WWF-Studie: Stromtrassen außerhalb der Wattenmeer-Nationalparks möglich

Die Wattenmeer-Nationalparks werden durch die Anbindung von Windanlagen vor der deutschen Küste an das nationale Stromnetz unnötig gefährdet. Zu diesem Ergebnis kommt eine am 03.02.2006 vorgestellte WWF-Studie. Der Report zeigt Alternativrouten für die Stromtrassen außerhalb der Nationalparke auf und fordert eine stärkere und effektivere Bündelung der geplanten Leitungen, um das Wattenmeer möglichst wenig zu belasten.  […]

Die Wattenmeer-Nationalparks werden durch die Anbindung von Windanlagen vor der deutschen Küste an das nationale Stromnetz unnötig gefährdet. Zu diesem Ergebnis kommt eine am 03.02.2006 vorgestellte WWF-Studie. Der Report zeigt Alternativrouten für die Stromtrassen außerhalb der Nationalparke auf und fordert eine stärkere und effektivere Bündelung der geplanten Leitungen, um das Wattenmeer möglichst wenig zu belasten.  Drei der vier vorgesehen Leitungskorridore verstoßen laut WWF mit hoher Wahrscheinlichkeit gegen nationales und europäisches Naturschutzrecht. Daher sei zweifelhaft, ob eine Genehmigung für die bisherigen Trassenführungen einer juristischen Prüfung standhalten würde, heißt es in der WWF-Pressemitteilung.

Der WWF kritisiert, dass Planungen für die Netzanbindung bislang unzureichend koordiniert worden seien und fordert ein gemeinsames Konzept der Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg unter weitest möglicher Umgehung der Nationalparks und der Natura-2000-Gebiete. „Es ist unsinnig, dass jeder Windparkbetreiber seine eigenen Hochspannungskabel planen muss“, betont WWF-Expertin Beatrice Claus.

Bislang wurden zehn Windparks mit jeweils bis zu 400 Megawatt Leistung in der deutschen Nordsee genehmigt. Der Bau könnte in den nächsten Jahren beginnen. Weitere zehn Offshore-Windparks befinden sich in der Vorbereitung. Um die Anlagen an das Stromnetz anzuschließen, sind lange Seekabel notwendig. Nach bisheriger Planung sollen fast alle vorgesehenen Kabeltrassen die Wattenmeer-Nationalparke queren. Vorgesehen ist, die Leitungen bis 2010 auf mehr als 80 Kilometern Länge und bis zu 500 Meter Breite durch Schutzgebiete zwischen Norderney und Sylt zu verlegen. „Wir müssen alles tun, um die Kabel aus den Nationalparken herauszuhalten“, so Beatrice Claus.

Der WWF unterstützt grundsätzlich die Ausbaupläne der Bundesregierung für die Offshore-Windkraft. Jedoch müssten die Netzanbindungen umweltverträglicher gestaltet werden. Die WWF-Studie zeige auf, dass außerhalb der Nationalparke eine Anbindung entlang schon vorbelasteter Strukturen durch die Flussmündungen von Elbe, Ems, Jade und Weser in Frage käme. Mögliche Konflikte mit dem Schiffsverkehr seien lösbar, so der WWF.

Die Zahl der Kabel könnte durch die Übertragung als Gleichstrom- statt als Wechselstrom und eine bessere Koordination der Netzanbindung erheblich reduziert werden. Durch eine engere Zusammenarbeit der zuständigen Stellen ließe sich auch die Dauer der Bautätigkeit verringern. Ein Beispiel sei die über die Insel Norderney geplante Anbindung von bis zu acht Windparks mit 14 Kabelsystemen durch den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Wenn mehrere Windparks ein gemeinsames Übertragungssystem nutzen würden, sei es technisch möglich, die Zahl auf drei zu reduzieren und so die Belastung des Schutzgebietes zu minimieren.

Die Studie im Internet unter http://www.wwf.de/imperia/md/content/pdf/klima/3.pdf

15.02.2006   Quelle: WWF   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

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