ZSW entwickelt neues Verfahren zur Biomasse-Vergasung in BHKW

Das Stuttgarter Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) hat eine neue Technik zur Herstellung von hochwertigem Gas aus Biomasse entwickelt. Nach dem erfolgreichem Laborbetrieb hat die Landesregierung Baden-Württemberg im Dezember grünes Licht für die Förderung eines Blockheizkraftwerks (BHKW) auf Grundlage der ZSW-Biomassevergasung gegeben. Die Demonstrationsanlage mit rund 10 Megawatt Wärmeleistung (MWth) soll dieses Jahr […]

Das Stuttgarter Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) hat eine neue Technik zur Herstellung von hochwertigem Gas aus Biomasse entwickelt. Nach dem erfolgreichem Laborbetrieb hat die Landesregierung Baden-Württemberg im Dezember grünes Licht für die Förderung eines Blockheizkraftwerks (BHKW) auf Grundlage der ZSW-Biomassevergasung gegeben. Die Demonstrationsanlage mit rund 10 Megawatt Wärmeleistung (MWth) soll dieses Jahr gebaut werden.
Sie ist vorerst als BHKW zur Produktion von Strom und Wärme geplant. Mit einer Zusatzinvestition könne sie um die Produktion von Kraftstoff erweitert werden, so das ZSW. Das Verfahren erlaube auch die direkte Gewinnung von Wasserstoff oder Erdgassubstitut. „Die Entscheidung der Landesregierung ist ein Meilenstein für diese innovative Biomasse-Technologie. Sowohl die künftige Energieversorgung als auch die Landschaftspflege werden davon profitieren“, sagt ZSW-Vorstand Dr. Thomas Schott. „Wir freuen uns, dass das in Baden-Württemberg entwickelte Verfahren als Leuchtturmprojekt im Land zum Einsatz kommt“, so Dr. Schott weiter.

Wo die Investition getätigt werden soll, klärt das Land Baden-Württemberg derzeit mit kommunalen Energieversorgern. Im Gespräch ist die Gegend um das neue Biosphärengebiet „Schwäbische Alb“ mit seinem großen Biomasseangebot.

Weltrekord: Rohgas mit rund 70 % Wasserstoffgehalt
Das AER-Verfahren (Absorption Enhanced Reforming) wurde unter Führung des ZSW gemeinsam mit der Universität Stuttgart und weiteren europäischen Partnern entwickelt. Hierbei wird die feste Biomasse in ein wasserstoffreiches Gasgemisch umgewandelt. Der Clou steckt im Einsatz von Absorbermaterialien im Vergasungsprozess. Das erlaube eine völlig neuartige Steuerung des Wasserstoffgehalts und damit eine breite Anpassung des Gases an die weitere Verwendung, so das ZSW. Aus diese Weise enthalte das Rohgas Wasserstoffgehalte von rund 70 % – ein weltweiter Rekord! Es kann zudem in Richtung Wasserstoffnutzung weiterverarbeitet werden, bei einer Konditionierung mit dem Ziel eines hohen Methangehalts eigne sich das Gas aber auch zur Einspeisung in das Erdgasnetz oder zur Betankung von Erdgasautos.

Entlastung des Holzmarkts durch Verwendung bisher ungenutzter Biomasse
Als primäre Ressource nutzt das geplante BHKW den Energieträger Holz. Die Technik sei aber auch offen für den Einsatz bisher ungenutzter Biomassen aus der Landwirtschaft. Denn der AER-Prozess laufe bei einer deutlich niedrigeren Vergasungstemperatur als bei herkömmlichen Verfahren ab. Die in großem Umfang anfallenden Restbiomassen seien damit prinzipiell energetisch verwertbar, etwa Stroh mit seinem niedrigen Ascheschmelzpunkt, das bisher kaum thermochemisch genutzt werden konnte, aber auch Restholz oder feuchte Biomassen. Das erweitere das Energiepotenzial der Ressource Biomasse erheblich und könne zur Entlastung des angespannten Holzmarkts führen, betont das ZSW. Die neue Technik ist laut ZSW auch für die baden-württembergische Industrie im Maschinen- und Anlagenbau von Interesse. Hier tätige Unternehmen könnten mit dem neuen Verfahren ihr Geschäftsfeld erweitern und einen Wettbewerbsvorteil erlangen.

Würth Solar-Fabrik als Beispiel für erfolgreichen Technologietransfer
Das ZSW gehört zu den international führenden Forschungseinrichtungen für Dünnschicht-Photovoltaik, regenerative Kraftstoffe, Batterietechnik und Brennstoffzellen. Das Institut engagiert sich vor allem für den beschleunigten Technologietransfer in die Industrie. Jüngstes Beispiel ist die Einweihung der Würth Solar-Fabrik zur Serienherstellung von Dünnschicht-Photovoltaikmodulen in Schwäbisch Hall im Oktober 2006. Das Institut setzt derzeit mit 120 Beschäftigten rund 16 Millionen Euro pro Jahr um – der Großteil stammt aus der Industrieforschung und von öffentlichen Auftraggebern.

15.01.2007 | Quelle: Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg; ZSW | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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