HTWK Leipzig: Wohnhäuser können deutlich mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen

Knapp ein Drittel des deutschen Energieverbrauchs geht auf private Haushalte zurück. Das ist nicht nur für das Klima schädlich, sondern kostet einen durchschnittlichen Haushalt auch etwa 2.000 Euro pro Jahr für Heizung, Warmwasser, Licht und Strom.

Doch wie neueste Forschungsergebnisse der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig zeigen, kann ein Haus in der Jahresbilanz mehr Energie erzeugen, als es verbraucht. Der zusätzlich erzeugte Strom kann z. B. zum Laden von E-Bikes und Elektroautos genutzt oder in das Stromnetz eingespeist und vergütet werden.

Akribisches Energie-Monitoring über zwei Jahre
Zwei Jahre lang untersuchte das Institut für Hochbau, Baukonstruktion und Bauphysik (IHBB) ein „Effizienzhaus Plus in den Bergen“ mit sechs Wohneinheiten. Auf dem Dach befindet sich eine Photovoltaik-Anlage, im Keller ein Batteriespeicher, dazu kommen eine Grundwasser-Wärmepumpe, ein Heizungspufferspeicher und eine Ladestation für Elektrofahrzeuge.
„Natürlich wurde der benötigte Energiebedarf eines solchen Gebäudes im Vorfeld theoretisch kalkuliert“, erklärt HTWK-Professor Ulrich Möller. „Aber viele Faktoren sind schlichtweg nicht vorhersagbar: Die Strenge des Winters, die Sonnenstunden, das Verhalten der Mieter… Um also den tatsächlichen Energieverbrauch im bewohnten Gebäude zu untersuchen, haben wir zwei Jahre lang ein akribisches Energiemonitoring durchgeführt.“
 
90 Sensoren maßen Stromverbrauch, Wärmemengen, Temperaturen und Wetterdaten
Die Forscher verteilten 90 Sensoren im gesamten Wohnhaus, um Stromverbrauch, Wärmemengen, Temperaturen und Wetterdaten aufzuzeichnen. Die Ergebnisse sind vielversprechend: Das Effizienzhaus hat 13.900 kWh zusätzliche Energie erzeugt. Damit hätte ein Elektroauto über 80.000 km pro Jahr fahren können, so die Wissenschaftler.
Die tatsächliche benötigte Fahrleistung des Elektroautos betrug aber nur rund 9.000 Kilometer. Pro Jahr konnte deshalb überschüssiger Solarstrom im Wert von etwa 1.900 Euro ins Stromnetz eingespeist werden.

Neues Projekt: Passivhaus mit Photovoltaik und Solarthermie
Seit April 2015 untersuchen die Forscher der HTWK Leipzig ein weiteres Gebäude, das mehr Energie erzeugen soll, als es verbraucht. Diesmal handelt es sich um ein Einfamilienhaus in Crumbach, das mit Passivhauskomponenten, Photovoltaik und Solarthermie ausgestattet ist. Gefördert werden die „Effizienzhaus Plus“-Modellhäuser vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.

07.11.2015 | Quelle: Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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