Offizielle Zahlen zum Photovoltaik-Ausbau in China: 2013 wurden 12,92 Gigawatt installiert; Trend zu dezentralen Anlagen statt Großkraftwerken

Von Frank Haugwitz, AECEA Ende April 2014 meldete die nationale chinesische Energiebehörde NEA einen Photovoltaik-Zubau von 12,92 Gigawatt im Jahr 2013. Diese Zahl stimmt jedoch nicht ganz, da Daten einzelner Provinzen wie Jilin und Tibet noch nicht berücksichtigt wurden, berichtet SolarServer-Partner Asia Europe Clean Energy (Solar) Advisory Co. Ltd. (AECEA). Laut offiziellen Statistiken entfielen 12,12 […]

Von Frank Haugwitz, AECEA
Ende April 2014 meldete die nationale chinesische Energiebehörde NEA einen Photovoltaik-Zubau von 12,92 Gigawatt im Jahr 2013. Diese Zahl stimmt jedoch nicht ganz, da Daten einzelner Provinzen wie Jilin und Tibet noch nicht berücksichtigt wurden, berichtet SolarServer-Partner Asia Europe Clean Energy (Solar) Advisory Co. Ltd. (AECEA). Laut offiziellen Statistiken entfielen 12,12 GW auf Photovoltaik-Großkraftwerke, die restlichen 801 MW waren dezentrale Solarstrom-Anlagen.

PV-Kraftwerk in der Provinz Gansu. Hier wurden insgesamt 3842 MW installiert. Bild: Trina Solar
Die beim Solar-Zubau herausragenden Provinzen waren Gansu (3842 MW); Xinjiang (2320 MW) Ningxia (1183 MW) und die Innere Mongolei (1133 MW): Diese vier von insgesamt 22 Provinzen installierten 65 % aller chinesischen Photovoltaik-Kraftwerke, dafür allerdings nur dezentrale Solarstromanlagen mit 50 MW.Obergrenzen der Provinzen für den Zubau von PV-Kraftwerken könnten überschritten werden
Die chinesische Zentralregierung hat beschlossen, dezentrale Solarstrom-Anlagen stärker zu fördern als große, zentrale Kraftwerke. Im vergangenen Jahr lagen die Provinzen Zhejiang (165 MW), Guangdong (115 MW) und Hebei (74 MW) hinsichtlich der zugebauten dezentralen Photovoltaik-Leistung ganz vorne, auf sie entfielen 43 % des Zubaus in allen Provinzen. In diesem Zusammenhang fragt sich AECEA, ob und wie es zum Beispiel Gansu gelingen wird, das Tempo von einem Rekord-Zubau von 3,8 GW im letzten Jahr auf einen Kraftwerkszubau auf 500 MW zu drosseln, wie für 2014 geplant, und ob sich die politischen Rahmenbedingungen in den nächsten Monaten noch ändern werden. Erste Zeichen, dass die Vorgaben der Provinzen für den große Freiflächenanlagen wohl überschritten werden, sind bereits sichtbar.

2014 zeichnet sich ein Trend zur dezentralen Solarstrom-Erzeugung ab
Die NEA hat im Januar 2014 ein dezentrales PV-Ausbauziel von 8 Gigawatt gesetzt, das entspricht dem Zehnfachen des Vorjahres. Da die Verwaltung, Finanzierung und der Betrieb solcher Anlagen jedoch komplexer ist als bei großen Freiflächenanlagen, überrascht es die AECEA nicht, dass der dezentrale Photovoltaik-Ausbau in den ersten Monaten des laufenden Jahres weit unter den Erwartzungen blieb. Um also das Ausbauziel von 8 GW noch zu erreichen, wird die Zentralregierung wohl noch weitere Gesetze erlassen, um die Umsetzung solcher Projekte bis Jahresende zu erleichtern. AECEA hat noch im Juni mit entsprechenden Ankündigungen gerechnet und hält das Erreichen des Ausbauziels in diesem Falle für realistisch. Ein erstes Zeichen war, dass die oberste Steuerverwaltungsbehörde am 11.06.2014 berichtete, dass sie die Steuergesetze für dezentrale Solarstromanlagen zum 01.07.2014 ändern werde.

China strebt bis zum Jahr 2017 eine installierte Photovoltaik-Gesamtleistung von 70 GW an
Um das landesweite Problem der Luftverschmutzung in China anzugehen, genehmigte die nationale Entwicklungs- und Reformkommission NDRC bereits im März 2014 einen Aktionsplan an, der dann im Mai veröffentlicht wurde. Er zielt hauptsächlich auf den Stromsektor ab und gibt zahlreiche Ziele vor, unter anderem zur Emissionsminderung, zum Netzausbau oder zum Kohleverbrauch. Vor diesem Hintergrund soll bis 2017 eine installierte Photovoltaik-Leistung von 70 GW erreicht werden, die durch PV-Großanlagen und dezentrale Solarstromanlagen gleichermaßen umgesetzt werden soll. Für beide Anlagenarten werden Zielregionen genannt.Das neue offizielle Ausbauziel ist doppelt so hoch wie das im Rahmen des laufenden zwölften Fünfjahresplans (2011-2015) für Ende 2015 gesteckte. Bisher hält China an seinen langfristigen Zielen fest (z.B. 50 GW bis 2020), obwohl Regierungsvertreter in Diskussionen bereits von 100 GW bis 2020 sprachen. Mit der neuen Zielvorgabe von 70 GW bis 2017 hält die AECEA auch eine installierte Photovoltaik-Leistung von 130 – 50 GW bis 2020 durchaus für möglich. Angesichts des dringenden Bedarfs an sauber erzeugtem Strom und der Mitteilung des chinesischen Stromrats, dass vermutlich ab 2030 kein weiteres Kohlekraftwerk mehr gebaut wird, scheint sogar eine installierte PV-Leistung von 200 GW im Jahr 2020 nicht ganz unrealistisch.

China ermutigt private Anleger, in 30 dezentrale Photovoltaik-Projekte zu investieren
Mitte Mai hat die nationale chinesische Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) ein offizielles Dokument veröffentlicht, in dem 80 Energie-, Informations- und Infrastrukturprojekte vorgestellt werden, in die nicht der Staat, sondern private in- und ausländische Investoren investieren sollen. Es handelt sich um Solar-, Wasserkraft- und Windprojekte, Öl- und Erdgasleitungen, Bahn- und U-Bahnlinien.
Da Infrastrukturinvestitionen staatlicher Unternehmen, Provinz- und Kommunalverwaltungen für Schulden in Höhe von 3 Billionen US-Dollar gesorgt haben (Stand Juni 2013), haben Analysten diese als Maßnahmen als ineffizient kritisiert. Daher will die Regierung mehr Privatinvestitionen in ihrer zentralen Planwirtschaft zulassen, selbst weniger eingreifen und verstärkt Marktkräfte walten lassen. Die 80 Vorhaben gelten als Teil einer Reform zur Privatisierung der einst monopolisierten Infrastruktur. Die offizielle Stellungnahme deutet darauf hin, dass China den Energie- und Infrastruktur-Sektor künftig noch weiter öffnen will. China will von überwiegend großen zentralen PV-Kraftwerken im Nordwesten des Landes zum dezentralen Ausbau in dicht besiedelten Gebieten im Osten, Norden und Süden übergehen.

Anteil der dezentralen Photovoltaik-Projekte zeigt, wie wichtig China dieses Thema ist
Interessanterweise haben mehr als die Hälfte der 80 Projekte etwas mit Energie zu tun, und ganze 30 sind so genannte Demonstrationszonen für dezentrale Photovoltaik-Projekte. Die investierten Gelder sollen sowohl für den Bau als auch für den Betrieb von Solarstromanlagen verwendet werden und könnten in Form von Gemeinschaftsunternehmen, eigenständigen oder Franchise-Unternehmen umgesetzt werden. Der hohe Anteil der dezentralen Photovoltaik-Projekte zeigt nicht nur, dass dieses Thema in Chinas Energie-Agenda immer wichtiger wird, sondern auch, wie groß der politische Druck ist, kurzfristige Lösungen für die vielen Probleme bei der Projektentwicklung zu finden. Die Zentralregierung befürwortet klar den dezentralen Photovoltaik-Ausbau, hier fehlt China jedoch Erfahrung. Das Golden-Sun-Programm zum Beispiel beruhte noch auf einem anderen Geschäftsmodell. Heute finanzieren sich Photovoltaikanlagen noch über die Einspeisevergütung und müssen daher so viel Solarstrom wie möglich erzeugen, um sich zu rentieren, was wiederum für Großanlagen spricht.
Die AECEA betont, dass alle 30 dezentralen PV-Projekte zusammen eine wesentlich geringere Investition erforderten als beispielsweise die U-Bahn-Linie 16 in Peking, die ebenfalls privat finanziert werden soll. Dass die Regierung diese Vorhaben dennoch ausschreibe, liege nicht unbedingt daran, dass sie zu wenig Geld für deren Finanzierung habe, sondern eher daran, dass sie rasch lernen müsse, wie beispielsweise ausländische Unternehmen solche Anlagen finanzieren, planen, bauen, betreiben und warten. Schließlich haben jene im Vergleich zu chinesischen Unternehmen jahrelange Erfahrung damit gesammelt. Da allen 80 Vorhaben viel politische Aufmerksamkeit geschenkt wird, sei anzunehmen, dass sie für chinesische und ausländische Unternehmen relativ risikolos oder sogar sicher seien, betont die AECEA.

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