Von Holzmaschinen und Parkett-Anlagen zur Photovoltaik. Herr Bender, wieso verlassen Sie Ihre Kernkompetenz?
HANS-JOACHIM BENDER: Das tun wir nicht. Im Gegenteil: wir bauen eine zusätzliche Kernkompetenz auf.
Sie bauen aber doch bislang Maschinen und Anlagen für die Holz- und Parkett-Industrie sowie für die Elektronik-Industrie.
BENDER: Wir sind Spezialisten für alles, was laminiert oder gepresst wird. Und genau diese langjährige Kompetenz übertragen wir nun auf die Anlagen, mit denen
Solarfirmen in Zukunft Photovoltaikmodule herstellen. Das Schöne dabei ist, dass uns dieses neue Standbein erlaubt, in den Stammmärkten Holz und Elektronik aggressiver zu agieren.
Wie das?
BENDER: Ganz einfach: Auf drei Beinen steht man besser als auf zwei. Unsere Gemeinkosten verteilen sich künftig auf drei, statt wie bisher auf zwei große Sparten:
Holz, Elektronik und nun neu Photovoltaik.
Was bedeutet das konkret?
BENDER: Durch den Umsatzzuwachs, der mit den Photovoltaik-Anlagen entsteht, können wir unsere Produktzyklen von bisher zwei bis drei Jahren deutlich verkürzen. Damit werden wir im
Holzbereich deutlich flexibler und können somit stärker im Markt agieren statt reagieren zu müssen.
Sarasin-Studie prognostiziert steigende Nachfrage nach Photovoltaikmodulen
Wer hatte die Idee, den neuen Markt und dessen Technologie aufzugreifen?
BENDER: Wir sind seit Jahren auf der Suche nach neuen Märkten. Ausschlaggebend war die Prognose einer Schweizer Bank. Die so genannte Sarasin-Studie, mit der wir
uns 2003 zum ersten Mal beschäftigt haben, prognostizierte eine steigende Nachfrage nach Photovoltaikmodulen. Der von uns errechnete Bedarf an entsprechenden Anlagen lag für
Bürkle bei drei bis vier Stück pro Jahr. Zu wenig, um richtig zu investieren. Zwei Jahre später war der Bedarf, gerechnet auf den Daten einer neuen Sarasin-Studie, deutlich
gestiegen. Für uns der Startschuss, ins Solargeschäft einzusteigen.
Wie lange mussten Sie forschen und entwickeln?
BENDER: Die Photovoltaik-Branche beobachten wir seit gut sechs Jahren. In dieser Zeit haben wir den Markt analysiert und geprüft, was machbar ist. Intensiv
geforscht und entwickelt haben wir gut drei Jahre und unterstützt hat uns zu Beginn das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg.
Können Sie beziffern, wie hoch Ihr Invest ist?
BENDER: Zunächst hatten wir nur Personalkosten in der Konstruktion und Kosten für Studien von Forschungseinrichtungen. Später haben wir in Versuchs- und
Pilot-Anlangen knapp 2,5 Millionen Euro investiert. Um die Projekte, die in Zukunft auf uns zukommen, abarbeiten zu können, sind in den nächsten zwei bis drei Jahren nochmals
sieben bis acht Millionen Euro erforderlich.
Photovoltaik-Laminatoren ab 400.000 Euro
Und wie viel muss ein Kunde für eine neue Anlage bezahlen?
BENDER: Die Photovoltaik-Laminatoren mit einer Etage starten bei 400.000 Euro. Werden mehrere Etagen verlangt, landen wir bei zwei Millionen Euro. Aber das
Entscheidende ist, dass wir uns nicht als Maschinenbauer verstehen. Unser Ziel ist es, Lösungen zu liefern. Im Verbund mit anderen Firmen sind wir in der Lage, das komplette
Backend für die Modulherstellung zu liefern.
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