftlichkeit von Solarstromanlagen nach der EEG-Änderung in Deutschland. Global zeichnet sich auch 2014 ein Photovoltaik-Zubau von bis zu 49 Gigawatt ab. In Deutschland hingegen wurde der Markt durch die politischen Diskussionen im Umfeld der […]

Im aktuellen Solarserver-Interview spricht Luc Graré, Senior Vice President Sales and Marketing, REC, über die Entwicklung der weltweiten Photovoltaik-Märkte und die Wirtschaftlichkeit von Solarstromanlagen nach der EEG-Änderung in Deutschland.
Global zeichnet sich auch 2014 ein Photovoltaik-Zubau von bis zu 49 Gigawatt ab. In Deutschland hingegen wurde der Markt durch die politischen Diskussionen im Umfeld der EEG-Novelle negativ beeinflusst und kräftig ausgebremst. Doch die Investition in Photovoltaik lohnt sich nach wie vor, betont Graré und verdeutlicht dies anhand von Beispielen, die zeigen, wie private und gewerbliche Solarstromanlagen auch unter den veränderten Rahmenbedingungen wirtschaftlich betrieben werden können.

Solarserver: Herr Graré, der globale Photovoltaik-Markt boomt, doch die ausgesprochen positive Gesamtentwicklung verläuft regional nicht einheitlich. Welche Märkte treiben das Wachstum an und aus welchen Gründen?
Luc Graré: Der weltweite Photovoltaik-Markt entwickelt sich in der Tat höchst erfreulich. 2014 zeichnet sich ein globaler Zubau in der Größenordnung von 43 bis 49 Gigawatt ab. Schwerpunkt werden Asien und die USA sein, auch wenn China im zweiten Quartal etwas hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, weil die dezentrale Photovoltaik, z.B. aufgrund der aufwändigen Genehmigungsverfahren, nicht so schnell ausgebaut werden konnte wie geplant.
In Japan nimmt der Preisdruck zu, und mehr chinesische Hersteller drängen in den Markt. Dort werden dieses Jahr vermutlich 7 GW installiert. In Südostasien zeigten sich in einigen Märkten politische Instabilitäten, beispielsweise in Thailand. Der Markt Australien ist etwas schwächer geworden, was vermutlich auf die Entwicklung des Wechselkurses zurückzuführen ist.
Auch in den USA ist eine starke Wachstumstendenz sichtbar, sowohl bei gewerblichen als auch bei privaten Solarstromanlagen. In Süd- und Mittelamerika gibt es große Projektpipelines, doch gebaut wird noch wenig, wie z.B. in Chile.
Die Hersteller sind also weltweit gefordert, flexibel auf regionale Markentwicklungen zu reagieren.

Solarserver: REC hat im zweiten Quartal 2014 das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) gegenüber dem ersten Quartal um 30 % gesteigert – und das trotz sinkender Modulpreise. Was sind die Gründe für diesen Erfolg?
Luc Graré: Mit für das gute Ergebnis verantwortlich ist zu einem beträchtlichen Teil eine Steuerrückerstattung. Unser Vertriebspreis für Module ist um moderate 1,5 % gesunken, global sanken die Preise um rund 4,5 %. Das illustriert den starken Preiswettbewerb in Asien, aber auch in Mittel- und Südamerika, an dem wir uns nicht beteiligt haben.

Solarserver: Wie entwickeln sich die europäischen PV-Märkte?

Luc Graré: Der Markt in Deutschland ist sehr geschrumpft. Das hat vor allem mit der politischen Diskussion zu tun, die nun aber geklärt ist. In Großbritannien boomt der Markt richtiggehend. Das wird den Rückgang in Deutschland ausgleichen.
In Italien wird der Solarstrom-Eigenverbrauch zunehmend zum Geschäftsmodell. Auch in Spanien setzten die Investoren und Entwickler von Großprojekten mit z.T. mehreren Hundert MW auf den Direktverbrauch, da diese dort mit anderen Stromerzeugungsquellen konkurrieren können. Nachdem die Eurokrise im Wesentlichen überwunden ist, wird das für Investoren aus Nordeuropa wieder interessant. Das gilt auch für den Zweitmarkt, vor allem in Italien, der ein weiteres Indiz dafür ist, dass Spanien, Italien und Griechenland wieder auf dem Radarschirm der Investoren sind.
Solarserver:
Nach heftigen und kontroversen Diskussionen wird die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes zum 1. August in Kraft treten. Was bedeutet das für die Photovoltaik in Deutschland, und welche Folgen hat die EEG-Umlage für gewerbliche Eigenverbrauchsanlagen?
Luc Graré: Das wird anhand von Muster-Kalkulationen deutlich. Wir haben beispielsweise die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage mit 95 kW auf einem Supermarkt in Bonn berechnet, der 254 Megawattstunden Strom pro Jahr verbraucht. In diesem Fall amortisiert sich die Investition in 8,7 Jahren – also nur 6 Monate später als im Vergleich zum alten EEG.

Solarserver: Bedeutet das, dass sich die Rahmenbedingungen gar nicht wesentlich geändert haben?

Luc Graré: Ja, die nur minimal längere Amortisationszeit muss kein Grund sein, auf die noch immer lohnende Investition in Photovoltaik zu verzichten. Unsere Kunden bauen nach wie vor PV-Anlagen auf den Dächern von Supermärkten und Discountern.
Solarserver:
Wie sieht es beim produzierenden Gewerbe aus, das ja einen deutlich höheren Strombedarf hat?

Luc Graré: Wenn ein produzierendes Unternehmen mit einem Strombedarf von beispielsweise knapp 8 Gigawattstunden eine PV-Anlage mit 190 kWp in Nürnberg installiert, also etwas weiter südlich, dann rechnet sich die Investition noch immer in weniger als 10 Jahren. Genauer gesagt in 9,7 Jahren statt wie zuvor 8,1 Jahren. Hier wirkt sich die EEG-Umlage auf den Eigenverbrauch schon deutlicher aus. Deshalb sollte man hier genauer hinschauen und z.B. auf die Lastprofile achten. Doch unwirtschaftlich ist auch eine solche Investition nicht. (S. Grafik am Ende des Beitrags)

Solarserver: Wir haben noch nicht über die privaten Anlagen bis 10 kW geredet, für die auch künftig keine EEG-Umlage erhoben wird. Wann rechnen sich solche Solarstromanlagen?

Luc Graré: In der öffentlichen Diskussion wurde das Segment der privaten Anlagen leider oft nicht angemessen behandelt.Nach dem neuen EEG bleibt der Eigenverbrauch von Strom aus Solaranlagen mit einer Leistung von bis zu zehn Kilowatt Peak weiterhin komplett von der Umlage befreit. Fast alle Anlagen im privaten Bereich fallen unter diese Grenze.
Somit können auch Privatpersonen trotz der Reform mit Eigenverbrauchsanlagen weiterhin ihre Stromkosten reduzieren und sich gleichzeitig an der Energiewende beteiligen.

Solarserver: Das US-Handelsministerium hat am 25.07.2014 Antidumpingzölle auf Photovoltaik-Produkte aus China und Taiwan beschlossen. Was bedeutet das für den Weltmarkt, und welche Folge hat dieser Handelsstreit für den Markt in den USA?

Luc Graré: Das wird sich wie bereits in Europa entwickeln. Wenn der Preisdruck nachlässt, wird das Preisniveau steigen, wir rechnen bei den Modulen mit einer Verkaufspreis-Spanne von 77 – 80 US-Cent, so viel werden Großhändler und Projektentwickler wohl bezahlen müssen. Das hat sich schon im Vorfeld der Entscheidung des US-Handelsministeriums angekündigt, die für Verunsicherung auf dem Markt sorgte und den Durchschnittspreis steigen ließ.
Das gilt auch für den Systempreis, der jedoch in den USA deutlich höher ist als beispielsweise in Deutschland. Und hier könnten auch die U.S.-Behörden die Marktentwicklung fördern, indem sie die weichen Kosten senken helfen, wie z.B. für Genehmigungsverfahren etc. So könnten der Anstieg der Modulkosten ausgeglichen werden.

Solarserver: Wie sieht der US-Markt aus der Perspektive von REC aus?

Luc Graré: Kurzfristig  profitieren wir  von den Zöllen auf chinesische PV-Importe, wie zuvor in Europa, und sehen gute Chancen, unseren Marktanteil deutlich auszubauen.

Solarserver: Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Graré!

Das Interview führte Solarserver-Chefredakteur Rolf Hug.

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