RWTH-Studie belegt: Energiewende ist dank Hochtemperaturleiter-Seilen für günstigen Netzausbau schneller möglich

Der Ausbau des Stromnetzes ist laut einer neuen Studie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) unproblematischer als bislang angenommen. Denn Stromtrassen könnten durch die Ertüchtigung mit modernen Hochtemperaturleiter-Seilen die doppelte Strommenge aufnehmen.

Die Netzertüchtigung könnte sogar wirtschaftlicher als ein Netzaus- oder -neubau mit herkömmlichen Stromseilen sein, da beim Tausch der Leiterseile die vorhandenen Strommasten weiter verwendet werden. Außerdem könnten langwierige Planfeststellungsverfahren entfallen, berichtet die 3M Deutschland GmbH (Neuss), die die Studie in Auftrag gegeben hat.


Je nach Szenario können bis zu 28 Prozent Kosten gespart werden
Die RWTH berechnete mehrere Szenarien für das Hochtemperaturleiterseil ACCR (Aluminum Conductor Composite Reinforced) aus einer speziellen Aluminium-Keramik-Verbindung.
Bei einem Szenario mit 200 Kilometer Länge käme die Ertüchtigung der bestehenden Leitung mit dem Seil von 3M (219 Mio. Euro) um 19 Prozent günstiger als ein Ersatz der Strecke mit neuen Masten und herkömmlichen Seilen (269 Mio. Euro). Bei einem anderen Szenario mit 50 Kilometern wären es zwölf bzw. 28 Prozent.

RWTH-Studie berücksichtigt aktuellen Stand der Technik
War die Netzstudie der Deutschen Energie-Agentur (Dena) 2010 bei ihren Berechnungen mit älteren Hochtemperaturleitern noch auf wesentlich höhere Kosten gekommen (+70%), liefert die RWTH-Studie nun eine Ergänzung, die den mittlerweile aktuellen Stand der Technik berücksichtige.
Dr. Ralf Puffer von der Leitung des RWTH-Instituts für Hochspannungstechnik: „Moderne Hochtemperaturleiter mit geringem Durchhang können bei der Ertüchtigung vorhandener Leitungen eine wirtschaftlich günstige Alternative zum Neubau einer Leitung sein. Hochtemperaturleiter wie der ACCR-Leiter von 3M haben im Gegensatz zu älterer Technik den Vorteil, dass sie einerseits sehr hohe Ströme führen können, und andererseits in der Regel gegen einen vorhandenen Leiter auf bestehende Masten ausgetauscht werden können. Das senkt Kosten und spart Zeit, denn die hier notwendigen Genehmigungsverfahren sind vergleichsweise kurz. Die genaue Identifikation der vorhandenen Leitungen, die für einen Einsatz von Hochtemperaturleitern in Frage kommen, erfordert umfangreiche weitere Untersuchungen.“

ACCR-Seil hält Temperaturen über 210 Grad Celsius aus
Das ACCR-Seil könnte sich im Extremfall – etwa bei plötzlich sehr hoher Einspeisung von Windstrom – noch bis über 210 Grad Celsius erhitzen, ohne sich zu verformen oder durchzuhängen. Herkömmliche Stahl-Alu-Seile seien dagegen nur bis 80 Grad Celsius einsetzbar.
Juergen Germann, Leiter der deutschen 3M Elektro-Sparte: „Das ACCR-Seil ist seit vielen Jahren weltweit im Einsatz. Auch die deutschen Netzbetreiber verwenden ACCR und andere moderne Hochtemperaturleiter in Pilot-Projekten auf allen Spannungsebenen. Für den Netzausbau und die Energiewende ist es daher unverzichtbar, den neuesten Stand der Technik zu berücksichtigen. Dies war bei der Erstellung der Dena-II-Studie von 2006 bis 2010 noch nicht möglich.“

01.12.2011 | Quelle: 3M Deutschland GmbH | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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