TU Berlin und Industriepartner präsentieren Studie zu Smart Grids: Berlin soll Metropole im intelligenten Stromnetz werden

Bis zum Jahr 2037 ließe sich die Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen in Berlin durch ein künftiges intelligentes Stromnetz je nach Szenario um bis zu 23 Prozentpunkte steigern, so das Ergebnis einer neuen Studie der TU Berlin zur Bedeutung von intelligenten Stromnetzen und Energieeffizienz. Die Bundeshauptstadt könnte zudem den Anteil ihrer CO2-freien Stromversorgung von heute 25 Prozent auf knapp 60 Prozent erhöhen. Die Technische Universität Berlin hat die Studie am 22.08.2011 vorgestellt, die mit Unterstützung der Siemens AG und der Vattenfall Europe AG durchgeführt wurde.

Hauptstadt mit Leuchtturmfunktion
„Berlin kann nicht zuletzt durch seine Hochschulen und zahlreichen außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die sich längst auf die Entwicklung regenerativer Energien und deren Systemintegration spezialisiert haben, wie keine andere Stadt in Deutschland der Welt zeigen, wie man Smart Grid Technologien etablieren kann. Mit den Aussagen der Studie wird Berlin als Hauptstadt Deutschlands seiner Leuchtturmfunktion gerecht“, sagt Prof. Dr. Kai Strunz vom TU-Fachgebiet Energieversorgungsnetze und Integration Erneuerbarer Energien.

Smart Grids verknüpfen Stromverbraucher und Stromerzeuger
Durch den politisch forcierten Ausbau erneuerbarer Energien wird es in Zukunft immer häufiger zu Situationen kommen, in denen große Mengen an regenerativ erzeugter Energie ungenutzt bleiben, da nicht zu jedem Zeitpunkt genügend Strombedarf vorhanden ist. Denn Strombedarf und Einspeisung erneuerbarer Energien sind nicht konstant, sondern schwankend.
Dies lässt sich jedoch lösen. Voraussetzung dafür ist die Einführung eines "Smart Grids", eines intelligenten Stromnetzes. Damit lassen sich eine Vielzahl von Stromverbrauchern und Stromerzeugern verknüpfen. So können Leistungsschwankungen von Solar- und Windenergie besser ausgeglichen und die regenerativen Energien effizient genutzt werden. Grundlage dafür ist eine intelligente Steuerung von Komponenten mit steuerbarer Stromnachfrage.
Eine der umfassendsten Veränderungen bei der Stromversorgung werden in den kommenden Jahren die Elektroautos mit sich bringen. Bislang werden Fahrzeuge fast ausschließlich mit Benzin und Diesel angetrieben. Künftig wird elektrische Energie die fossilen Treibstoffe zunehmend ersetzen.

Elektrofahrzeuge als Wind- und Solarstrom-Speicher
Durch den Einsatz intelligent geladener Elektrofahrzeuge ist es möglich, dass die Fahrzeuge vorrangig mit regenerativen Energien geladen werden und als Wind- und Sonnenstromspeicher fungieren. Allein dadurch sinkt der Strombedingte CO2-Ausstoß im Vergleich zu ungeregeltem Laden um knapp 14 Prozent.
Weiterhin lassen sich in Gebäuden durch die intelligente Regelung und Steuerung von Elektrogeräten und Anlagen größere Mengen an Wind- und Sonnenenergie in das Stromnetz einspeisen. Ohne eine solche Steuerung müssten Windanlagen bei starkem Wind und zugleich geringer Stromnachfrage gedrosselt werden und die saubere Energie bliebe ungenutzt. Eine Voraussetzung für die Integration von Gebäuden in ein Smart Grid ist jedoch, dass die Gebäude mit intelligenter Technik und Gebäudeautomation zu intelligenten Gebäuden, so genannten Smart Buildings, werden.

Photovoltaik-Anlagen, kleine Blockheizkraftwerke und Brennstoffzellen im virtuellen Kraftwerk
Einen wichtigen Baustein innerhalb des Smart Grid bilden außerdem dezentrale Anlagen zur Strom- und Wärmeerzeugung, wie beispielsweise Photovoltaik-Anlagen, kleine Blockheizkraftwerke oder Brennstoffzellen, die über eine Datenleitung miteinander zu einem sogenannten virtuellen Kraftwerk verknüpft werden können. So können bereits Schwankungen des Strombedarfs oder der fluktuierenden Stromproduktion aus Wind und Sonne ausgeglichen werden.

Sanierung könnte den Energiebedarf der Berliner Häuser um 45 bis 50 Prozent senken
Neben der optimalen Nutzung der Energie soll künftig auch noch mehr Energie gespart werden: Die meiste Energie wird in Deutschland für die Beheizung von Gebäuden und die Erzeugung von Warmwasser verbraucht. Durch eine energetische Sanierung der Berliner Gebäude könnte der Energiebedarf der Häuser um 45 bis 50 Prozent gesenkt werden und im Jahr 2037 ließen sich in ganz Berlin bei der Wärmerzeugung für die Gebäude bis zu 3,8 Millionen Tonnen CO2 einsparen, was einer Emission von 1,4 Millionen Tonnen Kohle entspricht.

23.08.2011 | Quelle: TU Berlin, Foto: SOLON SE | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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