Österreichisches Forschungszentrum entwickelt solare Kühl-, Kälte- und Klimasysteme
Die extreme Hitze hat im Sommer 2003 den Stromverbrauch durch den Betrieb von Klimaanlagen in die Höhe getrieben. Denn die herkömmlichen Anlagen arbeiten nach einem denkbar unintelligenten Prinzip: Zuviel Wärme-Energie wird mit verstärktem Energieeinsatz bekämpft. Das berichtet das EU-Projekt „Solar-Net“, Wien, in einer Pressemitteilung. Die Auswirkungen des Rekord-Sommers auf das Stadtbild seien deutlich zu erkennen: Kühlgeräte soweit das Auge reicht!
Das Wiener Klimaschutzprogramm KliP setze bereits auf Sonnenenergie für Warmwasser und Heizungsunterstützung. Und das Österreichische Forschungszentrum „arsenal research“ arbeite nun verstärkt daran, auch Systeme zur solaren Kühlung weiter zu entwickeln und umzusetzen. Denn als Antrieb der Klimaanlagen kann der Verursacher der hohen Temperaturen genutzt werden – die Sonne. Kühlen mit der Kraft der Sonne, so paradox das auch klingt, soll in Zukunft helfen, die Stromspitzen im Sommer zu glätten. Das Prinzip der solaren Kühlung kann helfen, den Bedarf an elektrischer Energie zu reduzieren; darüber hinaus werden umweltbelastende Kältemittel substituiert. Kühlung mit Sonnenenergie ist ein weiterer Schritt zur Senkung des weltweiten CO2-Anstieges und somit zur Erfüllung des Kyoto-Protokolls, unterstreicht Solar-Net.
So stellte die S.O.L.I.D. GmbH mit Sitz in Graz dieses Jahr eines der weltweit größten Systeme für solare Kühlung im EAR-Tower in Pristina (Kosovo) fertig. Der renovierte EAR-Tower wird zukünftig von der European Agency of Reconstruction (EAR) als Bürogebäude genutzt. Die Immobilie (2.300 m² Gesamtfläche) sei die erste kommerzielle Anwendung im Bereich der solaren Kühlung, wobei die Energieversorgung der beiden Absorptions-Kühlmaschinen mit einer Kühlleistung von 90 Kilowatt (kW) über ein 227 m2 großes Solarkollektorfeld erfolgt. Die benötigte elektrische Energie wird auf 1/5 jener elektrischen Energie reduziert, welche für eine herkömmliche (rein elektrisch angetriebene) Kühlmaschine benötigt wird. In den Wintermonaten wird sowohl die Erwärmung des Brauchwassers, als auch die Heizungsunterstützung durch die Solarkollektoren erfolgen.
Bis 2010 sollen in Wien laut Klimaschutzprogramm KliP 300.000 m² Solarkollektoren in Wien installiert sein. Die verstärkte Anwendung der solaren Kühlung kann mithelfen, dieses ambitionierte Ziel doch noch zu erreichen, betont Solar-Net. Und sie bringe einen großen Vorteil: Die Kombination einer großen Solaranlage mit einer Kühlmaschine nutze die solare Wärme zum Zeitpunkt des größten Kühlbedarfs eines Bürogebäudes, im Sommer zur Mittagszeit beziehungsweise am frühen Nachmittag. Die Mehrfachnutzung von thermischen Sonnenkollektoren verringert die Amortisationszeit, denn die Kollektoren können dreifach genutzt werden: erstens für Brauchwassererwärmung zweitens für Heizungsunterstützung im Winter und drittens zur Raumklimatisierung im Sommer.
Eine ausführlichere Beschreibung solarer Kühlprozesse bietet arsenal research im Internet unter http://www.arsenal.ac.at/erneuerbare/.
17.09.2003 Quelle: Solar-Net