NRW: Neues Forschungsinstitut zum Ausbau einer klimaschonenden Energieversorgung

Am 12. März 2004 eröffnet Georg Wilhelm Adamowitsch, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, in Bochum das Zentrum für Geothermie und Zukunftsenergien. Dadurch sollen die wissenschaftlichen Grundlagen gelegt werden für die Versorgung weiter Teile des größten Ballungsraumes in Europa mit Strom und Wärme aus dessen heißer Tiefe.   Das Institut ist als zentrale wissenschaftliche […]

Am 12. März 2004 eröffnet Georg Wilhelm Adamowitsch, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, in Bochum das Zentrum für Geothermie und Zukunftsenergien. Dadurch sollen die wissenschaftlichen Grundlagen gelegt werden für die Versorgung weiter Teile des größten Ballungsraumes in Europa mit Strom und Wärme aus dessen heißer Tiefe.   Das Institut ist als zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Fachhochschule Bochum zugeordnet. Das fachliche Geleit kommt vom Präsidenten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover, Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Wellmer.

Das technische Gesamtpotenzial der geothermischen Stromerzeugung wird vom Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages auf zirka 1.200 Exajoule geschätzt und entspräche damit theoretisch dem 600-fachen des deutschen Gesamtstrombedarfs. Hiervon sei bereits ein Gutteil realistisch nutzbar.

Da die geothermische Energieversorgung die Zusammenarbeit vieler Fachdisziplinen erfordert, wird das Zentrum gemeinsam von den Hochschulfachbereichen Architektur, Bauingenieurwesen, Elektrotechnik, Maschinenbau, Geoinformatik und Wirtschaft getragen. Ihm steht ein 7-köpfiges Direktorium vor; Sprecher ist der Geologe Prof. Dr. Rolf Bracke. Etwa 20 Wissenschaftler bilden die Schnittstelle zur Energie- und Städtebauwirtschaft. Sie beschäftigen sich mit Aspekten der Bohrverfahrenstechnik, der Geologie und Anlagentechnik unter Tage, der Kraft-Wärme-Kopplung und Wärmenetzen, der Gebäudetechnik und Bauphysik, der Energiewirtschaft und mit Sonderforschungsthemen.

In seiner wissenschaftlichen Vielfalt ist das Geothermiezentrum in Deutschland einzigartig. Es ist zugleich Kern des „Forschungsverbundes Geothermie in NRW“ unter Beteiligung von Hochschulen in Bochum, Aachen und Gelsenkirchen. Darüber hinaus kooperiert das Zentrum mit der Landesinitiative Zukunftsenergien NRW. Mit dem Forschungsziel „Energieversorgung revitalisierter Industriebrachen in NRW mit Geothermie“ sollen Machbarkeitsstudien zur Versorgung ganzer Stadtgebiete von Gelsenkirchen, Dortmund, Castrop-Rauxel und Bochum mit Tiefengeothermie erarbeitet werden. Im ersten Schritt sollen 10 mögliche Kraftwerkstandorte in NRW in das Programm aufgenommen werden.

Anlass der Institutsgründung sind laut Fachhochschule Bochum die enormen energiewirtschaftlichen Aufgaben der nächsten Jahrzehnte. So beruhe die weltweite Energienutzung gegenwärtig zu 80 % auf den fossilen Energieträgern Erdöl, Erdgas und Kohle – Tendenz steigend. Bei ihrer Verbrennung gelangen Emissionen in die Umwelt, die zu weltweiten Klimaveränderungen, regionalen Luftverschmutzungen und Krankheiten beim Menschen führen. Zugleich erhöht sich mit der zunehmenden Klimaerwärmung das Risiko irreversibler Schäden an Ökosystemen. Um die globale Erwärmung in vertretbaren Grenzen zu halten, muss nach Erkenntnis der Wissenschaft bis 2050 in den Industrieländern eine Reduktion der CO2-Emissionen auf ein Fünftel des jetzigen Standes erfolgen. Dafür ist nach Expertenmeinung der Anteil der erneuerbaren Energien aus Sonne, Wasser, Wind und Erdwärme am globalen Energiemix bis 2020 von 12 % auf 20 % und bis 2050 auf 50 % zu erhöhen.

Parallel zu diesen umweltpolitischen Zwängen müsse allein in Deutschland in den nächsten 20 Jahren etwa die Hälfte des aktuellen Bestandes an Kraftwerken aus Altersgründen ersetzt werden. Deren Kapazitäten lassen sich jedoch in hiesigen Breiten nur zu begrenzten Teilen mit der wetterabhängigen Sonnen- und Windenergie abdecken. Um Versorgungssicherheit zu gewährleisten, müsse die Energiewirtschaft als Puffer für schwankend anfallende Wind- und Sonnenkraft immer grundlastfähige Kraftwerke in gleicher Kapazität bereit halten. Geothermie – der kontinuierliche natürliche Wärmefluss aus dem Erdinneren – sei im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energien unabhängig von den Jahreszeiten vorhanden und damit grundlastfähig. Sie sei also eine ernstzunehmende Option für die zukünftige umweltfreundliche Energieversorgung.

12.03.2004   Quelle: Fachhochschule Bochum; Zentrum für Geothermie und Zukunftsenergien

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