25 Jahre Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme
Am 1.7.2006 wird Europas größtes Solarforschungsinstitut 25 Jahre alt: das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg. Gegründet von Prof. Adolf Goetzberger ist es unter der Leitung von Prof. Joachim Luther zu einer Einrichtung mit 440 Mitarbeitern und 30 Millionen Euro Umsatz gewachsen. Bezüglich der Erträge war es im vergangenen Jahr das zweitgrößte der 58 Institute der Fraunhofer-Gesellschaft. Die Schwerpunkte des Instituts sind solare Stromversorgung, solares und energieeffizientes Bauen und Wasserstofftechnologie.
Solarindustrie eine der wichtigen Wachstumsbranchen in Deutschland
“ ‚Forschen für eine nachhaltige Energieversorgung’– unser Ziel ist heute so aktuell wie 1981″, meint Institutsleiter Joachim Luther. „Was unter dem Vorzeichen Umwelt gestartet wurde, liefert heute einen wesentlichen Beitrag zu Themen wie Arbeitsplätze, Zukunftstechnologie und Versorgungssicherheit. Die Solarindustrie ist zu einer wichtigen Wachstumsbranche Deutschlands geworden. Wir konnten dazu beitragen, weil unser Ziel stets die wirtschaftliche Anwendung im Hier und Heute war“, so Prof. Luther.
Weltrekord-Wirkungsgrad bei multikristallinen Silizium-Solarzellen, und III-V-Solarzellen
Seit gut 20 Jahren arbeitet das Fraunhofer ISE an der Solarzellentechnologie. Weltrekord-Wirkungsgrade und die schnelle Umsetzung von innovativen Verfahren in die Industrie charakterisieren die Arbeit des Instituts. Beispiele sind der Weltrekordwirkungsgrad von 20,3 % bei multikristallinen Silizium-Solarzellen, 35,2 % Wirkungsgrad für III-V-Solarzellen unter hoher optischer Konzentration und die Entwicklung organischer Solarzellen. Im März wurde PV-TEC eingeweiht (Investitionen 14 Millionen Euro), ein weltweit einmaliges Dienstleistungszentrum für die Solarzellenproduktion im Industriemaßstab. Ziel ist die Beschleunigung des Technologietransfers vom Labor in die Industrie. Mit der Ausgründung der Concentrix Solar GmbH startete im vergangenen Jahr die Markteinführung von solarelektrischen Kraftwerken auf der Basis von Höchstleistungssolarzellen und optischen Konzentratorsystemen.
Erster mit Solarenergie versorgter Berggasthof; Energieautarkes Solarhaus
Der Rappenecker Hof am Schauinsland wurde 1986 Europas erster mit Solarenergie versorgter Berggasthof. Heute ist die PV-Hybridanlage um eine Brennstoffzelle ergänzt, mit dem Entwicklungsziel, konventionelle Zusatzgeneratoren zu ersetzen. Neben der netzfernen Stromversorgung ist die regenerative Stromerzeugung im Netzverbund zunehmend ein wichtiges Thema für das Institut. Besonders in der Leistungselektronik werden am ISE Spitzenleistungen erzielt. 1995 zeigt das Institut an der historischen Villa Tannheim, wie ein Altbau energieeffizient saniert werden kann. Zwei Jahre zuvor war mit dem Energieautarken Solarhaus die Möglichkeit der Energieautarkie nachgewiesen worden. Beide Gebäude nutzen Transparente Wärmedämmung – eine der ersten Entwicklungen des Instituts.
Solare Niedrigstenergiehäuser und solare Klimatisierung
Nanotechnologie liefert heute Licht lenkende Strukturen, die Bürogebäude kühl und hell machen. Die Fraunhofer Forscher haben sowohl Bankentürme als auch Kunstmuseen energieoptimiert – und nicht zuletzt den eigenen Neubau, der 2001 bezogen wurde. Lüftungs-Kompaktgeräte versorgen Solare Niedrigstenergiehäuser mit Wärme, Solare Klimatisierung macht aus Sonnenhitze umweltfreundliche Kühlung.
1999 wurde die Gruppe „Mikroenergietechnik“ gegründet. Deren Fokus sind miniaturisierte Konzepte für die Energieversorgung elektronischer Systeme im Kleinleistungsbereich. Dabei stehen Mikrobrennstoffzellen im Mittelpunkt, ergänzt werden sie durch Mikroreformer. 14 Ausgründungen mit rund 100 Mitarbeitern gingen aus dem Institut hervor. Eine beträchtliche Zahl von Mitarbeitern erhielt einen Ruf an die Hochschule oder wechselte in die Industrie. Ehemalige Mitarbeiter sind heute bei Energieversorgern, Herstellern oder in Fachverbänden engagiert.
Weltweites Engagement für erneuerbare Energien
Das Fraunhofer-ISE ist weltweit über wissenschaftliche Netzwerke mit allen größeren Solarinstituten verbunden und arbeitet in internationalen Technologie-Gremien mit. Ob Beratung der Regierung oder Montage von Dorfstromversorgungen, ob Indonesien oder die Mongolei – die Wissenschaftler und Ingenieure engagieren sich weltweit, um erneuerbare Energien auch in Nicht-Industrieländern in die Anwendung zu bringen. Das Fraunhofer ISE hat wesentlichen Anteil daran, dass erneuerbare Energien als Wissenschafts- und Wirtschaftsthema ernst genommen wurde.
Prof. Eicke Weber löst Prof. Joachim Luther als ISE-Chef ab
1981 mussten erhebliche Widerstände überwunden werden, um ein solar-orientiertes Fraunhofer-Institut gründen zu können – damals mit 18 Mitarbeitern. Solarenergie wurde belächelt und galt als nicht industriefähig. Heute hat sich das Fraunhofer ISE zum Technologieführer einer neuen Industrie entwickelt. Das Institut feierte sein 25 jähriges Bestehen im Rahmen der Freiburger Solarnacht am 23. Juni 2006. Am 1. Juli wird Prof. Eicke Weber die Führung des Instituts übernehmen, Prof. Luther (Jahrgang 1941) scheidet aus Altersgründen aus der Institutsleitung aus.
30.06.2006 Quelle: Fraunhofer ISE Solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH