Studie: 100 Prozent Erneuerbare günstiger als heutiges Energiesystem

Eine neue Studie der Energy Watch Group und der LUT University zeigt, dass eine Umstellung auf einhundert Prozent erneuerbare Energien konkurrenzfähig ist und die CO2-Emissionen bis 2050 auf Null drücken kann.

Wie die Energy Watch Group mitteilte, simuliert die wissenschaftliche Modellierungsstudie eine vollständige weltweite Energiewende in den Bereichen Strom, Wärme, Verkehr und Meerwasserentsalzung bis 2050. Sie basiert auf viereinhalb Jahren Forschung und Analysen von Datenerfassungen und technischen und finanziellen Modellierungen durch 14 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Dadurch wird bewiesen, dass die Wende hin zu 100 Prozent Erneuerbaren Energien mit dem heutigen, konventionellen fossil-nuklearen System wirtschaftlich konkurrenzfähig ist und die Treibhausgasemissionen im Energiesystem noch vor 2050 auf Null reduziert werden können.

Dank des erarbeiteten Modells und der umfangreichen vorhandenen Datenbasis können EWG und LUT auch nationale Pläne für den Umstieg auf 100% Erneuerbare Energien entwickeln. „Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass in allen Ländern die aktuellen Ziele des Pariser Klimaabkommens beschleunigt werden können und sollten”, sagte Christian Breyer, Professor für Solarwirtschaft an der finnischen Universität LUT. “Eine Wende hin zu 100% sauberen, erneuerbaren Energien ist sehr realistisch – schon jetzt, mit den heute verfügbaren Technologien.“

Prof. Dr. Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hob die wirtschaftliche Rentabilität der Erneuerbaren Energien vor: “Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass eine weltweite Umstellung auf erneuerbare Energien nicht nur machbar, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist.“

Die Studie schließt mit politischen Empfehlungen zur raschen Einführung Erneuerbarer Energien und emissionsfreier Technologien. Zu den wichtigsten in dem Bericht festgelegten Maßnahmen zählen die Förderung von Sektorenkopplung, privaten Investitionen (die am besten durch feste Einspeisevergütungen angereizt werden), Steuervergünstigungen und rechtlichen Privilegien bei gleichzeitiger Einstellung von Subventionen für Kohle und fossile Brennstoffe. Mit der Umsetzung starker politischer Rahmenbedingungen, so der Bericht, ist eine Wende hin zu 100% Erneuerbaren Energien bereits vor 2050 möglich.

Zu den Schlüsselerkenntnissen der Studie zählen folgende Punkte:

•    Die Umstellung auf 100% Erneuerbare Energien erfordert eine umfassende Elektrifizierung in allen Energiesektoren. Die gesamte Stromerzeugung wird das Vier- bis Fünffache der Stromerzeugung von 2015 ausmachen. Dadurch wird der Stromverbrauch im Jahr 2050 mehr als 90% des Primärenergiebedarfs betragen. Gleichzeitig wird der Verbrauch fossiler und nuklearer Energierohstoffe in allen Sektoren vollständig eingestellt.

•    Die weltweite Primärenergiegewinnung im 100% Erneuerbare-Energien-System wird aus dem folgenden Mix an Energiequellen bestehen: Solarenergie (69%), Windkraft (18%), Wasserkraft (3%), Bioenergie (6%) und Geothermie (2%).

•    Wind- und Solarenergie machen bis 2050 96% der gesamten Stromversorgung aus erneuerbaren Energien aus. Erneuerbare Energien stammen nahezu ausschließlich aus dezentraler lokaler und regionaler Erzeugung.

•    100% Erneuerbare Energien sind günstiger: Die Energiekosten für ein vollständig nachhaltiges Energiesystem sinken von 54 Euro/MWh 2015 auf 53 Euro/MWh 2050.

•    Die jährlichen Treibhausgasemissionen im Energiesektor sinken durch die Umstellung in allen Sektoren kontinuierlich von rund 30 Gt-CO2-Äq. im Jahr 2015 auf Null bis 2050.

•    Ein zu 100% erneuerbares Stromsystem wird weltweit 35 Millionen Menschen beschäftigen. Die rund 9 Millionen Arbeitsplätze im weltweiten Kohlebergbau aus dem Jahr 2015 werden bis 2050 komplett eingestellt. Diese werden durch mehr als 15 Millionen neue Arbeitsplätze im Bereich der Erneuerbare-Energien-Branche überkompensiert.
Studie: Globales Energiesystem mit 100 % erneuerbaren Energien
12.4.2019 | Quelle: Energy Watch Group | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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