Kritik an Schneelastnormen für Module

Durch Schneelast verformte PV-Modulrahmen, Foto: Keilholz
Das normierte Verfahren zur Prüfung der Stabilität von Solarmodulen unter Schneelasten reicht nicht aus, um Schäden abzuwenden. Nicht alle Kräfte, die auf die Module einwirken und schädigen können, werden bei der Prüfung berücksichtigt, moniert der Sachverständige Christian Keilholz.

Nachdem in Süddeutschland in den vergangenen Wochen starker Schneefall aufgetreten war, machten sich viele Eigentümer von Photovoltaik-Dachanlagen Gedanken über die Stabilität der Module unter den Schneelasten. Zur Einschätzung der Widerstandsfähigkeit gibt es Normen. Demnach müssen PV-Module normativ einem Druck von 2400 Pascal (Pa) bis 5.400 Pa aushalten. Das entspricht einem Gewicht von 240 – 540 Kilogramm pro Quadratmeter (kg/qm).

Das sei "aber nur die halbe Wahrheit“, kritisiert der Solar-Sachverständige Christian Keilholz. Die normativen mechanischen Belastungsprüfungen für PV-Module und Solarkollektoren würden nur im rechten Winkel auf das Bauteil ausgeführt, moniert er. „Die unter den Aufstellbedingungen auftretende Schrägkraft wird dabei nicht berücksichtigt“, so Keilholz.

Unter den realen Belastungsbedingungen könne die Schrägkraft zu einer Verformung speziell des unteren Rahmenprofils führen. Dabei können Laminat und  Glasscheibe sogar aus dem Rahmen springen und brechen.

Die Richtlinie VDI 6012 Blatt 1.4, die die Kraftverhältnisse – wie auch die Schneeanhäufung – beschreibt und berücksichtigt, werde "leider zu wenig beachtet", heißt es weiter in einem Schreiben des Solarsachverständigenbüros Solarklima.

„Eine genaue Überprüfung von PV-Modulen und Solarkollektoren nach diesem schneereichen Winter ist deshalb dringend zu empfehlen“ rät Keilholz. Diese Kontrolle sollte auch die Solar-Unterkonstruktion mit einbeziehen, da diese vielfach mangelhaft ausgeführt sei. Dann können mögliche folgenreiche Schäden zum Beispiel an der Dachdeckung und der Dachkonstruktion frühzeitig erkannt werden.

Geht es um die Kräfte, die im rechten Winkel auf die Module einwirken, machten 2.400 Pa einem Modul nichts aus, solange die Last gleichmäßig verteilt sei, erklärt der Systemdienstleister IBC Solar. Die Firma weist darauf hin, dass Flachdächer stärker gefährdet seien. Wenn die Traglastreserve des Gebäudes ausgereizt oder gar überschritten ist, werde es höchste Zeit, den Schnee entfernen zu lassen. Wichtig sei, dass dabei ausschließlich geschulte Experten zum Einsatz kommen, die sowohl auf die eigene Sicherheit achten als auch darauf, Solaranlage und Dach nicht zu beschädigen. Für Schrägdächer gelte, dass der Schnee so lange liegen bleiben könne, solange die Stabilität des Daches nicht gefährdet sei.

Abhängig von der Witterung kann sich eine leichte Decke aus Pulverschnee laut IBC Solar schnell in eine tonnenschwere Last verwandeln. Zehn Zentimeter Pulverschnee wiegen etwa 10 kg/qm, das entspricht einer Drucklast von 98 Pa. Nasser Schnee kommt auf 40 kg bzw. 392 Pa. Gefriert er, erhöht sich die Last auf über 90 kg oder 882 Pa.
18.1.2019 | Quelle: Solarklima e.K. / IBC Solar | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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