Nordafrika: Regelbarer Solarstrom konkurrenzfähig

Das 2018 fertiggestellte Solarkraftwerk NOOR-Ouarzazate leistet 580 Megawatt aus drei CSP-Anlagen und einer Photovoltaikanlage. Foto: DLR
In Marokko entsteht mit 800 Megawatt Leistung der weltweit größte Solarkomplex. Das Hybridkraftwerk aus solarthermischen Strom und Photovoltaik bietet regelbaren Solarstrom zu einem Preis von sechs Euro-Cent und ist damit erstmals konkurrenzfähig mit Strom aus Gaskraftwerken.

Die internationale Ausschreibung für den solaren Kraftwerkskomplex NOOR-Midelt I in Marokko ist zum Abschluss gekommen. Den Zuschlag erhielt ein Konsortium unter der Führung des französischen EDF-Konzerns. Die Stromerzeugungskapazität von NOOR-Midelt wird die des Vorgängerprojekts NOOR-Ouarzazate – derzeit der größte Solarkomplex weltweit – sogar noch übertreffen. Beide Großprojekte kombinieren speicherbaren solarthermischen Strom (Concentrated Solar Power, kurz CSP) mit preisgünstigerem Strom aus Photovoltaik (PV). Die Vorteile der Hybridstrategie: Die durchschnittlichen Stromerzeugungskosten senken und die angeschlossenen CSP-Wärmespeicher erlauben die Bereitstellung von Solarstrom auch abends oder nachts. In der nun beendeten Ausschreibung wurde ein Preis von 0,68 marokkanischen Dirham pro Kilowattstunde Strom erzielt, oder, nach aktuellem Kurs umgerechnet, sechs Euro-Cent. Nie zuvor war laut dem DLR-Institut für Solarforschung regelbarer Solarstrom so günstig.

Marokko ist in Nordafrika ein Vorreiter in der Nutzung der erneuerbaren Energien Wind, Sonne und Wasserkraft. Bis 2020 will das Land den Anteil der installierten nachhaltigen Stromerzeugungskapazität auf 42 Prozent steigern; 52 Prozent sollen es 2030 sein. Die beiden Solarkomplexe in Ouarzazate und Midelt sind die Leuchtturmprojekte des marokkanischen NOOR-Solarplans. NOOR ist das arabische Wort für Licht. Das Ende 2018 fertiggestellte Projekt NOOR-Ouarzazate bezieht seine Gesamtleistung von 580 Megawatt aus drei CSP-Kraftwerken und einer Photovoltaikanlage. NOOR-Midelt I wird mit zwei CSP/PV-Hybridkraftwerken eine Gesamtleistung von 800 Megawatt erreichen. Im Herbst 2019 sollen die Bauarbeiten beginnen.

„Der Preis von sechs Euro-Cent pro Kilowattstunde ist eine Sensation, da regelbarer Solarstrom erstmalig mit Strom aus Gaskraftwerken konkurrieren kann“, sagt Robert Pitz-Paal, Direktor am DLR-Institut für Solarforschung. „Die Kombination von CSP und PV kann den Strom nach Sonnenuntergang viel kostengünstiger als eine PV-Anlage mit Batteriespeicher liefern. Damit wird es in sonnenreichen Ländern erstmal möglich, komplett auf den Import von fossilen Brennstoffen für die Stromerzeugung zu verzichten.“ Laut Pitz-Paal kommt der günstige Preis zustande, weil es ist bis zu 20 Mal günstiger sei, Wärme in Salztanks statt Strom in Batterien zu speichern. Die Anlage nutzt außerdem einen Teil des PV-Stroms, um die Temperatur im Wärmespeicher zu steigern. Das verbessert den Wirkungsgrad der Stromerzeugung aus der gespeicherten Wärme.

In der Vergangenheit gab es immer wieder Pläne den Solarstrom aus Nordafrika nach Europa zu importieren. Kurzfristig ist damit aber zu rechnen. „Hier fehlen neben den entsprechenden Stromleitungen auch Randbedingungen, um die notwendigen Investitionen abzusichern“, sagt Pitz-Paal. Es gäbe aber einige bilaterale Ansätze, beispielsweise zwischen Tunesien und Italien, die einen Durchbruch bedeuten würden, falls sie zum Tragen kämen.
 
5.6.2019 | Quelle: DLR | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen