Erneuerbare Energien sind international auf Rekordniveau – aber nicht im Land der Energiewende

Anlässlich des 30. Tages der Erneuerbaren Energien weist der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW, Düsseldorf) auf den weiterhin hohen Ausbaubedarf in Deutschland hin.

„Während die internationalen Investitionen in klimafreundliche Energieträger weltweit von Rekord zu Rekord eilen, gehen sie in Deutschland derzeit massiv zurück“, schreibt der Verband in einer Pressemitteilung.
Der weltweite Kapitaleinsatz in erneuerbare Energien stieg 2015 um fünf Prozent auf 268 Milliarden US-Dollar. Damit floss erstmalig mehr Geld in erneuerbare als in fossile Energieträger. Gleichzeitig haben die Schwellen- und Entwicklungsländer mit einem Zuwachs von 19 Prozent bei Solar-, Wind- oder Biogasanlagen erstmals die Industrienationen überholt.

Deutlicher Investitionsrückgang in Deutschland
Diesem Aufschwung steht ein deutlicher Investitionsrückgang in Deutschland gegenüber: Hier wurden im vergangenen Jahr fast 50 Prozent weniger in Erneuerbare investiert als 2014; Es ist das geringste Investitionsvolumen seit zwölf Jahren.
„Der Rückgang der Investitionen in erneuerbare Energien in Deutschland zeigt drastisch die Fehlentwicklungen in der Energiepolitik auf. Statt dem eigenen Anspruch als Energiewendeland gerecht zu werden und stark in erneuerbare Energien zu investieren, gefährdet Deutschland zukunftsweisende Arbeitsplätze und die selbstauferlegten Klimaziele“, kritisiert Jan Dobertin, Geschäftsführer des LEE NRW.
Besonders der geplante Umstieg der Förderung erneuerbarer Energien, von der Einspeisevergütung zu Ausschreibe-Verfahren mit begrenzten Ausbaukontingenten und Ausbaudeckeln, verhindere den nötigen schnelleren Ausbau regenerativer Energien in Deutschland.

Mittelständische Investoren abgeschreckt
Der aktuelle Entwurf zur Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) schrecke gerade kleine mittelständische Investoren und Bürgerenergieakteure ab, die bisher maßgeblich die Energiewende vorangetrieben und damit zugleich eine hohe gesellschaftliche Verankerung dieses Prozesses gewährleistet hätten, so Dobertin.
Dabei hätten sich die alternativen Energieträger ökonomisch längst bewährt: Neben der günstigen Entwicklung bei der Windenergie sinken auch die Preise für die Solarenergie kontinuierlich. Aktuellen Prognosen zufolge verringern sich die Solarstrom-Erzeugungskosten bis 2025 auf vier bis sechs Cent pro Kilowattstunde. Die Photovoltaik könnte damit zur günstigsten Stromerzeugungsquelle überhaupt werden, betont der LEE NRW.

Mehr Investitionen in erneuerbare Energien notwendig
Der Verband ist der Auffassung, dass in Deutschland dringend wieder mehr in erneuerbare Energien investiert werden müsste. Vor allem im Wärme- und Mobilitätssektor sehe es noch düster aus. Insgesamt stammen immer noch mehr als 85 Prozent der in Deutschland verbrauchten Energie aus fossilen Quellen.
„Wenn man die Energiewende mit einem Marathon vergleicht, haben wir gerade erst die 5-Kilometer-Marke passiert. Statt jetzt schon wieder in ein gemächliches Gehen zu verfallen, braucht es ein konstant hohes Tempo, damit Deutschland und auch NRW die selbst gesteckten Klimaziele erreichen und sich weiter von Brennstoffimporten unabhängig machen können“, so Dobertin.

27.04.2016 | Quelle: LEE NRW | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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