Atomkraftwerke: Axel Berg warnt vor Billiglösungen statt echter Terrorabwehr

Die deutschen Atomkraftwerke seien nach wie vor unzureichend gegen einen Terrorangriff aus der Luft geschützt, warnt der Stellvertretende energiepolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Dr. Axel Berg. Als entscheidende Gegenmaßnahme werde in Bayern derzeit das Konzept der Vernebelung geprüft. Dieses sei jedoch vom Bundesumweltministerium als unzureichend bewertet worden, so Berg.  Die Vernebelungstaktik stammt laut Berg […]

Die deutschen Atomkraftwerke seien nach wie vor unzureichend gegen einen Terrorangriff aus der Luft geschützt, warnt der Stellvertretende energiepolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Dr. Axel Berg. Als entscheidende Gegenmaßnahme werde in Bayern derzeit das Konzept der Vernebelung geprüft. Dieses sei jedoch vom Bundesumweltministerium als unzureichend bewertet worden, so Berg.  Die Vernebelungstaktik stammt laut Berg aus dem militärischen Bereich. Während der Angreifer auf ein anderes Ziel abgelenkt wird, können sich die angegriffenen Einheiten zurückziehen. Bei einem Angriff auf ein Atomkraftwerk lasse sich ein Terrorist aber weder auf ein anderes Ziel lenken, noch könne ein Reaktor fliehen, betont der SPD-Sprecher. Eine zweite Schwachstelle sei die Vorwarnzeit. Zwei Minuten sollten ausreichen, um die Vernebelung zu starten und den Reaktor im Notfall abzuschalten. „Wer kann in dieser Zeit entscheiden, ob sich der Pilot nicht bloß verflogen hat?“, fragt Berg. Der Aufbau der Nebelwand dauere mindestens 40 Sekunden. In dieser Zeit lege ein Passagierflugzeug 10 Kilometer zurück. Eine Studie von Greenpeace bezweifle, dass sich der Sichtschutz rechtzeitig aufbauen lasse. Sicherheitsexperten hielten die Methode der „Nebelglocke“ allenfalls für eine Zusatzmaßnahme, unterstreicht Berg.

Die Energiewirtschaft rechne einen Terrorangriff nach wie vor zum Restrisiko und verweis auf den Staat, so Berg. Der bayerische Staatsminister für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Werner Schnappauf versuche, den Schwarzen Peter an den Bund weiterzugeben, kritisiert Berg. Seit der Studie der Gesellschaft für Reaktorsicherheit aus dem Jahr 2003, welche deutlich die Gefahr eines Angriffs auf deutsche Atomanlagen analysiere, sei so gut wie nichts geschehen.

„Der Umgang mit unser aller Sicherheit ist ein Skandal. Ich werfe den Betreibern vor, die Öffentlichkeit mit einer Billiglösung abspeisen zu wollen. Sie sind aufgefordert, alle alternativen Schutzmaßnahmen gegen Terrorangriffe zu ergreifen“, so Berg. Andere Abwehrmaßnahmen wie bauliche Nachrüstung oder ein Betonpfeiler-Schutzzaun würden nur deshalb nicht geprüft, weil sie zu teuer sind, rügt Berg. „Die alten Atomkraftwerke, beispielsweise Isar 1 und Biblis, funktionieren für ihre Restlaufzeit als Gelddruckmaschinen, in die nicht mehr investiert wird. Bezahlen müssen das die Bürger mit einem höheren Lebensrisiko“, heißt es in einer Presseerklärung des SPD-Sprechers.

27.06.2004   Quelle: Dr. Axel Berg (MdB)

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