Geothermie-Kraftwerk Groß-Schönebeck: GFZ startet Seismik-Experiment

Am 17.01.2005 begann nordöstlich von Berlin ein seismisches Experiment zur Erkundung des geothermischen Potenzials von Sedimentgesteinen. Unter der Federführung des GFZ Potsdam werden in diesem Projekt neueste geophysikalische Methoden entwickelt und angewandt, mit denen in Zukunft Erdwärmelagerstätten ohne kostenintensive Bohrungen aufgefunden und quantitativ bestimmt werden sollen.  Mit der Geothermiebohrung Groß Schönebeck des GeoForschungsZentrums Potsdam im […]

Am 17.01.2005 begann nordöstlich von Berlin ein seismisches Experiment zur Erkundung des geothermischen Potenzials von Sedimentgesteinen. Unter der Federführung des GFZ Potsdam werden in diesem Projekt neueste geophysikalische Methoden entwickelt und angewandt, mit denen in Zukunft Erdwärmelagerstätten ohne kostenintensive Bohrungen aufgefunden und quantitativ bestimmt werden sollen.
 
Mit der Geothermiebohrung Groß Schönebeck des GeoForschungsZentrums Potsdam im Zentrum wird entlang eines 40 km langen Nord-Süd-Profils und einer Sternauslage mit 6 km Durchmesser um die Bohrung ein Netz von seismischen Geophonen ausgelegt. Insgesamt werden 200 Geophone in einem Abstand von jeweils 200 Metern vernetzt. Nachdem diese Messgeräte ausgebracht sind, wird entlang des Nord-Süd-Profils alle 800 Meter ein etwa 25 Meter tiefes Loch gebohrt und darin eine kleine Sprengladung gezündet. Die ungefährlichen Detonationen im Untergrund erzeugen Schallwellen, mit denen der Aufbau der oberen Erdkruste analysiert werden kann.

Schlüsselexperiment der europäischen Erdwärme-Forschung

Die jetzt anlaufende seismische Erkundung ist laut GFZ ein Schlüsselexperiment in der europäischen Forschung zur Nutzung der Erdwärme. Das Experiment in Brandenburg sei das größte europäische Erdwärme-Erkundungsexperiment im Rahmen von „I-GET“ (Integrated Geophysical Exploration Technologies for Deep Fractured Geothermal Systems), an dem sieben Nationen beteiligt sind. Die Bedeutung des Experiments liegt besonders in der Übertragbarkeit der Ergebnisse auf weitere Gebiete mit sedimentären geothermischen Lagerstätten.

Nutzung von Erdwärme zur Stromgewinnung

Das GFZ Potsdam zielt mit seiner Geothermie-Bohrung in Groß Schönebeck, nordöstlich von Berlin, auf die Nutzung von Erdwärme zur Stromgewinnung. Neben dem 4.300 Meter tiefen Bohrloch wird Ende Februar eine zweite, ebenso tiefe Bohrung durchgeführt, mit der ein geschlossener geothermaler Kreislauf hergestellt werden soll. Ein willkommener Nebeneffekt dieser Bohrung sei, dass die Bohrlochdaten auch zur vollständigen Interpretation der I-GET-Daten dienen können. Das GeoForschungsZentrum Potsdam stellt seinen europaweit größten geophysikalischen Gerätepool für dieses große Experiment zur Verfügung. Spezielle Dreikomponenten-Geophone erlauben die richtungsabhängige Bestimmung der Gesteinseigenschaften. Damit lässt sich die Lage und Geometrie der geothermischen Speicher in der Tiefe abschätzen.

Mit diesem Pionierprojekt ist das GFZ Potsdam maßgeblich am europäischen Netzwerk für Geothermieforschung beteiligt. Aufgaben dieses Netzwerkes sind vor allem die Förderung der Entwicklung innovativer Technologien mit dem Ziel, das nutzbare Potenzial geothermischer Energie zu erweitern, die Zusammenführung und Vernetzung europäischer Forschungsaktivitäten sowie das Aufzeigen von Hemmnissen und Risiken, die einer breiten Nutzung noch entgegenstehen.

20.01.2006   Quelle: Geothermische-Vereinigung e. V.   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

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