Erdwärme bietet neue Chancen für Brandenburgs Kommunen

Brandenburg bietet dank seiner ausgedehnten Thermalwasserressourcen ausgezeichnete Möglichkeiten für die Nutzung der Geothermie. Aus diesem Grunde hatte die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen zu einem Workshop in die IHK nach Potsdam geladen. Unter dem Titel „Mit Energie in die Zukunft – Erdwärme bietet neue Chancen für Brandenburgs Kommunen“ moderierte der forschungspolitische Sprecher der Fraktion, Hans-Josef […]

Brandenburg bietet dank seiner ausgedehnten Thermalwasserressourcen ausgezeichnete Möglichkeiten für die Nutzung der Geothermie. Aus diesem Grunde hatte die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen zu einem Workshop in die IHK nach Potsdam geladen. Unter dem Titel „Mit Energie in die Zukunft – Erdwärme bietet neue Chancen für Brandenburgs Kommunen“ moderierte der forschungspolitische Sprecher der Fraktion, Hans-Josef Fell, die Veranstaltung und betonte in seinem Eingangsstatement die Endlichkeit fossiler Ressourcen sowie den sich immer deutlicher abzeichnenden Klimawandel.   Lediglich erneuerbare Energien seien in der Lage, die daraus entstehenden Herausforderungen zu meistern. Im Ausbau der Geothermie sieht Fell einen entscheidenden Lösungsansatz.

99 % der Erde sind heißer als 1000 Grad Celsius

Werner Bußmann von der Geothermischen Vereinigung stellte die Entwicklung der Erdwärmenutzung in Deutschland vor und unterstrich, dass erst durch die veränderten politischen Rahmenbedingungen der vergangenen Jahre eine wirkliche Chance bestehe, die weitere Entwicklung voranzutreiben. Nun könne man endlich davon ausgehen, dass auch die Geothermie zu einer ernsthaften Größe unter den erneuerbaren Energien im Besonderen und zur Energieversorgung im Allgemeinen heranwachsen werde. In der Vergangenheit seien die Potenziale oft schon allein deswegen unterschätzt worden, weil man kaum erkannt habe, auf welch heißem Planeten wir tatsächlich leben. „99 % der Erde sind heißer als 1000 °C“, so Bußmann. Brandenburg verfüge mit der Tiefen- Erdwärmesonde in Prenzlau, dem geothermisch versorgten Thermalbad in Templin und dem in der Entwicklung befindlichen Vorhaben in Neuruppin bereits über einige interessante Standorte.

Projekte in Brandenburg und im gesamten Bundesgebiet

Dr. Ernst Hünges vom Potsdamer GeoForschungsZentrum stellte mit dem Forschungsprojekt in Groß Schönebeck, einen jener Standorte vor, an dem derzeit Verfahren entwickelt werden, mit denen die Nutzung der sauberen Energie aus der Tiefe künftig überall erschlossen werden soll. In einer mehr als 4000 m tiefen, ehemaligen Gasbohrung wird intensiv daran gearbeitet, in heißen Sandsteinschichten mittels hydraulischem Druck Fließwege für im Untergrund vorhandenes Wasser zu schaffen, das erhitzt, an der Oberfläche zur Stromerzeugung genutzt werden kann. Die bisherigen Testreihen verlaufen laut Dr. Hünges sehr erfolgreich, so dass von Brandenburg ausgehend, wichtige Impulse für den weiteren Ausbau der Geothermie erwartet werden könnten.

Die ENRO GeothermieEntwicklung GmbH mit Sitz im brandenburgischen Ludwigsfelde will geothermische Kraftwerke nicht nur im eigenen Bundesland errichten. Derzeit befasse man sich unter anderem mit Möglichkeiten, den Investitionsaufwand solcher Anlagen zu reduzieren, wie Wulf Brand in seinem Vortrag darstellte. Den größten Kostenfaktor stellen die Tiefbohrungen dar. Diese soll durch eine weiterentwickelte Richtbohrtechnik so optimiert werden, dass Kraftwerke künftig standardisiert, quasi „im Konvoi“ errichtet werden können. Zur Erschließung von Erdöl- und Erdgasfeldern würden solche Verfahren bereits angewandt, so Brand.

Erfolgsmodelle Unterhaching und Neustadt-Glewe

Am Beispiel des erfolgreichen Vorhabens in Unterhaching zeigte Anton Berger vom Nürnberger Wirtschaftsberatungsunternehmen Rödl & Partner, die Notwendigkeit eines präzisen Projektmanagements. In der Vergangenheit hätte bei der Entwicklung geothermischer Anlagen oft zu sehr die Technik im Vordergrund gestanden, während man die wirtschaftliche Seite nicht ausreichend betrachtet habe. Er plädierte ausdrücklich für eine durchgeplante, strukturierte und juristisch klare Vorgehensweise. Eines der Haupthindernisse eines stärkeren Ausbaus geothermischer Lösungen sah er in geologischen Risiken. Man bemühe sich diese Barriere zu beseitigen. Mit einer weltweit erstmaligen privatwirtschaftlichen Versicherung habe man im Fall Unterhaching dieses Problem in den Griff bekommen können.

Anhand des geothermischen Heizwerks in Neustadt-Glewe illustrierte Dr. Peter Seibt vom Planungsunternehmen Geothermie Neubrandenburg GmbH (GTN), die technischen und geologischen Rahmenbedingungen für hydrothermale Geothermie-Projekte. In der Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern versorgt ein Erdwärme-Heizwerk rund 2000 private und einige Gewerbekunden mit umweltfreundlicher und emissionsfreier Wärme aus der Tiefe. In dieses System integriert ist Deutschlands erstes Geothermie-Kraftwerk. Die Energiequelle wurde durch eine so genannte Dublette erschlossen, d. h. durch ein System aus zwei Bohrungen: die eine fördert das heiße Wasser an die Oberfläche, mit der anderen wird es ausgekühlt wieder in den Untergrund verpresst.

Die Frage, wie lange ein solches Systeme genutzt werden könne, beantwortete Seibt mit neuen Berechnungen aus dem Neustadt-Glewener Projekt. Als Planungsgrundlage galt, dass eine solche Dublette über eine Dauer von mindesten 30 Jahren betrieben werden sollte. Erst dann dürfe das ausgekühlte Wasser die Temperaturen im Bereich der Förderbohrung soweit abgesenkt haben, dass ein wirtschaftlicher Weiterbetrieb an dieser Stelle nicht mehr möglich wäre. Die jüngsten Berechnungen von GTN in Neustadt-Glewe zeigten, dass hier von weitaus längeren Zeiträumen auszugehen ist.

14.12.2004   Quelle: Geothermische Vereinigung e.V.   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

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