Netze und Speicher für die Energiewende

Infrastrukturplanung für die Energiewende bedeute das Mitdenken von Speichern. Dies ist eine wesentliche Botschaft des fünften IRES-Symposiums, das gestern in Berlin Politik und Wissenschaft zusammenbrachte.

Das Symposium, veranstaltet von der Vereinigung Eurosolar in Verbindung mit der Energieagentur NRW, setzte seinen Schwerpunkt in diesem Jahr auf die Entwicklungen in der Energieinfrastruktur: Der Netzentwicklungsplan und der dazugehörige Szenariorahmen sehen einen umfassenden Ausbau der Stromnetze vor. Aber auch Speicher müssen als Teil der Energiewende stetig bei Um- und Ausbau der Energieinfrastruktur mitgedacht werden.
 
Doch wie kann der Ausbau neuer Speicheranwendungen in der Praxis ermöglicht werden? Expertinnen und Experten streiten sich darum, ob aktuelle Regularien angepasst werden müssen oder ob sich die Speichertechnologien mit dem Ausstieg aus Kernenergie und einer rückläufigen Kohleverstromung zukünftig ganz von allein am Markt durchsetzen werden.
 
Dr. Frank Pieper, Geschäftsführer der WSW Netz der Wuppertaler Stadtwerke, machte dabei die Herausforderungen pointiert deutlich: „In den Verteilnetzen geht der Punk ab. Im Prinzip sind wir zwar auf Verteilnetzebene gut vorbereitet auf die Energiewende, zumindest hier im urbanen Raum. Essentiell wird jedoch sein, dass wir die vorhandene Infrastruktur intelligent nutzen und die zusätzlichen Lastflüsse, die insbesondere aus der E-Mobilität und anderen Sektorkopplungsmöglichkeiten resultieren, optimal steuern können.“
 
Professor Michael Sterner von der Hochschule Regensburg, der als ein Vater der Power-to-Gas-Idee (PtG) gilt, plädiert: „Über die Sektorenkopplung und Power-to-X können riesige Speicherkapazitäten und Flexibilitäten erschlossen werden, die für das Gelingen der Energiewende notwendig sind. Kostengünstiger Wind- und Solarstrom wird so zur Dekarbonisierung von Wärme, Mobilität und Industrie verfügbar. Den offiziellen Plänen der Bundesregierung beziehungsweise der Bundesnetzagentur macht er den Vorwurf, zu kurzsichtig angelegt zu sein. Dies werde am Beispiel der P2G-Technik deutlich. Diese sei keine Zukunftsmusik, sondern müsse bereits heute begonnen werden, wenn man hohe Anteile Erneuerbarer Energien im Energiesystem erreichen wolle: "Wer einen Netzentwicklungsplan aufstellt, der bislang immer nur bis 2035 vorausschaut, der kommt zu anderen Ergebnisse als wenn er das Paris-Ziel für 2050 zugrunde legt. Wenn ich eine Bergtour mache, muss ich doch schon im Tal eine andere Ausrüstung mitnehmen, wenn ich weiß, dass meine Tour nicht an der Almhütte endet, sondern dass ich zum Gipfel aufsteigen will."
Es sei glasklar, sagt Sterner: "Kohle- und Atomausstieg heißt Speichereinstieg. Daher sollten Speicher- und Power-to-X-Technologien sowie die Infrastrukturen für Strom und Gas sowie Wärme gemeinsam geplant und synchronisiert werden.“

Die große Schwester des IRES-Symposiums, die 13. Internationale Konferenz zur Speicherung Erneuerbarer Energien (IRES 2019) wird vom 12. bis zum 14. März gemeinsam mit der Energy Storage Europe www.ESEexpo.de auf dem Gelände der Messe Düsseldorf stattfinden. www.eurosolar.de
09.11.2018 | Quelle: Eurosolar/Energieagentur.NRW | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen