Investitionen in Photovoltaik-Anlagen lohnen sich noch immer

von Björn Hemmann und Matthias Hüttmann Warum und wie sich Investitionen in Solarstrom-Anlagen in Deutschland nach wie vor bezahlt machen, und wie dies berechnet werden kann, erklärt der Landesverband Franken der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS) im aktuellen Solarserver-Standpunkt.Auf dem Weg zur Wirtschaftlichkeitsberechnung von Photovoltaik-Anlagen müssen wichtige Kennzahlen ermittelt und interpretiert werden. Die Photovoltaik-Experten […]

von Björn Hemmann und Matthias Hüttmann
Warum und wie sich Investitionen in Solarstrom-Anlagen in Deutschland nach wie vor bezahlt machen, und wie dies berechnet werden kann, erklärt der Landesverband Franken der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS) im aktuellen Solarserver-Standpunkt.Auf dem Weg zur Wirtschaftlichkeitsberechnung von Photovoltaik-Anlagen müssen wichtige Kennzahlen ermittelt und interpretiert werden. Die Photovoltaik-Experten erklären in ihrem Beitrag nachvollziehbar die Methoden zur Ermittlung der Rendite.

Der Artikel zeigt auf, was Kennzahlen aus Berechnungsprogrammen bedeuten und wie anschauliche Instrumente wie der Liquiditätsüberschuss oder der vergleichende Liquiditätsverlauf genutzt werden.Wie wirtschaftlich sind PV-Anlagen, wie hoch ist die Rendite, und was gibt es noch für Methoden und Kennzahlen? Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage ist genauso alt wie das EEG. Sehr gebräuchlich ist der Begriff der Rendite. Aber was hat es damit eigentlich auf sich?

Bei Volleinspeisung genügt noch ein Taschenrechner
Bei einer kleineren PV-Anlage mit Volleinspeisung ließ sich die Wirtschaftlichkeit noch relativ leicht darstellen. Es gab einen Investor, der ein Gebäude besaß. Dort wurde eine PV-Anlage installiert, die von ihm selbst betrieben wurde. Der Wertzuwachs ergab sich aus der Einspeisevergütung. Die Vergütung konnte leicht prognostiziert bzw. berechnet werden. Man musste dazu lediglich die ins Netz eingespeisten Kilowattstunden elektrischer Arbeit mit der Vergütung multiplizieren.
Unter den Aufwand fielen vor allem die Investitionskosten, schließlich aber noch die Betriebskosten wie Reparaturen und Wartung, Versicherung, Zählermiete und gegebenenfalls Überwachung. Entsprechend einfach ließen sich in dem Fall die Zahlenwerte für eine individuelle Berechnung besorgen. Die Rechnung konnte von jedem, der einen Taschenrechner bedienen kann, leicht nachvollzogen werden. Und die Bewertung des Ergebnisses war ebenso einfach: Ein Ergebnis größer 1 stellte einen Wertzuwachs dar. Bei einem Ergebnis gleich 1 war die Investition neutral, und bei einem Ergebnis kleiner 1 erlitt man einen wirtschaftlichen Verlust.Der Zins, der Schlüssel zur Rendite
So weit, so gut, aber auch bei Volleinspeisungs-Anlagen hat man in der Vergangenheit an dieser Stelle nicht aufhören dürfen zu rechnen. Dass PV-Anlagen kein Draufzahlgeschäft sind, war schon immer eine Grundvoraussetzung, eine Wirtschaftlichkeit musste in jedem Fall gegeben sein. Da der Begriff der Wirtschaftlichkeit schon immer wenig aussagekräftig ist, bedient man sich häufig eines anderen Verfahrens. Mit der Berechnung der Rendite können die Interessen des Investors wesentlich besser befriedigt werden.
Aber was genau bedeutet eigentlich Rendite? Genau genommen ist dieser Begriff für eine verlässliche Bewertung ebenso wenig von Nutzen, da er als solches nur wenig Eindeutigkeit bringt. Um der Sache näher zu kommen, muss man sich zunächst mit dem Zins beschäftigen. Aussagen zu Rendite sind untrennbar mit ihm verbunden. Der Zins ist das Entgelt, dass der Schuldner dem Gläubiger für vorübergehend überlassenes Kapital zahlt. Oder die Belohnung, die der Anleger für vorübergehend angelegtes Kapital erhält.

Welche Rolle spielt der Zins bei der Rendite?
In der Investitionsrechnung geht man davon aus, dass der Wert von Zahlungen exponentiell abnimmt, je weiter der Zahlungszeitpunkt in der Zukunft liegt. Dieser Effekt ist auf die Existenz von Zinsen zurückzuführen. Verständlicher ausgedrückt könnte man fragen, ob heute ausbezahlte Euro mehr Wert haben als in 10 Jahren ausbezahlte. Man müsste antworten, dass das heute ausbezahlte mehr wert ist, da es zum Beispiel auf ein Sparbuch eingezahlt werden könnte, dort 10 Jahre lang Zinserträge erwirtschaften würden und dann natürlich im Wert gestiegen wäre.
Die Rechnung kann auch andersrum angestellt werden: Welchen Betrag müsste ich heute auf ein Sparbuch mit bekannter Verzinsung legen, damit der Betrag im Wert wachsen kann und in 10 Jahren einen bestimmten Wert hat? Oder noch einmal anders formuliert: Welchen heutigen Wert hat eine Einnahme, die erst in einigen Jahren anfallen wird, wenn der Zinssatz zum Abzinsen auf den heutigen Tag bekannt ist?
Der Zins spielt also bei der Frage nach der Wirtschaftlichkeit eine wichtige Rolle, da geklärt werden muss, mit welchem Prozentsatz Ein- und Auszahlungen in der Zukunft, bezogen auf den heutigen Tag, abgezinst werden sollten. Bezieht man alles, was in der Zukunft passiert, mit einem festgelegten Zinssatz auf den heutigen Tag, kann man alle Einnahmen und alle Ausgaben gegeneinander verrechnen und erhält einen Wert. Dieser Wert wird Kapitalwert genannt.
Zurück zur PV-Anlage: Ihr wirtschaftlicher Betrachtungszeitraum beträgt entsprechend der AfA-Tabellen in der Regel 20 Jahre. Somit erzeugen PV-Anlagen zumindest über diesen Zeitraum Einnahmen, verursachen aber genauso lange Ausgaben. Einnahmen und Ausgaben, bei denen man sich fragen muss, welchen Wert sie heute – also zum Zeitpunkt der Investition – haben, wenn sie erst in einigen Jahren anfallen.

Der Kapitalwert und unrealistische Annahmen
Um die Sache nicht noch komplizierter zu machen, geht man bei dem Zinssatz für die Abzinsung von künftigen Einnahmen und Ausgaben von einem einheitlichen Zinssatz aus. Dieser spiegelt die Annahme wider, dass man Geld in beliebiger Höhe zu diesem festgelegten Zinssatz aufnehmen kann bzw. anlegen wird. Diese Annahme ist natürlich nicht realistisch. Wer bekommt auf seinem Girokonto schon für Soll und Haben denselben Zinssatz? Und wer deckt jede Ausgabe sofort mit einem Kredit und legt jede Einnahme sofort wieder (jeweils zu diesen Zinssatz) an? Unabhängig davon stellt der Kapitalwert eine finanzmathematisch anerkannte Annahme und somit eine wichtige Kennzahl der Investitionsrechnung dar.

Der Kalkulationszinsfuß führt zur Rendite
Wer den Kapitalwert einer PV-Anlage berechnen möchte, braucht bereits Software. Mit Papier, Bleistift oder Excel-Tabellen kommt man nicht mehr weit. pv@now ist ein solches Werkzeug. Mit ihm können beliebige PV-Anlagen wirtschaftlich betrachtet werden, zudem stehen eine ganze Reihe von Kennzahlen zur Bewertung der Wirtschaftlichkeit zur Verfügung.
Gibt man eine Anlage ein, ergänzt um einige weitere Angaben, die vom Programm abgefragt werden, so erhält man kurz darauf den errechneten Kapitalwert. Bei dessen Berechnung ist der Zinssatz, mit dem die künftigen Einnahmen und Ausgaben abgezinst werden, eine wesentliche Angabe. Dieser Zinssatz hat einen eigenen Namen, er heißt Kalkulationszinsfuß. Zu einer Berechnung wird ein Kalkulationszinsfuß angenommen. Reduziert man ihn, so erhöht sich der Kapitalwert, bei einem höheren Kalkulationszinsfuß fällt er auch ins Negative. Die Wahl des Kalkulationszinsfußes sollte also sehr bedacht und bewusst geschehen.
Es gibt aber auch noch eine andere Art, den Kalkulationszinsfuß zu interpretieren: Der Kalkulationszinsfuß ist der Zinssatz, zu dem das Eigenkapital hätte alternativ zur PV-Anlage auf dem Kapitalmarkt angelegt werden können. Betrachtet man den Kapitalwert in Abhängigkeit vom Kalkulationszinsfuß, kann man den Wert der Rendite der PV-Anlage bestimmen. Wenn man den Kalkulationszinsfuß so wählt, dass der Kapitalwert Null wird, dann ist der Investor zum Zeitpunkt heute keinen Cent reicher, als wenn er in eine Geldanlage auf dem Kapitalmarkt mit einer Rendite in Höhe des Kalkulationszinsfußes investiert hätte.
Diese Vorgehensweise entspricht einem Modell der Investitionsrechnung: Bei der Internen-Zinsfuß-Methode verändere man den Kalkulationszinsfuß so lange, bis sich ein Kapitalwert von Null einstellt. Der dann gefundene Kalkulationszinsfuß heißt interner Zinsfuß (IRR) und stellt eine Rendite dar. Wer die Rahmendaten seiner PV-Anlage kennt und ein Programm wie pv@now benutzt, kann also sehr schnell folgende zwei Kenngrößen bewerten: Wie groß wird der Kapitalwert, wenn ich als Kalkulationszinsfuß zurzeit auf dem Kapitalmarkt real verfügbare Anlageoptionen mit vergleichbarem Risiko eingebe? Wie groß ist der interne Zinsfuß (IRR), sprich die Rendite?

Noch mehr Kennzahlen, jetzt nach Baldwin
Wer über die an sich etwas unrealistische Sache mit dem Anlegen von Geld zum internen Zinsfuß und dem Aufnehmen von Geld zum gleichen internen Zinsfuß hinaus weiter denken möchte, dem stehen weitere Kennzahlen wie zum Beispiel die Kalkulationszinsfuß-Methode als die interne Zinsfuß nach Baldwin zur Verfügung: Bei Baldwin werden Gelder, die man bekommt (Einzahlungen, z.B. EEG-Vergütung, eingesparte Stromkosten), mit dem Kalkulationszinsfuß bis zum Ende der wirtschaftlichen Betrachtungsdauer angelegt. Es wird also so getan, als ob man alles, was man je bekommt, bis zum Ende der wirtschaftlichen Betrachtungsdauer wieder mit dem Kalkulationszinsfuß anlegen kann und auch anlegen wird. Gelder, die man bezahlt (Auszahlungen, z.B. Betriebskosten, Reparaturen,…), werden mit dem gleichen Kalkulationszinsfuß auf den Tag der Investitionen abgezinst. Es wird also so getan, als ob man alles, was man je bezahlen wird, gleich am ersten Tag bezahlt hätte.
Jetzt bestimmt man den Zinssatz, mit dem man die Summe der bis zum Ende der wirtschaftlichen Betrachtungsdauer angelegten Gelder abzinsen muss, damit sie die Summe der gleich am ersten Tag bezahlten Gelder genau ausgleicht. Dieser Zinssatz ist der „interne Zinsfuß (Baldwin)“. Auf die Art kann man den Zins für die Aufnahme von Geld bzw. für die Wiederanlage selbst bestimmen (Kalkulationszinsfuß) und erhält auch eine Rendite wie bei der Methode des internen Zinsfußes (IRR). Wer möchte, darf sich gerne festlegen, ob er die eine (IRR) oder die andere (Baldwin) Methode besser findet. pv@now berechnet beide Kennzahlen, so dass der Nutzer entscheiden kann, woran er sich orientieren möchte.

Herrlich anschaulich: Der Liquiditätsüberschuss
Wem solche Kennzahlen und ähnliche finanzmathematische Klimmzüge weniger zusagen, der kann sich auch noch auf anschaulichere Methoden verlassen, die einem die Frage beantworten helfen, ob es sich denn lohnt oder nicht. Wer sich für seine PV-Anlage ein gedachtes Solarkonto einrichtet und darauf alle Einnahmen einzahlt wie auch alle Ausgaben begleicht, der kann über den Verlauf des Kontostandes die Liquidität vom Inbetriebnahmezeitpunkt bis zum Ende der wirtschaftlichen Betrachtungsdauer verfolgen.
Zu Beginn bekommt hat man halbwegs gleichbleibende Einnahmen, die sich hauptsächlich aus den EEG-Vergütungen und den Betriebsausgaben berechnen. Etwa nach der Hälfte der wirtschaftlichen Betrachtungsdauer geht die Kurve durch die Null, das eingesetzte Geld ist wieder da. Am Ende verbleibt auf dem Solarkonto der Liquiditätsüberschuss (Gewinn).Einfache Bewertung durch den Vergleich von Liquiditätsplänen
Interessanter wird der Liquiditätsplan, wenn auch die PV-Anlage mehr zu bieten hat. Bei einer Investition im Jahr 2015 spielen Stromspeicher, eine Eigenstromnutzung, die Frage der steuerlichen Behandlung, Kredite etc. eine entscheidende Rolle. Wenn man einen Stromspeicher plant, der die Anfangsinvestitionen erhöht, aber gleichzeitig den Eigenverbrauch verbessert, ändern sich der Kapitalwert und die beiden Renditen (IRR bzw. Baldwin).
Das sieht manchmal auf den ersten Blick schlechter aus, jedoch lässt sich die wirklich interessante Änderung allein aus diesen Zahlen nicht erkennen. Ganz im Gegensatz zum Liquiditätsverlauf. Das Solarkonto startet bei der Anlage mit Speicher natürlich viel weiter im Minus. Dadurch dass man deutlich mehr teuren Netzstrom durch die PV-Anlage ersetzt, steigt jedoch der Kontostand schneller als bei der Variante ohne Speicher. Und auch wenn es zwei Jahre länger dauert, bis das eingesetzte Geld wieder eingespielt ist, liegt am Ende mehr auf dem Solarkonto als bei der speicherlosen Anlage.
Wer sich jetzt noch auskennt und das nächste Ass aus dem Ärmel zückt, den Wechsel von der Regelbesteuerung zum Kleinunternehmer nach dem fünften Jahr, der verbessert den Liquiditätsüberschuss weiter.

Fazit
„Ja, es lohnt sich.“ Aber der Weg zu dieser Antwort bedeutet, bei vielen Fragen Kennzahlen zu kennen und diese interpretieren zu können. Egal ob man eine PV-Anlage betreibt, betreiben möchte, verkauft oder plant, egal ob man die ökologischen Aspekte oder die der Unabhängigkeit von Strompreissteigerungen stark oder weniger stark gewichtet, man wird immer wieder darauf zurückkommen, dass man erklären muss, warum es sich denn lohnt. Neben Kennzahlen aus Berechnungsprogrammen wie pv@now (Kalkulationszinsfuß, Kapitalwert, interner Zinsfuß) sind vor allem auch anschauliche Instrumente wie der Liquiditätsüberschuss und der vergleichende Liquiditätsverlauf wichtig.
Zusätzlich wird man in Zukunft nach Instrumenten suchen, um die zum Investitionszeitpunkt getätigten Schätzungen durch reale Zahlen zu ersetzen und so die wirtschaftliche Entwicklung einer PV-Anlage zu begleiten.

Ausblick
Die bisherigen Ausführungen behandelten ausschließlich die Sichtweise des Investors. Bei Betreibermodellen zu PV-Anlagen, wie sie mit dem EEG 2014 zum Einsatz kommen, gibt es aber neben einem Investor auch häufig noch einen Gebäudeeigentümer und einen oder mehrere Verbraucher. Diese können durchaus auch Betreiber der Anlage sein. Die DGS-Franken nennt solche Betreibermodelle „PV-Miete“, „PV-Teilmiete“ und „Dritte vor Ort beliefern“.
Die Grundlagen der Steigerungen der Wirtschaftlichkeit basieren auf Überlegungen und Berechnungen der DGS-Franken, über deren Dienstleistungen und Produkte man sich auf den Internetseiten www.dgs-franken.de und www.pv-now.de eingehender informieren kann. Wer solche Zusammenhänge besser verstehen möchte, der kann entsprechende Seminare zum Beispiel bei der Solarakademie Franken besuchen.
Der komplette Beitrag „LOHNT SICH DAS DENN?“ (11 Seiten, PDF) kann hier heruntergeladen werden.

Der Solarserver dankt der DGS Franken für die Publikationsrechte.

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