BSi und UVS zweifeln an Photovoltaik-Markterhebung der Zeitschrift Photon

In der Novemberausgabe des Branchenmagazins „Photon“wird eine Markterhebung veröffentlicht, nach der im vergangenen Jahr in Deutschland Solarstromanlagen mit einer Leistung von 770 Megawatt (MWp) installiert worden sind. Der Bundesverband Solarindustrie (BSi) und die Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft (UVS) seien hingegen bislang von einer installierten Leistung von 360 MWp für das Jahr 2004 ausgegangen, so die Branchenverbände in […]

In der Novemberausgabe des Branchenmagazins „Photon“
wird eine Markterhebung veröffentlicht, nach der im vergangenen Jahr in Deutschland Solarstromanlagen mit einer Leistung von 770 Megawatt (MWp) installiert worden sind. Der Bundesverband Solarindustrie (BSi) und die Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft (UVS) seien hingegen bislang von einer installierten Leistung von 360 MWp für das Jahr 2004 ausgegangen, so die Branchenverbände in einer Pressemitteilung. Nach Ansicht von BSi und UVS liefert die Photon-Erhebung neue Indizien für ein stärkeres Wachstum des deutschen Solarmarktes als bislang angenommen.
  Bsi und UVS beabsichtigen, auf dieser Basis die eigene, eher konservative Abschätzung des Marktes zu überprüfen und gegebenenfalls nach oben zu korrigieren.

Im EEG vorgesehenes Anlagenregister soll zuverlässige Daten zum Marktwachstum

Ein Marktvolumen von 770 MWp halten die Verbände jedoch für unrealistisch. Dieses sei mit den Erfahrungen der Marktteilnehmer keinesfalls in Deckung zu bringen. Die Photon-Erhebung sei zum Teil in sich widersprüchlich, so die Branchenverbände. Photon habe in den letzten Monaten 912 Netzbetreiber nach der in ihrem Versorgungsgebiet installierten Solarstromleistung gefragt. Die hohe Wachstumsdynamik und der zunehmende Wettbewerbsdruck aus dem Ausland erschwere nach Branchenangaben die Erhebung belastbarer Marktdaten zunehmend. Vor diesem Hintergrund appellieren die Solarverbände an die Bundesregierung, das im EEG vorgesehene Anlagenregister nun möglichst schnell zu realisieren. Nur dieses könne zuverlässige Daten zum tatsächlichen Umfang des Marktwachstums liefern.

187,4 MWp Solarzellen, 173,6 MWp Module und 457,8 MWp Wechselrichter

Bisherige Datenbasis von Bsi und UVS ist nach Angaben der Verbände eine Produktionsstatistik, die der BSi für in Deutschland hergestellte Solarzellen, Solarmodule und Wechselrichter erstellt. Die Produktionsdaten würden monatlich erhoben und seien bei einem erfassten Marktanteil von über 90% sehr vertrauenswürdig. Demnach seien im Jahr 2004 in Deutschland 187,4 MWp Solarzellen, 173,6 MWp Solarmodule und 457,8 MWp Wechselrichter produziert worden. In einer zweiten Befragung werden laut BSi und UVS Großhändler zu den von ihnen vertriebenen Solarmodulen befragt. Dabei seien 2004 aber nur zirka 180 MWp erfasst worden, so dass die Daten zwar wichtige Hinweise zur Marktstruktur geben, aber die Gesamtgröße des Marktes daraus nicht ableitbar sei.

Solarverbände schließen stärkeres Marktwachstum nicht aus

BSi/UVS haben ihre Marktabschätzung nach eigenen Angaben auf Basis der Photovoltaik-Produktion in Deutschland vorgenommen und auf Grundlage der Menge des in das Stromnetz eingespeisten Solarstroms – soweit im Frühjahr bekannt – sowie nach Rücksprache mit diversen Marktexperten. Sie gelangten zum Ergebnis, dass 2004 bei konservativer Annahme etwa 360 MWp Solarstromleistung neu installiert wurden. Die Solarverbände schließen ein stärkeres Marktwachstum im Jahr 2004 vor dem Hintergrund der Photon-Erhebung nicht mehr aus, warnen jedoch vor einer übereilten Neubewertung des Marktes auf der Grundlage der jüngsten Photon-Veröffentlichung, solange diese Daten nicht gesichert seien. Zwar sei der Umfang der Erhebung des Branchenmagazins Photon beeindruckend und erwecke den Eindruck einer hohen Datensicherheit. Eine Bewertung der EVU-Daten sei jedoch kaum möglich, solange weder die Fragestellung bekannt sei, noch Anhaltspunkte vorlägen, von welcher Güte die Antworten sind.

Ungereimtheiten in der Photon-Umfrage

Bei kritischer Wertung der Ergebnisse zeigten sich zudem Ungereimtheiten, betonen die Verbände. So sei nicht nachvollziehbar, dass Photon für das Jahr 2002 ein Wachstum von 33 Prozent ausweise, gleichzeitig aber alle Photovoltaik-Unternehmen von einem schwierigen Jahr berichtet hätten. Richtig sei der Photon-Hinweis, dass Solarstromanlagen auch außerhalb des 100.000 Dächer-Programms finanziert worden seien. Dass im Jahr 2002 nach Photon-Daten 54 Prozent und im Jahr 2003 für rund 30 Prozent der gesamt installierten Photovoltaik-Anlagen nicht die Kredite aus dem 100.000 Dächer-Programm in Anspruch genommen worden seien, sei jedoch unwahrscheinlich.

Unrealistisch erscheint beiden Solarverbänden auch die Photon-Aufstellung der durchschnittlichen Anlagenerträge, die von 831 kWh/kWp 2000 auf 436 kWh/kWp im Jahr 2002 zurückgefallen und 2003 wieder auf 712 kWh/kWp gestiegen sei. Richtig sei vielmehr, dass die neu installierten Anlagen den durchschnittlichen Ertrag „drücken“ und zwar umso stärker, je größer der Zuwachs sei. Dann dürfte allerdings der Ertrag im Jahr 2003 nicht wesentlich höher sein als 2002, betonen BSi und UVS. Inzwischen habe der Verband der Netzbetreiber (VDN) die im Jahr 2004 tatsächlich eingespeiste Menge Solarstrom veröffentlicht und mit 556,5 Gigawattstunden (GWh) beziffert. Berechne man nun mit den Photon-Daten den Solarstromertrag unter Annahme eines durchschnittlichen Anlagenertrags von 850 kWh/kWp für die bis Ende 2003 installierte PV-Leistung und 50% davon für die im Jahr 2004 installierten Anlagen, müssten 832 GWh Solarstrom eingespeist worden sein – 50% mehr Solarstrom als nach den Zahlen der Netzbetreiber. Selbst wenn man annehme, dass die Mehrzahl der Anlagen erst in der zweiten Hälfte des Jahres in Betrieb genommen wurde, komme man noch auf einen Ertrag, der 30% bis 40% über dem tatsächlichen Ertrag liege, so Bsi und UVS. Die Solarverbände sehen dies als klaren Beleg dafür, dass die Photon-Erhebung zu hohe Werte ausweise.

Mögliche Fehlerquellen: falsche Angaben und doppelte Erfassung

Aus Erfahrung von BSi/UVS mit vergleichbaren Erhebungen dieser Art ließen sich in der Photon-Erhebung im Wesentlichen zwei Fehlerquellen vermuten: Erstens sei bei der Vielzahl von Teilnehmern nicht unwahrscheinlich, dass einige Werte falsch angegeben wurden. Dabei lägen offensichtlich Effekte vor, die tendenziell zu Mehrangaben führten, so die Verbände. Beispielsweise könnten Werte von lediglich projektierten Anlagen angegeben worden sein, die dann doch nicht oder erst später realisiert wurden. Gravierender dürfte jedoch das Problem der Doppelnennungen sein. Da nicht wenige Netzbetreiber sowohl Endkunden als auch andere Netzbetreiber als Stromabnehmer hätten, sei nicht ausgeschlossen, dass Photovoltaik-Anlagen zum Teil doppelt erfasst worden seien. Ob dieser Fehler durch die Fragestellung ausgeschlossen sei und ob die Netzbetreiber diese Daten tatsächlich klar trennten, sei nicht bekannt. Unter Berücksichtigung der genannten Aspekte halten BSi und UVS es für wahrscheinlich, dass die installierte Photovoltaik-Leistung in Deutschland in den letzten Jahren höher lag als bislang angenommen. Das von Photon genannte Marktniveau wird jedoch als unrealistisch hoch bewertet. Die baldige Einführung des mit der letzten EEG-Novelle beschlossenen Anlagenregisters dürfte Aufschluss über den tatsächlichen Anlagenbestand geben, erwarten UVS und BSI.

03.11.2005   Quelle: Bundesverband Solarindustrie (BSi), Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft (UVS)   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

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