Unternehmensberatung Apricum: Deutsche Solar-Förderung sollte jetzt umdenken

Derzeit wird kritisiert, dass die deutsche Förderpolitik für die Solar-Branche wenig zielführend sei und jährlich Kosten in Milliardenhöhe verursache. Dem widerspricht Nikolai Dobrott, Geschäftsführer der Apricum GmbH, einer international tätigen Unternehmensberatung mit Schwerpunkt Cleantech und erneuerbare Energien. Die Förderung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sei richtig gewesen und werde heute von anderen Ländern nachgeahmt. Doch jetzt […]

Derzeit wird kritisiert, dass die deutsche Förderpolitik für die Solar-Branche wenig zielführend sei und jährlich Kosten in Milliardenhöhe verursache. Dem widerspricht Nikolai Dobrott, Geschäftsführer der Apricum GmbH, einer international tätigen Unternehmensberatung mit Schwerpunkt Cleantech und erneuerbare Energien. Die Förderung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sei richtig gewesen und werde heute von anderen Ländern nachgeahmt. Doch jetzt sei der Zeitpunkt gekommen, die Förderpolitik an die Entwicklung des Marktes anzupassen.
Dobrott war unter anderem als „Director Renewable Energies and Resources“ bei Invest in Germany, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Bundesrepublik Deutschland, wesentlich am Auf- und Ausbau des Erneuerbare-Energien-Standortes Deutschlands beteiligt.

Unternehmensberater warnt vor einer vorschnellen Verurteilung der deutschen Subventionspolitik
Unter dem Titel „Gabriels Solarpolitik hinterlässt Milliarden-Schuldenberg“ berichtete Spiegel Online Ende letzter Woche, dass die Solar-Förderung der Großen Koalition die deutschen Steuerzahler langfristig etwa 27 Milliarden Euro kosten werde. Die Kosten würden die Verbraucher tragen, und das noch über die nächsten 20 Jahre, denn so lange werde die Solarstrom-Vergütung gesetzlich garantiert. Dabei sei der Nutzen minimal – Sonnenenergie trage mit weniger als einem Prozent fast nichts zur Stromerzeugung in Deutschland bei, zitiert Dobrott den Spiegel. „Ich kann mich der Argumentation des Spiegel-Artikels nicht anschließen und warne auch vor einer vorschnellen Verurteilung der deutschen Subventionspolitik“, so Dobrott in einer Pressemitteilung. „Volkswirtschaftliches Ziel Mitte der 90er Jahre war es, in einem exportorientierten Hochlohnland ohne eigene nennenswerte Energiereserven und in der strukturschwachen Region Ostdeutschland eine international wettbewerbsfähige Zukunftsindustrie aufzubauen. Dieses Ziel wurde bis heute sehr erfolgreich umgesetzt.“ Deutschland sei mit der Subventionierung nach EEG den richtigen Weg gegangen, es habe damit eine Industrie mit guten Startvoraussetzungen und mittel- und langfristig hohem Wachstumspotenzial gefördert. Jeder Unternehmer agiere so: Er investiert in Märkte mit hohem Wachstumspotenzial.

Nikolai Dobrott: Auch China subventioniert die Solarbranche massiv
Cleantech, also die Entwicklung und Herstellung neuer Produkte und Technologien mit dem Anspruch auf ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit, und der Solarmarkt hätten heute weltweit eine hohe Attraktivität und Deutschland eine ausgezeichnete Wettbewerbsposition, betont Dobrott. Mit der Subventionspolitik seien zudem etwa 80.000 direkte und nochmals die drei- bis vierfache Zahl indirekter Arbeitsplätze in der Solarwirtschaft geschaffen worden, und das größtenteils in den strukturschwachen Regionen Ostdeutschlands. „Dies ist ein beachtlicher Erfolg. Heute ist Deutschland mit höchstem technologischen Know-how und innovativen Entwicklungen der führende Anbieter in der Solarbranche neben China, das im Übrigen ebenfalls die Solarbranche massiv subventioniert“, so Dobrott weiter.

Subventionspolitik sollte angepasst werden
„Die berechtigte Frage lautet, inwieweit die deutsche Subventionspolitik in die Solarindustrie überdacht und an die Marktgegebenheiten angepasst werden sollte. Denn die Preise für Solarmodule sind seit gut einem Jahr stark gefallen, d.h. Betreiber verdienen heute viel früher an ihren Investitionen. Eine Anschubfinanzierung in der bisherigen Höhe ist also nicht mehr notwendig“, so Dobrott in der Pressemitteilung. Nach Meinung von Apricum sei deshalb jetzt der Zeitpunkt für eine Nachjustierung gekommen. Richtig sei auch, dass sich noch zeigen müsse, ob die Solarenergie in Deutschland einen substanziellen Beitrag zur sauberen Energieversorgung werde leisten können. Es sei also sicher der falsche Weg, der Solarenergie in Deutschland durch Überförderung eine nicht wirtschaftliche, zentrale Rolle im Energiemix zuzuschreiben.
Wichtiger sei es, jetzt die Internationalisierung des Geschäfts voranzutreiben, betont der Unternehmensberater. In einigen Märkten, wie beispielsweise Regionen in den USA, Italien oder auch im Nahen Osten, sei schon fast Netzparität erreicht, d.h. Solarstrom sei dort ohne Subventionen wirtschaftlich wettbewerbsfähig mit eingekauftem Strom vom Netzbetreiber. Hier müsse Deutschlands Solarindustrie präsent sein, um die Weichen für den Absatz zu stellen. „Da ist zum einen unternehmerisches Geschick gefragt. Aber auch von der Politik sollte dies unterstützt werden, indem man – mit Fingerspitzengefühl – die Anreize in Deutschland schrittweise zurückfährt und die frei werdenden Mittel hier investiert“, sagt Dobrott. Bei der Erschließung neuer Märkte im Ausland könnten auch Kooperationen mit ausländischen Partnern der richtige Weg sein. Skaleneffekte zu nutzen, sollte stärker in den Vordergrund rücken.

Apricum auf dem Forum Solarpraxis
Am 19. und 20. November 2009 wird Nikolai Dobrott auf dem Forum Solarpraxis in Berlin einen Fachvortrag zur Solar-Förderung halten. Außerdem ist eine Diskussionsrunde am Abend des 18. November zu diesem Thema geplant. Details auf Anfrage, Interessenten sind herzlich eingeladen.

16.10.2009 | Quelle: Apricum – The Cleantech Advisory | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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