Globale Solarmarkt-Studie: Marktführer ziehen davon; Deutsche Photovoltaik-Industrie härter getroffen als die Konkurrenz aus China und USA

03.08.2010 Die deutsche Solar-Industrie wurde im weltweiten Vergleich deutlich härter von der internationalen Krise getroffen als ihre Konkurrenten aus China und den USA, berichtet die internationale Unternehmensberatung PRTM Management Consultants (Frankfurt am Main). Während deutsche Wettbewerber im Jahr 2009 durchschnittlich operative Verluste (Ergebnis vor Zinsen und Steuern; EBIT) in Höhe von 7 % oder per […]

03.08.2010
Die deutsche Solar-Industrie wurde im weltweiten Vergleich deutlich härter von der internationalen Krise getroffen als ihre Konkurrenten aus China und den USA, berichtet die internationale Unternehmensberatung PRTM Management Consultants (Frankfurt am Main). Während deutsche Wettbewerber im Jahr 2009 durchschnittlich operative Verluste (Ergebnis vor Zinsen und Steuern; EBIT) in Höhe von 7 % oder per Saldo rund 440 Millionen Euro verkraften mussten, erwirtschafteten chinesische Wettbewerber selbst im Krisenjahr 2009 insgesamt rund 1.060 Millionen Euro. Das entspreche einer durchschnittlichen EBIT-Marge (Verhältnis von Umsatz und Ergebnis vor Zinsen und Steuern) der chinesischen Unternehmen von 6 % und der amerikanischen Unternehmen von 17 %. Der aktuelle Solar-Report präsentiert die wichtigsten Ergebnisse der Analyse der 26 weltweit bedeutendsten börsennotierten Photovoltaik-Unternehmen aus Deutschland, USA, Kanada, China, Taiwan und Norwegen, welche PRTM Management Consultants jetzt zum zweiten Mal in Folge vorgestellt hat.China und die USA teilen die weltweit erwirtschafteten Gewinne nahezu allein unter sich auf
"Den abgeschlagenen Unternehmen ist es nicht gelungen, den Verfall der Modulpreise durch Kostensenkungen schnell genug zu kompensieren. Infolgedessen teilen China und die USA die weltweit erwirtschafteten Gewinne nahezu allein unter sich auf", sagt der Autor der Studie, Hans Kühn, Geschäftsführer bei PRTM Management Consultants. Für die Untersuchung seien aus den wichtigsten Unternehmenskennzahlen mehrerer Jahre in Folge Leistungsindikatoren für Wachstum und betriebswirtschaftliche Effizienz ermittelt und auf Jahresbasis verglichen worden. Die Ergebnisse werden in der Rangliste "PRTM Photovoltaik Sustainable Growth Index" verdichtet. Der Wachstumsindex spiegle die relative Wettbewerbsfähigkeit der Firmen untereinander wider.

Verschärfter globaler Wettbewerb
Die Globalisierung der Solarbranche schreitet weiter voran. Die chinesischen Unternehmen in der Studie konnten ihren Umsatzanteil von 2006 bis 2009 von rund 21 % auf 32 % ausbauen, amerikanische Unternehmen konnten ihn im selben Zeitraum von 9 % auf 21 % sogar mehr als verdoppeln. Im gleichen Zeitraum sank der Umsatzanteil deutscher Wettbewerber. Kamen die untersuchten deutschen Unternehmen 2006 noch auf 53 % des weltweiten Umsatzes, so schrumpfte dieser Anteil fast um die Hälfte auf heute nur noch 31 %. Während im Jahr 2006 noch sechs deutsche Unternehmen unter den zehn weltweit bedeutendsten börsennotierten Photovoltaik-Unternehmen platziert waren, schaffen es im aktuell veröffentlichten PRTM Photovoltaic Sustainable Growth Index nur noch drei deutsche Unternehmen unter die Weltmarktführer. Amerikanische und chinesische Firmen dominieren die Rangliste. Als bestes deutsches Unternehmen verteidigt Solarworld, 2006 noch weltweiter Spitzenreiter, mit Rang sechs im Jahr 2010 seine Spitzenposition. Im Gegensatz dazu festigen chinesische Unternehmen ihre Position. Allein vier chinesische und zwei US-amerikanische Firmen platzieren sich erfolgreich unter den besten zehn des Rankings. Den Spitzenplatz behauptet nach wie vor First Solar aus den USA, gefolgt von den chinesischen Herstellern Trina Solar und Suntech.

Margenverfall bei Modulen setzt sich fort – Preishausse nur kurzfristig
Die PRTM-Analyse zeigt, dass die von den Top 10-Unternehmen erzielten EBIT-Margen in den letzten vier Jahren um durchschnittlich 18 % pro Jahr gesunken sind. Allein im letzten Jahr schrumpften die EBIT-Margen um 50 %. Diese Entwicklung markiert eine grundsätzliche Veränderung des Wettbewerbsumfeldes in der PV-Industrie. "Die Margen der Unternehmen sind jetzt auf dem Niveau von etablierten Branchen, die deutlich weniger risikobehaftet sind. Investoren werden in Zukunft selektiver vorgehen, wenn es darum geht, frisches Kapital für weiteres Wachstum nachzuschießen", sagt Hans Kühn.Der Trend werde im laufenden Jahr sehr wahrscheinlich kurzfristig gebrochen, da die weltweite Nachfrage die verfügbare Kapazität übersteige und so stabile Preise durchgesetzt werden könnten. Allerdings würden derzeit Fertigungskapazitäten stark ausgebaut und mehrere internationale Elektronik- und Halbleiterkonzerne hätten angekündigt, in den PV-Markt einzusteigen.
"Die aktuelle Preishausse ist nicht von Dauer. Schon bald wird es wieder zu einem Käufermarkt mit intensivem Preiswettbewerb kommen. Darauf sollten sich die Unternehmen bereits jetzt vorbereiten", rät Hans Kühn.

Marktführer halten ihre Verfolger auf Distanz
Die Analyse zeigt außerdem, dass sich der Abstand zwischen den führenden Unternehmen und den Verfolgern weiter vergrößert. Die Bewertungen der vier besten und der letzten vier Unternehmen im PRTM Photovoltaic Sustainable Growth Index klaffen immer weiter auseinander. "Jetzt beginnt die kritische Phase des Rennens um die Marktführerschaft. Es wird für die Verfolger immer schwieriger aufzuschließen. Ohne besondere Managementanstrengungen werden viele Unternehmen die Anpassung nicht schaffen und sich die Chance verbauen, für die nächsten Jahre den Anschluss an den weltweiten Markt zu behalten", warnt Hans Kühn.

Ausrüster gut positioniert; deutsche Unternehmen beherrschen den Markt
In der aktuellen Phase wieder anziehenden Wachstums profitieren die Photovoltaik-Ausrüster von frühzeitigen Weichenstellungen in Richtung Globalisierung. Nach einem kräftigen Einbruch um mehr als 20 % im Jahr 2009 erholt sich der Umsatz neuer Photovoltaik-Produktionsanlagen im laufenden Jahr deutlich. Trotz des starken Umsatzeinbruchs melden die Ausrüster im Durchschnitt positive EBIT-Margen. Im Gegensatz zu den Zell- und Modulherstellern wird dieser Markt von deutschen Unternehmen weiterhin dominiert, die überwiegende Zahl aller Anlagen wird in Deutschland gefertigt. Die Marktanteile der deutschen Unternehmen sind in den letzten Jahren stetig gewachsen. Allerdings sind die Ausrüster auch traditionell höheren Schwankungen unterworfen. So führte in der Photovoltaik-Industrie ein Rückgang des Umsatzes um 6 % bei Modulen bei den Ausrüstern zu einem Geschäftsrückgang von 20 %. Zudem erhöht internationales Wachstum die Komplexität. "Die starken deutschen Ausrüster müssen lernen, auf Nachfrageschwankungen flexibel zu reagieren", empfiehlt Hans Kühn.EEG-Förderung nutzte vor allem Anlagenbetreibern
Vor allem die Anlagenbetreiber profitieren derzeit von der EEG-Förderung. Während Rohstofflieferanten, Zellen- und Modulhersteller mit sinkenden Margen zu kämpfen haben, verzeichnen die Betreiber von Solarstrom-Anlagen und Photovoltaik-Kraftwerken ein deutliches Ergebnisplus. Sie konnten ihre EBIT-Margen auf über 50 Prozent steigern. Ursache: Durch den Käufermarkt kam es zum Preisverfall bei Modulen. Da die Solarstrom-Einspeisevergütung unverändert blieb, hat sich die Rendite der Anlagenbetreiber erhöht. Die Modulhersteller profitieren durch die erzeugte Nachfrage indirekt von der Einspeisevergütung: So wurden 2009 rund 31 % mehr Module installiert als im Vorjahr. Aus Sicht der Hersteller haben sich installierte Kapazität und Gewinn aber entkoppelt. "Die jetzt wirksam gewordene Subventionskürzung fällt für diese Unternehmen nicht so stark ins Gewicht, wie die Branche glauben machen will", sagt Hans Kühn. Die Chance für die Hersteller liege jetzt darin, sich an die Wettbewerbssituation anzupassen, etwa indem sie lernen, mithilfe eines globalen Fertigungs- und Vertriebsnetzwerkes flexibel auf Bedarfsschwankungen zu regieren.

Informationen zum Studiendesign
Der "PRTM Photovoltaic Sustainable Growth Index" ist ein Wachstumsindex, der die relative Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen untereinander widerspiegelt. Seit 2004 wurden für aufeinanderfolgende Berichtszeiträume auf Basis veröffentlichter Finanzkennziffern sieben Leistungsindikatoren für Wachstum und Effizienz (so genannte Key Performance Indikatoren, KPI) gebildet. Diese wurden entsprechend der spezifischen Besonderheiten der Photovoltaik-Industrie gewichtet und mittels eines Berechnungsmodells in Beziehung gesetzt. Für jede Firma wurde so ein Punktwert (Score) ermittelt, der die jeweilige Leistungsfähigkeit beschreibt und aktuelle und stichtagbezogene Vergleiche für die zurückliegenden Berichtszeiträume ermöglicht. Die 26 analysierten Unternehmen repräsentieren gemeinsam rund 70 Prozent der weltweiten Modulproduktion.
Autor: PRTM Management Consultants
Weitere Informationen: http://www.prtm.com/

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