Betriebsführung von Photovoltaik-Anlagen: Permanente Überwachung und kontinuierlicher Betrieb sowie koordinierte und fristgerechte Wartung gewinnen an Bedeutung

In diversen Gesprächen auf der Intersolar 2011 wurde wieder einmal recht schnell deutlich, dass es vorrangig um den Bau von Solarstromanlagen geht. Weitaus kleiner wird der Kreis der Gesprächspartner, wenn es um die Anlagenüberwachung oder gar um die heikle Betriebsführung von Photovoltaik-Anlagen geht. In der Rubrik Standpunkt veröffentlicht der Solarserver einen Beitrag von Björn-Lars Kuhn […]

In diversen Gesprächen auf der Intersolar 2011 wurde wieder einmal recht schnell deutlich, dass es vorrangig um den Bau von Solarstromanlagen geht. Weitaus kleiner wird der Kreis der Gesprächspartner, wenn es um die Anlagenüberwachung oder gar um die heikle Betriebsführung von Photovoltaik-Anlagen geht.
In der Rubrik Standpunkt veröffentlicht der Solarserver einen Beitrag von Björn-Lars Kuhn von der Proteus Solutions GbR (Spaichingen), der sich detailliert mit diesen Fragen beschäftigt hat.

Standartportale der Wechselrichterhersteller
Schaut man sich die Zahl der Anbieter an, die PV-Anlagen überwachen und die Daten visualisieren, stellt man fest, das sich während der letzten 12 Monate doch recht viel in diesem Markt getan hat. Jeder Wechselrichterhersteller hat ein eigenes Portal, in dem die Daten der eigenen Geräte entsprechend dargestellt und ausgewertet werden. Unabhängige Anbieter für Überwachungslösungen bieten zudem vermehrt die Möglichkeit, auch Anlagen zu überwachen, die verschiedene Wechselrichter im Mischbetrieb enthalten oder Sensorik verbaut haben, die über die Standardportale nicht abgebildet werden können.
Auffällig in diesem Bereich ist allerdings, dass es kaum noch echte Innovationen gibt. So werden die Internetportale hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt Web 2.0 weiterentwickelt und punkten eher mit Optik und Design, statt mit neuen Funktionen.
Einige Anbieter verfolgen immer noch die Strategie, pro Tag eine E-Mail mit Leistungsdaten und Fehlermeldungen sowohl an das Portal, als auch an den Betreiber zu übermitteln. Spätestens im Megawatt-Bereich ist dieses Verhalten nicht mehr tragbar.
Für den Endverbraucher mit einer kleinen Dachanlage mag die – meist kostenlose – Funktionalität der Portale ausreichen. Die Erfahrung der letzten Jahre hat jedoch gezeigt, dass es zumindest zwei Anwendergruppen gibt, denen die derzeitigen Portallösungen nicht ausreichen.

Spezialanbieter für die Betriebsführung
PV-Anlagen müssen nicht nur überwacht werden. Im Störungsfall beginnt ja erst die Arbeit, damit die Anlage schnellstmöglich wieder fehlerfrei arbeitet.
Hier haben sich mittlerweile auch etliche Anbieter auf die Betriebsführung spezialisiert. Betriebsführung bedeutet hierbei die Anlagen permanent zu überwachen und den Betrieb kontinuierlich aufrecht zu erhalten. Dabei werden im Störungsfalle nicht nur Techniker und Tätigkeiten koordiniert sondern auch fristgerechte Wartungsmaßnahmen geplant und ausgeführt sowie entsprechende Dokumentationen angelegt.
Sucht man auf dem Markt nach entsprechender Software, die nicht nur die Überwachung von PV-Kraftwerken beherrscht, sondern auch die internen Arbeitsabläufe für Störungen und Technikersteuerung abbilden kann, stellt man schnell fest, dass es hierfür kaum Anbieter gibt. Derzeit werden nach Erkennen einer Störung die nachfolgenden Maßnahmen nahezu ausschließlich konservativ abgewickelt: per Telefon, Fax und E-Mail.
Ausnahmen gibt es im Bereich großer Unternehmen, bei denen die entsprechenden Workflows im ERP- oder PPS-System hinterlegt sind. Die Verbindung zu Portal- bzw. Anlagendaten oder die Integration verschiedener Medien ist allerdings meist mit Reibungsverlusten behaftet. Dadurch werden interne Prozesse aufwändig und damit teuer.

Aufwändige Arbeit mit diversen Portalen
Eine Anwendergruppe, die diese Erfahrung mittlerweile täglich macht, sind z.B. Elektriker, die kleine bis mittlere Anlagen installiert und entsprechende Wartungsverträge mit den Kunden geschlossen haben. Nicht selten verbringt ein Mitarbeiter täglich Stunden vor dem Rechner, um sich bei diversen Portalen anzumelden und der Reihe nach alle Daten der Kundenanlagen einzusehen und auszuwerten, da es nur wenige Systeme gibt, die die Masse der Anlagen in einem System konsolidiert darstellen können. Werden dann im Störungsfall Technikereinsätze notwendig, werden diese meist per Telefon oder E-Mail koordiniert.
Eher selten sind diese Betriebe in der Lage die Arbeitszeiten für diverse Störfälle pro Monat in Zeit und Kosten zu beziffern, was interne Kalkulationen im Extremfall obsolet machen kann.

Prozesskosten können schnell unerwartete Grenzen sprengen
Eine weitere Anwendergruppe sind auf Betriebsführung spezialisierte Unternehmen, die z.B. für Investoren oder Betreiber arbeiten und den Regelbetrieb von Anlagen sicherstellen müssen. Hier stellt sich natürlich die gleiche Problematik wie bei den Elektrikern, allerdings sind in vielen vertraglichen Regelungen der Betriebsführungsvertrages entsprechende Klauseln vorhanden, die Dokumentation, Reaktionszeiten und Auswertungen beinhalten. Wird die Betriebsführung dann ohne entsprechende Software abgewickelt, können die Prozesskosten schnell unerwartete Grenzen sprengen. Aber auch die klassischen Reibungsverluste – eine E-Mail erreichte einen Mitarbeiter, der derzeit im Urlaub ist – können vermeidbare Kosten produzieren.

Bei PV-Großanlagen können die Einspeisevergütungen mehrere Tausend Euro pro Stunde betragen
Gerade bei großen Anlagen im Megawatt-Bereich ist eine schnelle Reaktion im Störungsfalle unumgänglich. Betragen die Einspeisevergütungen mehrere Tausend Euro pro Stunde, liegen die Nerven der Investoren oder Betreiber schnell blank. Dass die weiterführende Kommunikation dann unter Umständen über Rechtsanwälte abgewickelt wird ist kein Einzelfall.

Integrierte Software für die Betriebsführung
Allein diese Beispiele zeigen die Notwendigkeit, entsprechend spezialisierte Software für die Betriebsführung einzusetzen, die sowohl Messwerte und Fehlermeldungen der Anlagen visualisiert, als auch die die Technikersteuerung, die internen Prozesse und die verbundenen Kosten integriert.
Derzeit sind beispielsweise die Softwarelösungen ‚fieldMonitor‘ der relatio Unternehmensgruppe und rpView der rpv Elektrotechnik ein gängiges Hilfsmittel, um den Anforderungen für Betriebsführung von PV-Anlagen gerecht zu werden. Eine durch die Proteus Solutions GbR  extern in Auftrag gegebene Analyse stellte Einsparungen auf Prozessebene von bis zu 25% fest. Ein Wert, der so manchem Controller Tränen in die Augen treibt.

Fazit:
Betriebsführung wird zunehmend wichtiger beim Betrieb von PV-Anlagen. Nur durch effektiven Einsatz geeigneter Software ist es auf Dauer möglich sowohl die eigenen Kunden langfristig zufrieden zu stellen, als auch nachhaltig das Maximum an Erträgen aus PV-Anlagen zu gewährleisten ohne dass die internen Kosten dabei unkalkulierbar werden.

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