Anhaltender Streit um Solar-Zölle: AFASE kritisiert Ergebnisse der EU-Kommission; EU ProSun kritisiert Schlussfolgerungen von AFASE

Am 17.07.2013 reisen Vertreter von mehr als 30 europäischen Photovoltaik-Unternehmen zu einer Anhörung der Europäischen Kommission nach Brüssel. Organisator dieser Anhörung ist die Alliance for Affordable Solar Energy (AFASE). Die Unternehmer wollen belegen, dass die am 5. Juni von der Kommission verhängten vorläufigen Schutzzölle auf chinesische Photovoltaik-Produkte schon jetzt spürbare negative Konsequenzen zeigen.

In zahlreichen Unternehmen sei es zur Stornierung von Bestellungen und zur Entlassung von Beschäftigten gekommen. Damit seien die optimistischen Annahmen der Kommission widerlegt, dass die Solarwirtschaft schnell andere Geschäftsfelder erschließen oder die Zölle absorbieren kann, betont AFASE in einer Pressemitteilung.
Die europäische Solar-Herstellerinitiative EU ProSun (Brüssel) hingegen kritisiert die Aussagen von AFASE. "AFASE ist eine von den großen chinesischen Solar-Herstellern und deren Importeuren gegründete Lobbygruppe, die gezielt Panikmache unter Solar-Unternehmen betreibt“, so Milan Nitzschke, Präsident von EU ProSun sowie Konzernsprecher und Marketingchef von SolarWorld. 

AFASE-Vorstandsmitglied Gieselaar: Mehrheit der Photovoltaik-Installateure in Europa kann die Schutzzölle nicht auffangen – und auch nicht in andere Geschäftsfelder ausweichen
Dennis Gieselaar, Geschäftsführer des niederländischen Photovoltaik-Unternehmens Oskomera Solar Power Solutions und Vorstandsmitglied von AFASE e.V., kommentiert: „Die ganz große Mehrheit der Photovoltaik-Installateure in Europa kann die Schutzzölle nicht absorbieren – selbst auf dem aktuellen Niveau von 11,8 %. Denn die Unternehmen erreichen nur Nettogewinnmargen von deutlich unter 10 %. Die Kommission hat alle ihre Einschätzungen basierend auf einer Stichprobe von nur sieben Unternehmen getroffen!“
Die Kommission liege deshalb auch falsch mit ihrer Aussage, Photovoltaik-Installateure könnten sich leicht andere Geschäftsfelder erschließen, stellt Gieselaar fest. „Wir sind eine hoch professionelle und spezialisierte Branche. Unsere Mitarbeiter erhalten eine sehr spezifische Ausbildung und können nicht von einem Tag auf den anderen Tag ihr Betätigungsfeld wechseln“, so Gieselaar.

AFASE-Mitglied Gehrlicher Solar wertet Insolvenz als direkte Folge der Anti-Dumping-Zölle
Die vorläufigen Zölle hätten bereits erste Opfer gefordert, berichtet AFASE. Die Gehrlicher Solar AG (Dornach b. München), eines der ältesten Unternehmen der Solarwirtschaft und eines der ersten Mitglieder von AFASE, musste am 9. Juli 2013 Insolvenz anmelden. Die Insolvenz, so Gehrlicher Solar, sei eine direkte Folge der „EU-weiten Einführung von Anti-Dumping-Zöllen auf chinesische Module und der daraus resultierenden Verschlechterung der Marktbedingungen in Europa“.

AFASE-Vorsitzender Preugschas: „Ich kann nur hoffen, dass das Beispiel von Gehrlicher Solar die Europäische Kommission wachrüttelt“
 „Wir kommen nach Brüssel, um gegen die Fortsetzung dieser schädlichen und nachteiligen Zölle zu kämpfen. Sie führen zu einem Marktrückgang und vernichten wertvolle Arbeitsplätze in ganz Europa“, kommentiert Thorsten Preugschas, Geschäftsführer der Soventix GmbH (Duisburg) und Vorsitzender von AFASE e.V.
„Aufgrund steigender Preise und einer signifikant sinkenden Nachfrage seit Einführung der vorläufigen Zölle mussten viele Unternehmen bereits Personal entlassen. Ich kann nur hoffen, dass das Beispiel von Gehrlicher Solar die Europäische Kommission wachrüttelt, und dass die morgige Anhörung sie davon überzeugen wird, zu handeln, anstatt dem Zusammenbruch unserer Branche zuzuschauen.“

EU ProSun: AFASE muss mit unsinnigen Behauptungen aufhören
Die europäische Solar-Herstellerinitiative EU ProSun (Brüssel), die nach eigenen Angaben über 40 Industrieunternehmen in Europa mit über 4.000 verbundenen Installationsbetrieben vertritt, wendet sich gegen die Behauptungen der Lobbygruppe AFASE.
"Ziel der Organisation ist es, Maßnahmen gegen Dumping zu verhindern, um damit chinesische Hersteller ungestraft weiter gegen geltendes Handelsrecht verstoßen zu lassen", so Milan Nitzschke, Präsident von EU ProSun sowie Konzernsprecher und Marketingchef von SolarWorld. 
In einer aktuellen Pressemitteilung behaupte AFASE, dass die gegenwärtigen Antidumpingzölle der EU in Höhe von 11,8 Prozent auf Solar-Produkte aus China zu Preiserhöhungen und Markteinbrüchen geführt hätten.
"Das ist nachweisbar falsch. Die Preise für chinesische Module liegen zurzeit auf dem gleichen Niveau wie vor Einführung der Zölle. Das ist ja Teil des Dramas. Die niedrigen Zölle sind ein Freibrief für weiteres Dumping. China verkauft immer noch weit unter den eigenen Herstellungskosten", sagt Nitzschke. Auch die chinesische Handelskammer habe gemeldet, dass die bisherigen Zollsätze für chinesische Hersteller „leicht wegzustecken“ seien.

EU ProSun-Präsident Nitzschke: „Der europäische Solarmarkt ist seit 2011 um 50 Prozent eingebrochen, ohne Zölle und trotz Billigstgpreisen aus China“
Am 6. August soll nach Beschluss der EU-Kommission der volle Zollsatz von durchschnittlich 47 Prozent gelten. "Nur dann kommen wir wieder zu echtem Wettbewerb. Es gibt keinen Wettbewerb und es gibt keinen freien Handel, solange Dumping zugelassen wird. Im Gegenteil, Dumping führt zu Monopolen – das ist verheerend für die gesamte Solarbranche."
"Besonders infam ist, wenn die chinesische Lobby jetzt die Insolvenz des Projektierers für Solar-Großanlagen, Gehrlicher Solar, den europäischen Zöllen zuschiebt. Damit sollen Politik und Solar-Installateure gezielt getäuscht werden. Der europäische Solarmarkt ist seit 2011 um 50 Prozent eingebrochen, ohne Zölle und trotz Billigstgpreisen aus China. Im Gegenteil, Chinas Dumping ist mitverantwortlich, dass immer mehr europäische Staaten die Förderung von Solarinstallationen massiv gekürzt haben", schlussfolgert Nitzschke.


17.07.2013 | Quelle: AFASE; EU ProSun | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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