Umweltverbände vom UN-Klimagipfel enttäuscht: Nahezu alle wichtigen Entscheidungen bis 2015 vertagt

Der UN-Klimagipfel in Lima erfüllt nicht die in ihn gesetzten Erwartungen. Trotz Verlängerung konnten keine entscheidenden Schritte in Richtung des geplanten Weltklimaabkommen in Paris gegangen werden.

„Es gibt keinen Grund die Sektkorken knallen zu lassen. Leider schreitet der Klimawandel viel schneller voran als die Politik. Die Verhandlungen der letzten Tage haben gezeigt, wie groß die Differenzen zwischen vielen Ländern noch sind und dass der Weg nach Paris sehr steinig sein wird“, kommentiert Regine Günther, Leiterin Klimaschutz und Energiepolitik des WWF Deutschland.
Ein Hauch von Optimismus hatte zu Beginn der diesjährigen Uno-Klimakonferenz in der Luft gelegen, dank der größten Klimaschutzdemo aller Zeiten im Herbst und den erfreulichen Ankündigungen von China und den USA. Doch für den dringend nötigen Durchbruch hat das nicht gereicht: „Die positive Klimaschutz-Dynamik ist in Lima festgefroren worden“, so Günther.
Besonders enttäuschend sei, dass kein wirksamer Prozess verabredet wurde, damit alle Länder umgehend mehr Klimaschutz betreiben. „Doch wenn wir gefährliche Erwärmung von über 2 Grad verhindern wollen, müssen die globalen Emissionen vor 2020 ihren Höchststand erreichen. Es ist bitter, dass auch in Lima keine Anforderungen an die Länder gestellt werden, schnell zu handeln.“

Investitionen in fossile Energien stoppen und für größere Investitionssicherheit für klimaverträgliche Energien sorgen
In Paris soll in einem Jahr das neue globale Klimaabkommen unterzeichnet werden. Dazu sollten alle Länder melden, wie stark sie ihre Treibhausgas-Emissionen mittelfristig reduzieren. Doch das dringend benötigte einheitliche Berichtsformat wurde auch in Lima nicht festgelegt. Eine Vergleichbarkeit in den Beiträgen ist deshalb nicht möglich.
„Die Lima Konferenz war eine Verschwendung von Zeit und Energie. Mit solchen Beschlüssen werden wir den Klimawandel nicht eindämmen. Wir brauchen dringend Signale und politische Rahmensetzungen, die Investitionen in fossile Energien stoppen und zu größerer Investitionssicherheit für klimaverträgliche Energien sorgen. Und wir brauchen Regierungschefs und Umweltministerinnen, die bereit sind, endlich ihren Worten auch Taten folgen zu lassen“, so Günther.

Greenpeace: „Nicht einmal die Baugrube ist fertig“; UN-Klimakonferenz in Peru legt kein tragfähiges Fundament für Klimavertrag
„In Lima sollten die Fundamente für den Weltklimavertrag von Paris 2015 gelegt werden, doch es wurde nicht einmal die Baugrube fertig gestellt“, sagt Martin Kaiser, Leiter des internationalen Klimateams von Greenpeace. „Der mühsam errungene Kompromiss ist enttäuschend, denn er verschiebt die wichtigsten Streitpunkte auf nächstes Jahr, statt erste Lösungen zu beschließen.“

Erster Entwurf für Klimavertrag nennt Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas als Ziel
In Lima wurde ein erster Entwurf für einen neuen Klimavertrag verabschiedet. Darin finden sich wichtige Ziele, zum Beispiel der vollständige Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas bis zum Jahr 2050 oder die Verkürzung von Klimaschutzzielen auf fünf Jahre. „Bundeskanzlerin Merkel muss diese guten Ansätze während der deutschen G7-Präsidentschaft aufgreifen und verstärken“, so Kaiser.

Fortschritte in Finanzierungsfragen
Fortschritte gab es zumindest in Finanzierungsfragen. Der Grüne Klimafonds, der Geld für besonders vom Klimawandel betroffene Ländern bereitstellen soll, wuchs auf mehr als 10 Milliarden Dollar an. Dennoch weigerten sich die USA, die Europäische Union und andere Industriestaaten hartnäckig, neue Finanzhilfen für die Zeit nach 2020 zuzusagen. Ab dann soll der Fonds mit jährlich 100 Milliarden Dollar ausgestattet werden, um die Folgen des sich verstärkenden Klimawandels in den ärmeren Ländern zu begrenzen. Wie diese Gelder zusammen kommen sollen, ist jedoch weiterhin unklar.

NABU: Viel Vertrauen verspielt und noch mehr Baustellen für die Staatengemeinschaft
„In Lima hat die Staatengemeinschaft unzählige Chancen ungenutzt liegen lassen. Nach einem positiven Auftakt steht am Ende ein zäh ausgehandeltes, schwaches Papier. Besonders schwach und ungenügend sind die Anforderung ausgefallen, die die Länder hinsichtlich Transparenz und Vergleichbarkeit der nationalen Reduktionsziele erfüllen müssen. NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

BUND: Klimagipfel in Lima endet mit Vereinbarung „auf kleinstem gemeinsamen Nenner“; Herausforderungen beim Klimaschutz wird nicht entsprochen
Auch für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sind die Ergebnisse des Klimagipfels in Lima eine herbe Enttäuschung. Verantwortlich für das unbefriedigende Resultat sei der fehlende politische Wille vieler Staaten zum Handeln.
„Es gelang nicht wirklich, die Grundlagen für ein wirksames Paris-Abkommen zu legen. Das hat Fortschritte auf dem Weg zu einem neuen globalen Klimaschutzabkommen vereitelt. Lima brachte die Welt auf dem Weg in eine Energiewirtschaft ohne Kohleverstromung, Öl, Atomkraft und Gas nicht einen Schritt weiter“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger zum Ende der 20. UN-Klimakonferenz.
Auch für den Zeitraum bis 2020 seien keinerlei Verpflichtungen zur Verringerung der CO2-Emissionen eingegangen worden.
„Mit dem Argument, wir warten erstmal ab, was die anderen tun, haben die Regierungen es sich in der Hängematte bequem gemacht“, sagte Weiger. Der BUND-Vorsitzende warnte davor, dass die nationalen Klimaschutzpläne, die bis März 2015 auf den Tisch der UN gelegt werden sollen, nicht ausreichen würden, um die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten.
„Weder die USA, noch China, noch die meisten anderen Staaten befinden sich derzeit auf dem Weg in eine klimafreundliche Zukunft. Die Staatengemeinschaft hat sich in Lima auf den kleinsten gemeinsamen Nenner verständigt, mehr nicht. Lima setzt ein falsches Signal: Alle können die Atmosphäre ungestört weiter aufheizen“, sagte der BUND-Vorsitzende.

15.12.2014 | Quelle: WWF Deutschland, BUND, NABU, Greenpeace e.V. | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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