Capgemini-Studie: Strom-Reservekapazitäten in Europa auf kritischem Niveau

Der durchschnittliche Unterschied zwischen Stromangebot und -Nachfrage bei Verbrauchspitzen fiel in Europa im Jahr 2005/Frühjahr 2006 auf nur noch 4,8 Prozent (2004 5,8 Prozent), berichtet die Management und IT-Beratung Capgemini in einer Pressemitteilung. Damit steige in Europa die Gefahr von Stromausfällen beziehungsweise Stromschwankungen, so das Ergebnis des aktuellen „European Energy Markets Observatory“ von Capgemini. Die […]

Der durchschnittliche Unterschied zwischen Stromangebot und -Nachfrage bei Verbrauchspitzen fiel in Europa im Jahr 2005/Frühjahr 2006 auf nur noch 4,8 Prozent (2004 5,8 Prozent), berichtet die Management und IT-Beratung Capgemini in einer Pressemitteilung. Damit steige in Europa die Gefahr von Stromausfällen beziehungsweise Stromschwankungen, so das Ergebnis des aktuellen „European Energy Markets Observatory“ von Capgemini. Die Gründe liegen laut Studie in einem deutlichen Verbrauchsanstieg bei nur geringen Kapazitätserweiterungen und extremen Wetterbedingungen.   So habe beispielsweise der vermehrte Einsatz von Klimageräten im heißen Sommer neben dem traditionellen Winterhoch zu einer zweiten Verbrauchspitze im Jahr geführt. Ebenso führten die geringen Niederschläge in Spanien und Frankreich zu einem Kapazitätsengpass.

„Die schwindenden Reservekapazitäten sind ein deutlicher Weckruf für alle Politiker aber auch die Energieindustrie. Strom kommt eben auf Dauer nicht wie selbstverständlich aus der Steckdose“, sagt Bernd Wöllner, Leiter der Beratungssparte Energy & Utilities bei Capgemini. „Investitionen in Erzeugungskapazitäten und Leitungsnetze sollten jetzt ganz oben auf der Agenda stehen“, fordert Wöllner

Hohe Investitionen in Kraftwerke und Netze erforderlich

Nachdem die Investitionen der Stromkonzerne gemessen am Umsatz im letzten Jahr auf einem Tiefstand gewesen seien, sei die Quote europaweit wieder auf rund zehn Prozent gestiegen, berichtet Capgemini. Damit liege sie aber immer noch unter dem langjährigen Durchschnitt von zwölf Prozent. Für die kommenden Jahre bis 2009 werden laut Capgemini jährliche Investitionen in Höhe von 30 Milliarden Euro für den Aufbau neuer Kapazitäten erwartet und weitere 20 Milliarden Euro für den Netzausbau. Die Zahlen korrespondierten weitgehend mit den Schätzungen seitens der Europäischen Union für notwendige Investitionen in Höhe von 1.000 Milliarden Euro zwischen 2005 und 2030.

Deutschland ist keineswegs ein „Stromschlaraffenland“

Deutschland konnte seine Erzeugungskapazitäten um vier Prozent ausbauen und liege mit einer Reserve von sechs Prozent über dem europäischen Durchschnitt, berichtet Capgemini. „Doch auch hierzulande müssen wir die Diskussion um Stromerzeugung inklusive der Verlängerung der Laufzeiten der Kernkraftwerke aktiv führen“, argumentiert Wöllner. Die direkten Nachbarn Frankreich und Belgien bewegten sich derzeit schon an der Reserve-Nulllinie und hätten im Untersuchungszeitraum über mehrere Monate hinweg Strom netto importieren müssen. Trotz Kapazitätsausbau um 5.500 Megawatt habe Spanien aufgrund noch stärker steigender Nachfrage vier Prozentpunkte seiner realen Kapazitätsmarge verloren. Das Land sei damit das Schlusslicht in Europa. Durch erhebliche Kapazitätsausweitungen konnte sich laut Capgemini unter anderem Großbritannien verbessern, mit einem leichten Zuwachs (+1 Prozentpunkte) bei der Reserve, sowie Irland, das in diesem Punkt sehr deutlich zulegen konnte (+21 Prozentpunkte).

Energiemix, Investitionen, Energiesparinitiativen und Reduzierung der CO2-Emissionen auf der Tagesordnung

Colette Lewiner, globale Leiterin Energy & Utilities bei Capgemini fasst die Ergebnisse zusammen: „Seit mehr als fünf Jahren haben wir auf das Thema Versorgungssicherheit hingewiesen. Nun ist ein kritischer Punkt erreicht. Regulatoren wie Energiekonzerne müssen ihre Anstrengungen schnellstens erhöhen: der Energiemix, Investitionen in die Infrastruktur, Energiesparinitiativen und Reduzierung der CO2 Emissionen lauten die Top-Themen auf der Agenda.“

Ein PDF-Dokument mit der Kurzfassung der Studie in englischer Sprache, in der jedoch erneuerbare Energien nicht thematisiert werden, ist im Internet zugänglich unter http://www.de.capgemini.com/presse.

11.11.2006   Quelle: Capgemini Deutschland GmbH   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen