Neues Sonnenhaus belegt Österreichs Potenzial für Solarthermie-Heizkonzepte

Mit der Einweihung eines spektakulären Sonnenhauses in Eferding (Oberösterreich) sowie einem zusätzlichen, außerplanmäßigen Sonnenhaus-Intensivseminar in Übelbach (Steiermark) verzeichnet das Sonnenhaus-Institut (Straubing) nun auch in Österreich eine eindeutige Aufbruchstimmung hin zum solarthermischen Heizen. So ist das neue Vital-Sonnenhaus der Bauhütte Leitl-Werke GmbH in Eferding gleich unter mehreren Niedrigenergie-Aspekten Beispiel gebend: Als Plusenergie- und Null-Emissionshaus sammelt es mehr Energie aus der Sonne, als es zur 100-prozentigen Deckung seines Jahreswärmebedarfs für Heizung und Warmwasser braucht. Den Energieüberschuss liefert es an sein Nachbarhaus, mit dem das Gebäude in einem Energienahverbund steht.

Für die Planung dieses Informations- und Schulungsgebäudes vertraute der Bauherr auf die Expertise der Gründer des Sonnenhaus-Instituts e.V. Der Architekt Georg Dasch und Wolfgang Hilz, Solaringenieur, kombinierten für das Sonnenhaus Leitl 108 Quadratmeter Sonnenkollektoren auf der Südseite der Fassade mit einem 27.000 Liter Pufferspeicher. Das 50 Zentimeter Ziegelmauerwerk aus den von der Firma Leitl entwickelten Vital-Ziegeln ist gleichzeitig eine optimale Wärmedämmung. Der berechnete jährliche Solarertrag ist mit 30.000 Kilowattstunden (kWh) doppelt so hoch wie der gesamte Energieverbrauch des Vital-Sonnenhauses mit seinen 660 Quadratmetern Nutzfläche.

Sonne statt Atomenergie
"Würde die Hälfte des österreichischen Raumwärmebedarfs solar erzeugt, stünde jährlich mehr Energie zur Verfügung, als das Atomkraftwerk Temelin erzeugt“, so Martin Leitl, Geschäftsführer der Bauhütte Leitl-Werke GmbH und Bauherr des innovativen Gebäudes. "Österreich könnte gänzlich ohne Atomenergie auskommen und seinen Energiebedarf völlig natürlich allein mit erneuerbarer Wasser- und Sonnenenergie decken."
Österreich ist zwar das Ursprungsland der Solartechnik und weist nach Zypern und Israel weltweit die höchste Dichte an Sonnenwärmeanlagen pro Kopf auf. Jedoch werden diese bislang vorwiegend zur Warmwasserbereitung eingesetzt. Dabei wäre es ein Leichtes, das Heizpotenzial dieser Energie zu nutzen, betont das Sonnenhaus-Institut. Ohnehin nutzen Österreicher bereits 40 Prozent des gesamten Energiebedarfs für Niedrigtemperatur-Heizungen – optimal für solarthermische Anlagen.

EU-Gebäuderichtlinie legt als Maßstab für Energieeffizienz den jährlichen Primärenergiebedarf zugrunde
Die Gesetzeslage in Österreich begünstigt derzeit noch die Maximierung der Wärmedämmung, ohne die aktive solare Energiegewinnung zu berücksichtigen. Dies könnte sich jedoch durch die Anforderungen der EU-Gebäuderichtlinie ändern. Diese Richtlinie legt als Maßstab für Energieeffizienz den jährlichen Gesamtenergiebedarf (Primärenergiebedarf) eines Gebäudes zugrunde. Neben dem Heizenergiebedarf, der heute noch in Österreich als Maßstab für Wohnbauförderung gilt, umfasst der Primärenergiebedarf zusätzlich die Energiemenge, die durch vorgelagerte Prozessketten außerhalb des Gebäudes bei der Gewinnung, Umwandlung und Verteilung des Energieträgers benötigt wird. Sonnenhäuser erfüllen bereits jetzt die Anforderungen der EU-Gebäuderichtlinie.

22.10.2010 | Quelle: Sonnenhaus Institut e.V. | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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