Vergleich der Kapitalkosten für Wind- und Photovoltaik-Anlagen in Südosteuropa liefert überraschende Erkenntnisse

Länder können nur von niedrigen gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten (WACC) für Wind-Onshore- und Photovoltaik-Investitionen profitieren, wenn diese von Unterstützungsstrategien flankiert werden. Zu diesem Ergebnis kommt das von der European Climate Foundation geförderte „Pricetag“-Projekt.

Um nachhaltige Geschäftsmodelle zu ermöglichen und Investitionen zu initiieren, müssen demnach auf nationaler und europäischer Ebene auf diese Kapitalkosten ausgerichtete Politikansätze entworfen werden.
Das Pricetag-Projekt untersuchte die Kapitalkosten von Wind-Onshore- und Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen in Bulgarien, Griechenland, Kroatien, der Slowakei, Rumänien und Ungarn.
Die Forschung wurde von Ecofys koordiniert und gemeinsam mit der eclareon GmbH durchgeführt. Unterstützung erhielt das Konsortium darüber hinaus von Starfish Energy und dem griechischen Forschungsinstitut EPU-NTUA.
Die aktuelle Studie bietet eine Aktualisierung der Erkenntnisse aus dem vorangegangenen DiaCore-Projekt und leistet einen Beitrag zur politischen Debatte über ein Instrument zur Risikominderung für Investitionen in erneuerbare Energien.

Kapitalkosten für Photovoltaik- und Wind-Investitionen sanken weniger stark als die allgemeinen Kreditkosten
Im Zeitraum 2014–2016 sind die gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten für die meisten wirtschaftlichen Investitionen aufgrund der Politik der Europäischen Zentralbank und der nationalen Zentralbanken gesunken.
Für Unternehmen fielen die Kosten für eine Kreditaufnahme zugleich um etwa 30 %. Die Kapitalkosten für Photovoltaik- und Wind-Investitionen reduzierten sich jedoch in den meisten untersuchten Märkten nicht in gleichem Maße.

Südosteuropas Märkte für Windenergie und Photovoltaik hängen noch immer von stabilen politischen Rahmenbedingungen ab
„Wir waren ziemlich überrascht – in den meisten Märkten gab es überhaupt keinen Ausbau der Windkraft – trotz gesunkener Kapitalkosten für solche Projekte“, sagt Robert Brückmann von eclareon.

Funktionierendes Fördersystem in Griechenland
„Der einzige Markt, der eine gewisse Entwicklung zeigt, ist Griechenland – obwohl dort die Kapitalkosten erstaunlich hoch sind. Aber Griechenland verfügt über ein mehr oder weniger funktionierendes Fördersystem. Unsere Analyse zeigt, wie stark die Märkte Südosteuropas noch von stabilen politischen Rahmenbedingungen abhängen, die nachhaltige Geschäftsmodelle ermöglichen. Wir glauben, dasselbe gilt auch für andere EU-Märkte.“
In allen recherchierten EU-Mitgliedstaaten liegen die Kapitalkosten für Wind und Photovoltaik weit über den Kapitalkosten der am besten abschneidenden Mitgliedstaaten. Dies bedeutet, dass die Steuerzahler und Verbraucher in den erforschten Mitgliedstaaten mehr als notwendig zahlen, um ihre Erneuerbare-Energien-Ziele zu erreichen.
„In den meisten Ländern, die im Rahmen des Pricetag-Projekts untersucht wurden, wird die Investition in Wind-Onshore- und PV-Projekte als riskanter eingestuft als beispielsweise Investitionen in Infrastruktur“, sagt David de Jager von Ecofys.
„Eine Ausnahme bildet Griechenland, das – trotz der konjunkturellen Abschwächung – mit seinen derzeitigen Fördersystemen Einnahmen ermöglichte, die hoch und zuverlässig genug waren, um Investitionen anzuziehen. Allerdings könnte das Förderniveau deutlich gesenkt werden, wenn die Kapitalkosten fallen würden.“
„Dieser Bericht liefert uns wichtige Einblicke dazu, wie Europa seine Ziele für erneuerbare Energien erreichen kann“, erklärt Chris Barrett von der European Climate Foundation.
„Die niedrigen Zinssätze der vergangenen Jahre allein reichen nicht aus. Anleger brauchen eine klare und unterstützende Politik – in den jeweiligen Ländern und auf europäischer Ebene –, um sicherzustellen, dass erneuerbare Energien in dem Tempo und der Kapazität wachsen, die der Übergang in eine kohlenstoffarme Zukunft erforderlich macht.“
Der Bericht steht als Download zur Verfügung

10.01.2017 | Quelle: Ecofys | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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