Braunkohlereviere sollen zu Energiewenderegionen werden

Foto: Julian Nitzsche / pixelio.de
Eine Untersuchung im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums zeigt, dass die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien und dabei vor allem der Ausbau von Solar- und Windstrom einen wichtigen Beitrag zum erfolgreichem Strukturwandel in deutschen Braunkohlerevieren leisten können.

Die Studie des BMWI führt aus, wie die deutschen Kohlereviere auch zukünftig als wichtige Player in der Energiewirtschaft in Deutschland mitspielen können und kommt zu dem Schluss, dass eine gezielte Transformation hin zu Energiewenderegionen maßgeblich neue Perspektiven für Beschäftigung und
Wertschöpfung im Rheinischen, Mitteldeutschen, Lausitzer und Helmstedter Revier schaffen könnte.

Die Experten mehrerer Forschungs- und Beratungsinstitute empfehlen die Potenziale erneuerbarer Energien in den Tagebauregionen stärker zu nutzen. Besondere Chancen bietet der verstärkte Ausbau von Solar- und Windstrom im Verbund. Diese Anlagen könnten schrittweise in den Regionen aufgebaut werden und freiwerdende Netzkapazität ersetzen, während die Kohleverstromung heruntergefahren wird. Weiterhin empfiehlt das Gutachten, Anlagen für die sogenannte Power-to-X-Technologie, also das Umwandeln von Strom etwa in Gas oder Wärme, gezielt in den Tagebauregionen anzusiedeln.

"Solche Anlagen werden im zukünftigen Energiesystem eine wichtige Rolle zur Speicherung oder anderweitigen Nutzung von temporären
Stromüberschüssen aus Wind oder Photovoltaik spielen", sagt Martina Richwien vom Beratungsinstitut IFOK, das die Erarbeitung der Studie geleitet hat.

"In der Debatte um den Strukturwandel werden die Potenziale der Energiewende bisher noch zu wenig gesehen", so Bernd Hirschl vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), das in der Studie berechnet hat, in welchem Umfang Arbeitsplätze und Wertschöpfung in den Bereichen Wind- und Solarenergie neu entstehen können. "Die vorhandenen Infrastrukturen und Kompetenzen bieten sich
an, die Reviere zu Energiewende-Modellregionen zu entwickeln – entsprechend ihrer jeweiligen Voraussetzungen. Wenn die Akteure vor Ort dafür zusammen mit den betroffenen Bundesländern und dem Bund an einem Strang ziehen, können nennenswerte Wertschöpfung und Beschäftigung entstehen."

Zusammenarbeit auf allen Ebenen

Die Experten weisen darauf hin, dass für ein Gelingen der Reviertransformation spezifische Maßnahmen erforderlich sind, bei denen die verschiedenen Ebenen zusammenarbeiten müssen. Etwa seien Sonderausschreibungen erforderlich, um die Anlagen gezielt in die Regionen zu bekommen. Damit die Reviere ökonomisch davon profitieren, sind darüber hinaus nennenswerte Beteiligungen von Kommunen, Unternehmen und Bürgern vor Ort erforderlich.

"Die Erschließung der Potenziale kann nur in den Regionen und gemeinsam mit den regionalen Akteuren erfolgen, die mit den Veränderungen vor Ort leben und arbeiten", betont Richwien. "So muss beispielsweise die Frage nach der Verfügbarkeit geeigneter Flächen im Dialog vor Ort beantwortet werden. Hier wird es wichtig sein, weitere Vorstellungen der Flächennutzung einzubeziehen und
mögliche Unterstützer zu finden, um die insbesondere in der Lausitz erheblichen Beschäftigungspotenziale auch nutzen zu können."

Fallstudie Lausitz: mehrere tausend Arbeitsplätze möglich

In dem Gutachten wurde für das Lausitzer Revier das regionalökonomische Potenzial einer Transformation zur Energiewenderegion abgeschätzt. Bei einem ambitionierten Ausbau von Windenergie und Photovoltaik können beispielsweise allein in diesem Bereich rund eintausend Vollzeit-Arbeitsplätze entstehen. Darin sind noch keine Effekte aus der Anlagenproduktion enthalten, in der heute
bereits mehr als eintausend Menschen beschäftigt sind. Aus weiteren Bereichen der Strom-, Wärme- und Verkehrswende können darüber hinaus zahlreiche zusätzliche Arbeitsplätze entstehen – von Biogas über Solarthermie bis Power-to-Gas und in Bereichen wie ÖPNV, Car-Sharing, E-Mobilität oder autonomes Fahren.

An der Studie mitgewirkt haben neben der IFOK GmbH folgende Forschungs- und Beratungsorganisationen: Deutsche WindGuard GmbH, Solarpraxis Engineering GmbH, Prognos AG, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH (gemeinnützig), Becker Büttner Held PartGmbB.
Der Projektbericht Erneuerbare Energien-Vorhaben in den Tagebauregionen kann hier heruntergeladen werden.
 
23.11.2018 | Quelle: IFOK GmbH | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen