Photovoltaik-Jahresrückblick 2012: Vielschichtige Märkte im Umbruch

von Christian RoselundWie zu erwarten, war 2012 ein schwieriges Jahr für die weltweite Photovoltaik-Industrie. Die Produktionskapazitäten waren durchweg zu hoch, und das sorgte für Preiseinbrüche entlang der Wertschöpfungskette, negative Margen und Verluste der Photovoltaik-Hersteller.  Darauf folgten viele Insolvenzen und Übernahmen, aber auch Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China, der EU und China sowie Indien und […]

von Christian RoselundWie zu erwarten, war 2012 ein schwieriges Jahr für die weltweite Photovoltaik-Industrie. Die Produktionskapazitäten waren durchweg zu hoch, und das sorgte für Preiseinbrüche entlang der Wertschöpfungskette, negative Margen und Verluste der Photovoltaik-Hersteller. 
Darauf folgten viele Insolvenzen und Übernahmen, aber auch Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China, der EU und China sowie Indien und allen anderen Ländern. Wie bereits im Vorjahr verdeckten diese Probleme den ständigen Fortschritt in den Photovoltaik-Märkten, in der Politik und Technologie.

Ein schwieriges Jahr mit Preiseinbrüchen
Das größte Problem der weltweiten Photovoltaik-Branche war und ist, dass die Produktionskapazität  die weltweite Nachfrage überstieg. Genaue Zahlen sind schwierig zu ermitteln, da China kaum Informationen herausgibt, und dort ein Großteil der Photovoltaik-Produktion stattfindet. Greentech Media geht davon aus, dass die weltweite Produktionskapazität für PV-Module fast 60 Gigawatt erreicht hat. Bei Polysilizium, Wafern und Solarzellen lag die Produktionskapazität jeweils über 40 GW.
Damit war die Kapazität zur Fertigung von PV-Modulen 2012 rund doppelt so hoch das erwartete Marktvolumen. Angesichts der großen Lagerbestände aus dem Vorjahr war der anhaltende Preisverfall unvermeidlich.
Und die Preise sanken  – entlang der gesamten PV-Wertschöpfungskette. In den ersten elf Monaten des Jahres wurden kristalline Silizium-Module 19 – 29 % billiger; Bei Modulen aus China sanken die Preise laut Sologico auf 0,56 Euro je Watt. Seit Januar 2011 waren die Preise bereits um 36 – 46 % eingebrochen. Kristalline Silizium-Module aus China werden inzwischen für gut ein Drittel ihres Marktwerts von vor zwei Jahren verkauft.
Auch die Spotmarktpreise für Polysilizium sanken 2012 weltweit auf den niedrigsten Wert von 15,30 US-Dollar (11,50 Euro) je kg. Xinhua meldet, dass die Preise in China schon das zweite Jahr in Folge um mehr als 50 % gesunken seien. Da der Rohstoff meist im Rahmen langfristiger Lieferverträgen verkauft wird, hat der Preiseinbruch den Vertragsmarkt fast ausgelöscht und die Hersteller dazu gebracht, am Spotmarkt zu verkaufen.
Wafer- und Solarzellenhersteller berichten Ähnliches. Die einzigen großen Photovoltaik-Hersteller mit positiven Umsatzrenditen sind diejenigen, die auch in der Projektentwicklung aktiv waren.Am schlimmsten traf es vermutlich die Hersteller von Photovoltaik-Produktionstechnik, bei denen die Aufträge bereits seit sechs Quartalen einbrechen. Sie erhalten zwar noch einige Aufträge für Aufrüstungen, doch die meisten Betriebserweiterungen wurden gestoppt. Laut dem jüngsten Bericht des Halbleiter-industrieverbands SEMI hatten die Aufträge für PV-Produktionsanlagen im dritten Quartal 2012 unverändert ein Volumen von nur 234 Millionen USD (176 Millionen Euro). Das sind 56 % weniger als ein Jahr zuvor. Solarbuzz meldet, dass der weltweite Umsatz dieser Branche im Gesamtjahr um 72 % auf 3,6 Milliarden USD (2,7 Milliarden Euro) gesunken sei. 
Auch hier waren die Gewinner Unternehmen mit einem breiten Geschäftsfeld: Oft überlebten Equipment-Provider, die Produktlinien für  verschiedene Branchen anbieten, und auf diese Weise den Einbruch bei den Photovoltaik-Aufträgen ausgleichen konnten.

Pleiten, Insolvenzen und Übernahmen
Die Verluste führten zu etlichen Pleiten von Photovoltaik-Herstellern, Insolvenzen und Übernahmen. Der größte Einbruch war die Zahlungsunfähigkeit  von Q-Cells. Der 2008 noch weltweite Photovoltaik-Marktführer wurde an die Hanwha Chemical Corporation verkauft.
Das war aber nur die Spitze des Eisbergs. Mercom Capital zählte im vergangenen Jahr 35 Konkurse und Insolvenzen sowie 50 Umstrukturierungen und Verkleinerungen. Unter anderem verweist Mercom auf die Entlassungen bei SMA und Schotts Ausstieg aus der Produktion kristalliner Silizium-Module.Zwar wurde viel über die US-amerikanische Photovoltaik-Industrie geredet, doch die Vereinigten Staaten hatten noch nie eine bedeutende PV-Produktion. Europa hingegen traf es am härtesten, insbesondere bei der Waferproduktion. REC ASA musste 2012 drei Waferfabriken in Norwegen schließen, ebenso Schott und PV Crystalox ihre Wafer-fertigung in Deutschland. 
Auch die chinesischen Hersteller schreiben kräftige rote Zahlen, keiner der großen chinesischen Photovoltaik-Produzenten musste jedoch bisher aufgeben. Stattdessen wurden ihre Bilanzen immer schlechter, sie erhielten kleinere Rettungspakete vom Staat, und manche verkauften Teile ihres Geschäfts an staatliche Unternehmen.

Weltweiter Handelsstreit
Der weltweite Photovoltaik-Handelsstreit, der 2012 ausbrach, muss vor dem Hintergrund dieser extrem schwierigen Bedingungen gesehen werden. Ausgelöst von einem Bündnis unter Führung von SolarWorld, belegten die USA chinesische Solarzellen und daraus gefertigte Module mit Antidumping- und Schutzzöllen zwischen 24 und 255 %. Diese waren jedoch durch eine Auslagerung der Solarzellen-Herstellung einfach zu umgehen. Außerdem ist der US-Photovoltaikmarkt relativ klein.Die derzeitigen Verfahren der EU zum Import chinesischer Photovoltaik-Produkte sind dagegen wesentlich ernster zu nehmen. China war inzwischen auch nicht untätig und startete selbst eine Antidumping-Untersuchung zu Polysilizium aus den USA und Europa. Hier sind Schutzzölle in Höhe von 50 % zu erwarten.
Und schließlich reagierte auch Indien mit einer Antidumping-Untersuchung zu Photovoltaik-Produkten aus China, Malaysia, Taiwan und den USA.
Während viele aus der Branche gegen diese Aktionen waren, kann nicht geleugnet werden, dass sich US-amerikanische und europäische PV-Hersteller sowie chinesische Polysilizium-Produzenten in einer extrem problematischen Lage befinden. Noch schwieriger ist es, den internationalen Schaden zu beziffern, den einige Gegner des Streits unterstellen. Letztlich ist die Produktionskapazität am Markt einfach zu groß.

Die gute Nachricht: Der Photovoltaik-Markt wächst
Trotz dieser Schwierigkeiten wuchs der weltweite Photovoltaik-Markt 2012 um 10-17 % auf rund 31-33 GW, sogar etablierte Märkten wie Deutschland wuchsen weiter Die neuesten Zahlen des deutschen Umweltministeriums zeigen, dass der Photovoltaik-Markt in Deutschland trotz der Kürzung der Solarstrom-Einspeisevergütung bis Jahresende ein Volumen von 7,6 GW erreichte. Das ist wieder ein Weltrekord bei der jährlichen installierten PV-Leistung.
Der italienische Markt für gewerbliche Photovoltaik-Anlagen und Großkraftwerke kam regelrecht zum Erliegen, nachdem die Einspeisevergütung im fünften Conto Energia im August so gut wie abgeschafft wurde. Dennoch sind die Zubau-Zahlen des Landes für 2012 beeindruckend: Mercom schätzt sie auf 3,5 GW.
Andere Entwicklungen zeigen jedoch, dass Europa in Sachen Photovoltaik künftig nicht mehr führend sein wird.

Photovoltaik-Märkte in Asien entwickeln sichWahrscheinlich hat sich der chinesische Photovoltaik-Markt 2012 erneut verdoppelt. Endgültige Zahlen liegen zwar noch nicht vor, aber wenn die Schätzung von IMS Research vom letzten Oktober stimmt, wäre China mit 5 GW der zweitgrößte PV-Markt der Welt. Zu der installierten Leistung zählen nicht nur die Anlagen, die zur Einspeisevergütung zugelassen wurden, sondern auch jene aus dem „Golden-Sun“-Programm mit insgesamt 1,7 GW.
Auch in Japan schnellten die Installationszahlen in die Höhe. Das Land bietet die wahrscheinlich lukrativste Einspeisevergütung der Welt und muss rasch die zerstörten und abgeschalteten Atomkraftwerke ersetzen sowie die Kosten für Importe fossiler Brennstoffe senken. Mercom Capital geht davon aus, dass sich der japanische PV-Markt im letzten Jahr auf 2,5 GW verdoppelte.

Diversifizierung hält an
China und Japan waren nicht die einzigen Märkte, die 2012 deutlich wuchsen. Die Photovoltaik verbreitete sich rasch auf der ganzen Welt. Das Wachstum in Indien und den Vereinigten Staaten war beeindruckend, und auch die schnelle Entwicklung anderer neuer Märkte 2012 könnte ein Hinweis darauf sein, wie es in den nächsten zehn Jahren weitergeht.
2012 wurde vom Bau oder der Fertigstellung zahlreicher Photovoltaik-Kraftwerke auf allen Kontinenten berichtet, darunter auch an ungewöhnlichen Standorten wie in Costa Rica, Ghana, Kasachstan, Nigeria und Peru.
Einer der wegen seiner Größe beachtlichen neuen Märkte ist Südafrika. Ende 2012 wurde mit dem Bau zahlreicher Photovoltaik-Anlagen begonnen. Südafrika will  bis 2030 im Rahmen des staatlichen Förderprogramms REIPP Photovoltaik-Anlagen mit 8,2 GW installieren. In der ersten Phase wurden bereits Anlagen mit 1,45 GW genehmigt.
Auch Südosteuropa ist erwähnenswert: Während Rumänien nur 29 MW zubaute, beeindruckten Griechenland und Bulgarien: Beide Länder brachten mehrere PV-Kraftwerke ans Netz, darunter eine Anlage mit 50 MW von Astronergy und eine mit 60 MW von SunEdison in Bulgarien.Von Lateinamerika haben viele mehr erwartet. Chile hat Photovoltaik-Projekte mit 3,1 GW in der Pipeline, die alle eine Umweltgenehmigung erhielten, aber bis Jahresende gingen erst Kraftwerke mit 2,4 MW in Betrieb, weitere 2,5 MW waren im Bau. 
Peru war erfolgreicher und nahm 2012 vier Photovoltaik-Kraftwerke mit je mindestens 20 MW in Betrieb, insgesamt 84 MW. AES Solar stellte eine Anlage mit 24 MW in Puerto Rico fertig. Auf der Insel werden derzeit mehrere Großprojekte realisiert.
Für Schwarzafrika wurden zwei große Vorhaben gemeldet: Blue Energy will ein Photovoltaik-Kraftwerk mit 155 MW in Ghana bauen, und Helios Energy unterzeichnete eine Absichtserklärung, um in Nigeria eine Anlage mit 30 MW zu installieren.

Technologie-Forschritt bei der Konzentrator-PhotovoltaikDie Konzentrator-Photovoltaik (CPV) entwickelte sich weiter zu einer etablierten Technologie. Im April nahm Cogentrix im US-Bundesstaat Colorado das CPV-Kraftwerk „Alamosa Solar“ in Betrieb. Es ist um ein Vielfaches größer als alle anderen CPV-Anlagen, die bisher gebaut wurden. Der SolarServer stellte es als Anlage des Monats November vor.

Außerdem meldete Soitec im Dezember die lange erwartete Eröffnung seiner Fertigungsanlage für Konzentrator-Photovoltaik in Südkalifornien. Dort sollen mit der Concentrix-Technologie Module für CPV-Anlagen mit mehreren Hundert Megawatt produziert werden, für die Soitec Lieferverträge geschlossen hat.
Auch technisch schritt die Konzentrator-Photovoltaik fort: Im Oktober 2012 berichtete Solar Junction, dass es mit seinen Stapel-Solarzellen einen Wirkungsgrad von 44 % erreicht hat, und im selben Monat meldete Amonix einen Rekordwirkungsgrad von 33,5 % mit seinen CPV-Modulen.
Die Konzentrator-Photovoltaik hat zwar noch etliche Herausforderungen zu bewältigen, vor allem was die Bankfähigkeit angeht. Sie machte jedoch erhebliche Fortschritte. 2013 wird diese Technologie voraussichtlich weiter wachsen, da derzeit Großprojekte in Südafrika und Kalifornien entwickelt werden.

Aussichten ab 2013
Wegen der Überkapazitäten sind die Probleme der Photovoltaik-Industrie längst nicht gelöst. Marktforschungs-Unternehmen rechnen damit, dass die Verkaufspreise weiter sinken. IHS geht sogar davon aus, dass im Laufe dieses Jahres nur 30 % der Unternehmen entlang der PV-Wertschöpfungskette überleben werden.
Die Preiseinbrüche trugen jedoch wesentlich zum Marktwachstum bei, insbesondere in Ländern wie den USA, und kamen Projektentwicklern und Installateuren zu Gute.
Global PV markets continue to grow and diversify, and with this diversification comes new opportunities, including in those markets which were previously considered closed to outsiders.
Die Photovoltaik-Märkte auf der ganzen Welt wachsen und diversifizieren sich weiter. Daraus eröffnen sich auch neue Chancen in Märkten, die bislang wenig zugänglich waren.
NPD Solarbuzz rechnet damit, dass sich der chinesische Markt für Photovoltaik-Komponenten sehr gut entwickelt, und Zahlen aus Japan zeigen, dass dort der Anteil der Photovoltaik-Importe trotz der traditionellen Vorliebe für heimische Produkte rasch wächst.In anderen Ländern haben die Preissenkungen zur Folge, dass sich die Solarstrom-Produktion auch ohne staatliche Förderung lohnt. Dies belegen erfolgreiche „Netzparitäts-Projekte“ in Spanien. 
2013 wird voraussichtlich wieder ein schwieriges Jahr. Für die überlebenden Unternehmen sind die Aussichten für ein langfristiges kräftiges Wachstum jedoch ausgezeichnet, denn ein neuer Photovoltaik-Markt zeichnet sich ab, der globaler und stabiler ist, weniger anfällig für Schwankungen von Quartal zu Quartal und unabhängiger vom wirtschaftlichen Auf-und Abschwung in einzelnen Ländern.

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