Indien verliert Beschwerde bei der WTO und sucht andere Möglichkeiten der Förderung der heimischen Photovoltaik-Produktion

Die Welthandelsorganisation (WTO) hält an ihrer bisherigen Regelung fest, weist Indiens Beschwerde wegen der Domestic-Content-Vorgaben (DCR, nationaler Mindestanteil an der Wertschöpfung) für die Solarzellen- und Modulproduktion zurück und ist nach wie vor überzeugt, dass Indiens Regeln US-Hersteller benachteiligten.

Das Ergebnis habe niemanden in der Photovoltaik-Industrie überrascht, kommentiert die Mercom Capital Group (Austin, Texas, USA).
Ein US-Handelsvertreter sagte, dass die Solar-Exporte der USA um über 90 % eingebrochen seien, seit Indien die DCR-Regelungen eingeführt hat.

Chinesische Solarmodule werden in Indien zu den weltweit niedrigsten Preisen verkauft
Der Grund für diesen Export-Einbruch liegt laut Mercom jedoch eher bei der Konkurrenz aus China als an den DCR-Vorgaben: Chinesische Solarmodule werden in Indien zu den weltweit niedrigsten Preisen verkauft – für 0,39 US-Dollar pro Watt oder sogar noch billiger.
Die WTO hatte im Februar 2016 eine Entscheidung bezüglich der Domestic-Content-Politik Indiens getroffen; Indien hatte jedoch Einspruch eingelegt, damit die DCR-Regeln noch eine Weile in Kraft bleiben.
Die Klage gegen Indien stammt ursprünglich aus dem Jahre 2013, nach Ankündigung von Phase zwei des Solar-Förderprogramms Jawaharlal Nehru National Solar Mission (JNNSM) und nachdem Indien sich für eine Antidumping-Untersuchung gegen die USA, China, Malaysia und Taiwan entschieden hatte.

Nur ein kleiner Teil der versteigerten PV-Projekte müssen die DCR-Vorgaben erfüllen
„Die DCR-Politik war schon immer widersprüchlich”, sagte der Geschäftsführer von Mercom Capital, Raj Prabhu. „Die Regierung will keine billigeren importierten Module, aber dennoch Solarstrom zu einem möglichst niedrigen Preis. Lokal hergestellte Photovoltaik-Module kosten aber 10–20 Prozent mehr, und das Interesse an teureren Projekten schwindet.“
Kurzfristige werde das Hersteller betreffen, die übermäßig vom DCR-Markt abhängen. Langfristig sei die Auswirkung jedoch minimal, da nur ein kleiner Teil der versteigerten Projekte die DCR-Vorgaben erfüllen müssen; Hersteller hätten jetzt Klarheit und könnten ihre Strategie entsprechend anpassen, um im Wettbewerb mitzuhalten.
Laut Mercom sind derzeit Photovoltaik-Projekte mit 925 MW in der Pipeline, die mit DCR-Vorgaben zur Auktion anstehen. Von den DCR-Projekten des letzten Jahres wurden rund 1.167 MW vergeben.
Das Ministerium für neue und erneuerbare Energien (MNRE) hat kürzlich ein Treffen mit Vertretern der Solar-Industrie einberufen, um ihre Bedenken in Bezug auf die Domestic-Content-Vorgaben zu diskutieren.

MNRE machte Vorschläge für eine festgesetzte Fördersumme für heimische Solarzellen- und Modulhersteller
Dabei kam heraus, dass einige indische Bundesstaaten nicht gewillt seien, sich an diesen Projekten zu beteiligen, weil sie diese als zu teuer erachten. Außerdem seien zu wenige Entwickler an DCR-Projekten interessiert.
Das MNRE machte Vorschläge für eine festgesetzte Fördersumme für heimische Solarzellen- und Modulhersteller. Es wurde auch über eine „Viability Gap”-Finanzierung für große Vorhaben diskutiert.
Umgekehrt hat Indien sich bei der WTO über acht US-Bundesstaaten (Washington, Kalifornien, Montana, Massachusetts, Connecticut, Michigan, Delaware und Minnesota) und die Förderung im Rahmen ihrer Erneuerbare-Energien-Programme beschwert. Anders als in Indien gibt es in den Vereinigten Staaten keine einheitliche Solar-Förderpolitik oder nationale RPO (Renewable Purchase Obligation).

20.09.2016 | Quelle: Mercom Capital Group | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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