Photovoltaik in den USA: Kalifornien führt den amerikanischen Solar-Mark weiterhin an

Viel Sonne und aktive politische Unterstützung sind die Grundlage für einen Photovoltaik Zubau in der Größenordnung von 7,5 Gigawatt (GW) im US Bundesstaat Kalifornien in den Jahren 2010 bis 2015.

Damit behauptet der Westküstenstaat weiterhin seine führende Rolle in Sachen Solarenergie in den USA, wie aus dem neusten Bericht des Marktforschungsunternehmens IHS iSuppli (El Segundo, Kalifornien) hervorgeht.

Dieses Jahr soll der PV-Zubau in Kalifornien laut IHS 967 Megawatt (MW) erreichen und damit den größten Zuwachs in den USA. Dies sei Teil der kalifornischen Anstrengungen, den Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtenergiemix im bevölkerungsreichsten US-Staat deutlich zu erhöhen, was zudem mit einem Ausbau der Windkraftleistung sowie Brennstoffzellen einhergehe.
Kalifornien ist die Speerspitze der Photovoltaik, seine Unterstützung der Solar-Industrie ist ein wichtiger Faktor für ganz Nordamerika, kommentiert Mike Sheppard, Analyst für Photovoltaik bei IHS.

Photovoltaik-Kapazität der 40 US Staaten mit dem niedrigsten Zubau erreicht insgesamt nur 395 MW
2012 wird die PV-Leistung in Kalifornien bei etwa 1,2 GW liegen – mehr als die Kapazität der nachfolgenden sechs Bundesstaaten zusammen. Bundesstaaten wie New Mexiko und Arizona, deren Fläche in etwa vergleichbar mit Kalifornien ist, werden laut IHS mit etwa 350 MW im selben Zeitraum weniger als ein Drittel der kalifornischen Leistung erreichen.
Noch deutlicher wird die Vorreiterrolle Kaliforniens hinsichtlich der PV-Kapazität im Vergleich mit den nicht in den Top 10 platzierten Bundesstaaten: Laut IHS kommen die restlichen 40 Bundesstaaten mit insgesamt 395 MW Gesamtleistung gerade einmal auf ein Drittel.

Gouverneur Brown bekräftigt das Ziel, den Anteil der erneuerbaren Energien bis 2020 auf 33 Prozent auszubauen
Kalifornien erhielt auf dem Weg zu einer saubereren Energiegewinnung erst kürzlich neuen Schwung während einer zweitägigen Konferenz an der Universität von Kalifornien mit 200 Experten aus Forschung, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik.
Der kalifornische Gouverneur Jerry Browns bekräftigte dort noch einmal die Zielvorgabe, bis zum Jahr 2020 mindestens 33 Prozent des Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen zu decken, was einer Gesamtleistung von 12 GW entspricht beziehungsweise dem Jahresverbrauch von etwa drei Millionen Haushalten.

Großer PV-Anteil an sauberer Energieproduktion in Kalifornien
Bis 2015 können aufgrund geplanter Photovoltaik-Projekte 7,5 GW an das lokale Energienetz gehen, mehr als die Hälfte des angestrebten Ziels von 12 GW für alle erneuerbaren Energien zusammen – und fünf Jahre früher als geplant.
Dies zeige, dass die Photovoltaik künftig einen großen Anteil der sauberen Energie in Kalifornien liefern werde, so IHS-Analyst Sheppard.

Kaliforniens natürliche Ressourcen sorgen für Aktivität in Sachen Photovoltaik
Zahlen der NASA belegen, dass Kalifornien mit die höchste Sonneneinstrahlung innerhalb der Vereinigten Staaten aufweist. Mit 5,4 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Tag (kWh/(m²/Tag)), belegt der Bezirk Los Angeles den zweiten Rang direkt hinter Honolulu, Hawaii mit 5,96 kWh/(m²/Tag).
Los Angeles führt selbst vor Städten, wie Phoenix im Bundesstaat Arizona (5,38 kWh/(m2/Tag)); Las Vegas, Nevada (5,3 kWh/(m²/Tag)) und Miami, Florida (5,26 kWh/(m2/Tag)), die für ihre konstante und hohe Sonneneinstrahlung bekannt sind.
Gemäß der Studie weisen zudem zwei weitere kalifornische Städte eine überdurchschnittliche Sonneneinstrahlung auf: der Küstenbezirk nahe San Francisco mit 5,08 kWh/(m²/Tag) sowie San Francisco selbst mit 4,89 kWh/(m²/Tag).

Zahlreiche wichtige Solarunternehmen, Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen haben sich in Kalifornien angesiedelt
Neben den optimalen natürlichen Bedingungen, wird die Photovoltaik-Vorreiterstellung Kaliforniens durch die große Zahl von Solarunternehmen unterstrichen, die sich in dem Bundesstaat angesiedelt haben. Hinzu kommen zahlreiche Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, die keine eigene Fertigung besitzen.
Die mehr als 27 Solar-Unternehmen mit Sitz in dem Bundesstaat decken die komplette Bandbreite an Komponenten eines Solarmoduls ab, von der Produktion von Ingots, kristallinen Siliziumzellen bis hin zu Dünnschichtzellen.

Große PV-Projekte in Kalifornien: Topaz Solar, Niland und Catalina
Momentan wird "Topaz Solar", das größte PV-Projekt des Bundesstaates Kalifornien, von First Solar Inc. in der Carrizo-Ebene nordwestlich von Los Angeles gebaut. Der IHS-Bericht nennt aber noch weitere Solar-Projekte, wie das 55MW-Niland-Projekt (Imperial County), ein 5-Jahres-Programm von Pacific Gas and Electric Co. (PG&E), mit dem Ziel von 500 MW Zubau in Nord- und Zentralkalifornien, das Catalina Solar-Projekt in Kern County; und ein Vorhaben von Southern California Edison zur dezentralen Solarstromproduktion auf kommerziellen Dächern.

Politische Unterstützung fruchtet, doch die Finanzlage des Staates sorgt für eine ungewisse Zukunft
Neben Kaliforniens Standortvorteilen zur Energiegewinnung mit Photovoltaik, ist die breite politische Unterstützung des Bundesstaates eine günstige Voraussetzung.
“Die nachdrücklichen politischen Signale zugunsten erneuerbarer Energien sind definitiv gut für Kalifornien, da ein starker politischer Rückhalt ein ermutigendes Zeichen für Investoren ist, Gelder in den Bundesstaat zu investieren", betont Analyst Sheppard.
Kaliforniens weit reichende PV-Erfahrungen könnten sich zudem als Vorteil erweisen, sollte der Bundesstaat seine Expertise beratend bei Projekten anderer Bundesstaaten einsetzen, ähnlich wie Deutschland seine Vorreiterrolle auf dem Photovoltaik-Markt innerhalb Europas nutzt.
In den USA hat Kalifornien gegenüber den übrigen Bundesstaaten einen klaren Wissensvorsprung zur solaren Energiegewinnung, zumal die Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien durch Programme lokaler Stromversorger zusätzlich unterstützt wurde.

Kritische Finanzlage könnte die Kreditwürdigkeit des Bundesstaates negativ beeinflussen
Dem rasanten Fortschritt könnte jedoch laut Sheppard die kritsche finanzielle Lage des Bundesstaates im Wege stehen. Finde sich keine Lösung, drohe Kalifornien eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit, was die Aufnahme von Krediten für Unternehmen in Kalifornien verteuere – davon wären auch die PV-Unternehmen betroffen.
Einen weiteren Verbesserungsansatz bietet die Vereinfachung von Genehmigungsverfahren für PV-Anlagen. So müsse beispielsweise ein Antragsteller im Falle eines Lieferausfalls seitens eines Modulherstellers einen kompletten Neuantrag stellen statt eines einfachen Änderungsantrags, wie dies im vernünftig geregelten deutschen Markt gängige Praxis sei.

Möglicher Widerstand seitens der Bevölkerung
Die Zukunft der Photovoltaik in Kalifornien könnte auch auf massiven Widerstand seitens der Bevölkerung stoßen, wie Gouverneur Brown auf der Konferenz an der UCLA betonte.
In dem Bundesstaat mit 58 Bezirken und 400 Städten, in denen die unterschiedlichsten lokalen Interessen aufeinanderstoßen, könnte es schwer werden, einen allgemeinen Konsens für den Ausbau der erneuerbaren Energien und der Photovoltaik zu finden, wodurch wiederum Verzögerungen bei geplanten Projekten entstehen könnten.
Weitere Informationen über die neusten Entwicklungen im PV-Sektor liefert der aktuelle IHS iSuppli-Bericht mit dem Titel “US DOE Steps Up in Q2, Ontario’s PV Future Questioned.”

10.08.2011 | Quelle: IHS iSuppli | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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