Bundesverband Solarwirtschaft bestätigt Zahlen zu Arbeitsplätzen in der Branche; HTW Berlin distanziert sich von Aussagen ihres Gastdozenten

In den letzten Tagen haben Presseberichte wiederholt eine angebliche Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin zitiert, nach der die Arbeitsplatz-Zahlen des im vergangenen Herbst vom Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar) veröffentlichten „Wegweisers Solarwirtschaft“ geschönt seien.

Diese Behauptung sei falsch, entgegnet der BSW-Solar in einer Pressemitteilung. Die HTW hat sich am 18.8. mit einer Pressemitteilung von den Berechnungen ihres Gastdozenten distanziert.

Die Autoren der HTW-Pressemittelung beziehen sich auf eine vorgebliche Studie von Wolfgang Hummel, Gastdozent an der HTW. Der Lehrbeauftragte gebe vor, nachgerechnet zu haben, ob die im „Wegweiser Solarwirtschaft“ gemachte Angabe, wonach durch die Photovoltaik-Technologie im Jahr 2010 etwa 130.000 Arbeitsplätze in Deutschland bestanden, korrekt ist. Hummel komme zu dem Schluss, die Solar-Branche biete nur 80.000 Arbeitsplätze.
In diesem Zusammenhang behauptet Hummel laut Medienberichten, die durch Roland Berger/Prognos in Zusammenarbeit mit dem BSW-Solar erstellte Studie zähle fälschlicherweise auch Handwerker voll mit, die nur gelegentlich Solarmodule installierten und käme auf diese Weise zu übertriebenen Schätzungen.

„Vollzeitäquivalente“ als Kriterium für nur gelegentlich mit der Installation von Photovoltaik-Modulen beschäftigte Handwerker
Richtig sei vielmehr, dass die prognos AG im Herbst 2010 bei ihren Berechnungen für die Studie „Wegweiser Solarwirtschaft“ auf das Kriterium von „Vollzeitäquivalenten“ zurückgegriffen hat. Das bedeute, dass gelegentlich mit der Installation von Solarmodulen beschäftigte Handwerker von der prognos AG nicht als vollzeitbeschäftigte Arbeitskräfte gerechnet wurden, sondern anteilig betrachtet wurden, so der BSW-Solar.
Der Ausdruck Vollzeitäquivalent sei eine etablierte und standardisierte Vergleichsgröße, mithin die konservativste und damit belastbarste Hochrechnungsmethode von Beschäftigungseffekten. Die Berechnungsmethoden werden im Wegweiser dargelegt, unter anderem auf den Seiten 41-46. Auf Seite 47 der Studie sei noch einmal explizit die Ausweisung in Vollzeitäquivalenten genannt: „Die durch die Photovoltaik-Technologie geschaffenen und gesicherten Arbeitsplätze in Vollzeitäquivalenten (FTE) belaufen sich auf rund 133.400.“

Mehrere Gründe für abweichende Jobzahlen
Bereits nach kurzer Lektüre der Analyse des HTW-Lehrbeauftragten Hummel würden die Gründe für die abweichenden Jobzahlen deutlich, so der BSW-Solar: Angaben zu Leih- und Zeitarbeitern würden in Hummels Analyse nicht erfasst, obwohl diese in der Modul- bzw. Wechselrichterproduktion bei einzelnen Unternehmen im Jahre 2010 Anteile von bis zu 20 Prozent erreicht hätten. Zudem habe Hummel in den verschiedenen Bereichen der PV-Branche nur die Arbeitsplatzzahlen der Unternehmen berücksichtigt, bei denen das „Solargeschäft“ mindestens die Hälfte des Umsatzes generiert.
Hinsichtlich der Handwerks-Arbeitsplätze sei in Hummels Auftrag eine Stichprobe von 416 Handwerksbetrieben gezogen worden. Es werde aber aus dem Papier nicht deutlich, ob dies die Grundgesamtheit oder Rücklauf ist. Ebenfalls werde nicht beschrieben, welche Art von Handwerksbetrieben angeschrieben wurden. Auch hier seien nur die Unternehmen berücksichtigt worden, die mehr als 50 Prozent ihrer Umsätze im Solargeschäft machen.
Auch die induzierte Beschäftigung werde in Hummels Analyse nicht ausgewiesen. Und Hummel verzichte insgesamt darauf, Teilleistungen von Handwerksbetrieben und Dienstleistern im Solarbereich, die nur einen geringen Umfang am Gesamtumsatz hatten, hochzurechnen. Dies sei falsch.
"Durch diese Abweichungen wird eine Vielzahl von Arbeitsplätzen in der PV-Branche nicht erfasst", kritisiert der BSW-Solar.

Der „Wegweiser Solarwirtschaft“ ist öffentlich verfügbar unter www.solarwirtschaft.de/roadmap.
Der Solarserver berichtete über die Stellungnahme der HTW Berlin unter: Kontroverse über Zukunftsaussichten und Arbeitsplätze in der Solar-Branche: Professoren der Berliner HTW widersprechen Lehrbeauftragtem

22.08.2011 | Quelle: Bundesverband Solarwirtschaft e.V. | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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