Solar Millennium AG will sich strategisch neu ausrichten; Anpassung der Unternehmensstrategie zur Sicherung der Wachstums- und Ergebnisperspektiven nach negativem Ergebnis der ersten Geschäftsjahreshälfte

Bei der Entwicklung des größten Solarenergiestandorts der Welt mit einer Kapazität von bis zu 1.000 (Megawatt) MW Nennleistung im kalifornischen Blythe in den USA hat die Solar Millennium AG (Erlangen) die Weichen neu gestellt. Statt mit der ursprünglich vorgesehenen Concentrating Solar Power (CSP)-Technologie in Form von Parabolrinnen-Kraftwerken sollen die ersten beiden 250 MW-Anlagen in Blythe nun mit Photovoltaik (PV) ausgestattet werden.

Das Ergebnis der ersten Geschäftsjahreshälfte von Solar Millennium sei erwartungsgemäß negativ ausgefallen, da die Finanzierungsabschlüsse für Blythe und Ibersol erst in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres eingeplant waren, betont das Unternehmen. Mit der Verlagerung des Finanzierungsabschlusses für Blythe in das nächste Geschäftsjahr sei zu erwarten, dass auch das Gesamtjahresergebnis 2010/11 negativ bleiben wird.

PV statt CSP
Mit der Entscheidung zugunsten der Photovoltaik reagiere das Management von Solar Millennium und Solar Trust of America auf die veränderten Marktbedingungen in den USA im Hinblick auf die derzeit wesentlich rentableren Aussichten für den Einsatz von PV in Solarkraftwerken, die keinen Speicher benötigen, heißt es in der Pressemitteilung.

Kalifornische Energieversorger stellen Stromabnahmeverträge auf PV um
Hierzu kommentiert Dr. Christoph Wolff, Vorstandsvorsitzender der Solar Millennium AG: „Der amerikanische Markt ist zurzeit eindeutig spitzenlastorientiert. Aufgrund des starken Verfalls der PV-Preise kamen wir mit dem kalifornischen Energieversorger darin überein, die Stromabnahmeverträge auf PV umzustellen“, so Wolff. „Gleichzeitig hätten kurzfristige Preiserhöhungen bei Rohstoff- und Baupreisen unsere Eigenkapitalrendite und Risikovorsorge im CSP-Projekt Blythe für unseren Bauanteil auf marginale Werte reduziert. Vor diesem Hintergrund entschieden wir aus unternehmerischen Erwägungen vor wenigen Tagen, in den USA auf PV zu setzen. Diese Marktentwicklung vorwegnehmend hat sich unsere US-amerikanische Tochter bereits entsprechende Expertisen aufgebaut. Damit tragen wir dem spezifischen Bedürfnis des US-Marktes Rechnung.“

Photovoltaik-Kraftwerke müssen auf dem freien Kapitalmarkt finanziert werden
Die Entscheidung für die deutlich kostengünstigere Variante Photovoltaik bedeutet auch, dass Solar Millennium die Kraftwerke auf dem freien Kapitalmarkt finanzieren wird. Damit wird die Kreditgarantie des US-amerikanischen Department of Energy für Blythe 1 und 2 nicht länger in Anspruch genommen.

Vorstandsvorsitzender Wolff: Keine Abkehr von der CSP
Wolff fügt hinzu: „Die Entscheidung für den Einsatz von Photovoltaik in Blythe bedeutet keine Abkehr der Solar Millennium Gruppe von ihrer Kerntechnologie, den solarthermischen Kraftwerken. Nach unserer Auffassung gibt es im Markt für Solarkraftwerke eine Unterscheidung in grundlastfähige solarthermische Stromerzeugung oder Concentrated Solar Power und spitzenlastfähige Photovoltaik. Während vor weniger als zwei Jahren solarthermische Kraftwerke den günstigeren Strom lieferten, hat sich das Verhältnis mit den stark fallenden PV-Modulpreisen insbesondere aus Asien in das Gegenteil verkehrt. Wegen der Grundlastfähigkeit von CSP messen viele Regionen auch weiterhin dieser Technologie eine hohe Bedeutung in ihrem Energiemix bei und stützen damit die Wachstumsaussichten der Solar Millennium Gruppe.“

Hybrid PV/CSP-Projekte als Alternative
Mit der Entscheidung setzt das Unternehmen die im Rahmen der letzten Hauptversammlung von Christoph Wolff beschriebene strategische Neuausrichtung fort. Dazu gehören auch die Verbreiterung der technologischen Basis auf Solar-Turm und potenziell Fresnel-Technologie sowie die Fähigkeit, je nach Marktlage auch Photovoltaik und insbesondere Hybrid PV/CSP-Projekte als Entwickler und Dienstleister betreiben zu können. Mit dem Ausbau von kleineren und mittleren PV/CSP-Projekten und von Bau und Betriebsservice plant Solar Millennium die Verstetigung des Geschäftsmodells.

Ergebnisse der ersten Geschäftsjahreshälfte: Betriebsleistung gesunken, negatives EBIT; Andasol 3 liefert wesentlichen Umsatzbeitrag
Die Solar Millennium AG hat die erste Halbjahresperiode vom 01.11.2010 bis zum 30.04.2011 mit einer Betriebsleistung nach IFRS von 34,6 Millionen Euro gegenüber 43,0 Millionen im Vorjahr und einem EBIT von minus 32,6 Millionen Euro im Vergleich zu minus 25,1 Millionen Euro abgeschlossen. Den wesentlichen Umsatzbeitrag zur Betriebsleistung lieferte die plangemäße Fortführung des Baus von Andasol 3 in Spanien.
Einen positiven Effekt auf die Betriebsleistung hatte außerdem die gestiegene Veränderung des Vorratsbestands in Höhe von 21,3 Millionen Euro (Vorjahr: 10,5 Millionen Euro). Sie spiegelt den weiteren Fortschritt der weltweiten Projekte wider, insbesondere in den zwei Hauptmärkten Spanien und USA.

Spanische Projekte Ibersol und Arenales im Mittelpunkt der Geschäftsaktivität
In Spanien stehen die beiden mit einem Speicher ausgestatteten Projekte Ibersol und Arenales mit einer Nennleistung von jeweils 50 MW im Fokus der Geschäftsaktivitäten.
Während das Unternehmen derzeit mit Hochdruck am Finanzierungsabschluss des Ibersol-Projekts arbeitet, konnte die Finanzierung von Arenales kürzlich abgeschlossen werden.
Nach dem Einstieg der Deutsche Bank-Tochter RREEF Infrastructure in das Projekt Arenales und dem Abschluss einer Bankenfinanzierung Anfang August 2011 wurde mit den ersten Baumaßnahmen im Rahmen eines Early Works Agreements bereits begonnen. Als Generalunternehmer konnte Solar Millennium OHL Industrial als starken Partner gewinnen.

Planzahlen erst nach Abschluss konkreter Verträge über die Solarkraftwerke in den USA
Insbesondere vor dem Hintergrund der veränderten Situation in den USA bleibt der Vorstand vorerst bei seiner Entscheidung, keine Guidance für das laufende Geschäftsjahr herauszugeben. Sobald die konkreten Verträge zu Finanzierung und Bau der Solarkraftwerke in den USA abgeschlossen sind, beabsichtigt der Vorstand Planzahlen für einen Zweijahreszeitraum vorzulegen.

Strategieprogramm vorgezogen
Mit den Entwicklungen der letzten Wochen und einigen Veränderungen im Management hat sich der Handlungsdruck deutlich erhöht. Vor diesem Hintergrund wird auch das bereits angekündigte Strategieprogramm vorgezogen. Der Vorstand erwartet, dass die Liquiditätslage mit dem Einstieg weiterer Investoren in die Solarkraftwerksprojekte Ibersol und Arenales sowie mit der Platzierung der Anleihe 8 und des Ibersol-Fonds stabil bleibt und durch einen Finanzierungsabschluss für den Standort Blythe abgesichert wird. Eine strukturelle Stärkung der Kapitalbasis erwartet der Vorstand aus dem Abschluss mit einem Finanzierungspartner.
Im Zuge seiner Mittelfristplanung rechnet der Vorstand mit einer deutlichen Steigerung von Betriebsleistung und Ergebnis durch die Umsetzung der anstehenden Projekte sowie den Effekt der strategischen Neuausrichtung.

Der vollständige Halbjahresbericht 2010/2011 steht auf der Website der Solar Millennium AG in der Rubrik „Investoren – Download“ zum Herunterladen bereit.

22.08.2011 | Quelle: Solar Millennium AG, Foto: TAUBER Solar | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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