Zeitschrift SONNENENERGIE: DGS und Solarpraxis auf getrennten Wegen

Seit 2001 haben die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS) und die Solarpraxis AG die Zeitschrift SONNENENERGIE sechs Mal pro Jahr herausgegeben. Im April 2007 hat die Delegiertenversammlung, das höchste Gremium des Vereins beschlossen, diese Partnerschaft wegen seit 2003 heftiger und zuletzt immer deutlicher zu Tage tretenden Turbulenzen aufzulösen. Juristisch sei die Entscheidung des Vereins […]

Seit 2001 haben die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS) und die Solarpraxis AG die Zeitschrift SONNENENERGIE sechs Mal pro Jahr herausgegeben. Im April 2007 hat die Delegiertenversammlung, das höchste Gremium des Vereins beschlossen, diese Partnerschaft wegen seit 2003 heftiger und zuletzt immer deutlicher zu Tage tretenden Turbulenzen aufzulösen. Juristisch sei die Entscheidung des Vereins wohlbegründet, doch sei eine solche Entscheidung immer auch ein politisches Votum, betont die DGS. Die von der Vereinsbasis gewählten Fach- und Regionalvertreter des gemeinnützigen Vereins hätten nicht nach kurzfristigen Umsatz- oder Kostengesichtspunkten entschieden, sondern seien den langfristigen Satzungszielen des Vereins verpflichtet: der Energievollversorgung aus der Sonne.
Gerade diese langfristige Perspektive sei der Grund, weshalb Verein und Mitglieder die Weichen nach reiflicher Überlegung und zweitätiger Debatte in einem einstimmigen Beschluss in Richtung Trennung von der Solarpraxis AG gestellt hätten. Die Trennung von der Solarpraxis AG spiegle auch die rasante Entwicklung der Solarbranche seit 2001 wider, erläutert die DGS. Zum Zeitpunkt des gemeinsamen Aufbruchs sei die Solarpraxis AG eine kleine inhabergeführte Aktiengesellschaft in Mitarbeiterhand gewesen, die DGS eine seit 30 Jahren erfolgreiche Vereinigung ehrenamtlich der Energiewende verpflichteter Individuen.

Börsenkapital oder Ehrenamt – ein unvermeidlicher Konflikt?
Heute sei die Solarpraxis AG ein börsennotiertes Unternehmen mit handelbaren Aktien und Erfolgsdruck. Ihre Vorstände würden nach Umsatzzielen bewertet und die Sparten des Unternehmens müssten den Renditezielen genügen – auch die Produktion der SONNENENERGIE. Die DGS hingegen habe ihren Platz als anerkannte technisch-wissenschaftliche Organisation gefunden und werde als gemeinnütziger Verein weiterhin voll von ehrenamtlichem Engagement getragen. Sie erhebe ihre unabhängige Stimme für eine nachhaltige Energiewirtschaft stellenweise auch kritisch, aber stets fundiert. Dies führe zwangsläufig zu Konflikten, die sich auch in der Vertragsbeziehung zur SONNENENERGIE herauskristallisiert hätten.

Marschroute der „neuen“ SONNENENERGIE: kompetent, neutral und sachbezogen
„Wir von der DGS glauben, dass die SONNENENERGIE eine andere Zeitschrift sein soll, als zuletzt von der Solarpraxis geschaffen“, heißt es im Newsletter des Vereins. Die SONNENENERGIE solle kompetenter werden, eine spannende Mischung aus interessanten Informationen für Jedermann und tiefgehenden, teilweise auch unbequemen Fachbeiträgen. Nicht beliebig und wohlfeil, sondern kompetent, neutral, sachbezogen und damit stets relevant. „Kurz gesagt: weniger Börsenerfolg – mehr Fachkompetenz. Wer den DGS Newsletter auf www.dgs.de in den letzten zwei Jahren verfolgt habe, könne den Kurs der Zeitschrift bereits erahnen, so die DGS. Meldungen in der SONNENENERGIE sollen laut DGS künftig wieder mehr Sachbezug haben und keinen PR-Charakter. Fachartikel sollen nicht nach Werberelevanz bearbeitet werden, sondern unter inhaltlichen Gesichtspunkten, auch wenn dies dazu führe, dass der Textumfang wachse. Für Fachleute sei dies meist unentbehrlich, da die Praxis oft komplizierter sei, als Journalisten zu erfassen bereit seien. Die neue Zeitschrift werde durch einen geringeren Nachrichten- und Produktmeldungsbereich „entschleunigt“ und soll eher den Charakter einer mehr Wochenzeitung als jenen der Tagespresse haben, skizziert die DGS das künftige Profil ihres Vereinsorgans. Zugleich soll die SONNENENERGIE in Zukunft vereinsnaher sein, aber auch pluralistischer. „Wir möchten offene Diskussionen auch mit anderen Organisationen führen – bis hin zu den Gegnern der Energiewende“, so die DGS.

Neutrale Information und weniger Werbung
Als offizielles Fachorgan der DGS werde die SONNENENERGIE eine Fachzeitschrift für Mitglieder, Freunde und Solarneukunden sein, kündigt die DGS an. Die SONNENENERGIE wolle nicht mit anderen Solarzeitschriften um Marktanteile ringen, die Zahl der Werbeseiten soll begrenzt, umsatzschwache Kioskverkauf gestrichen werden. „Die Ausrichtung heißt Relevanz statt Sensation, neutrale Information statt Product-Placement – kurz: eine Zeitschrift mit Bedeutung für ihre Leser“, heißt es im DGS-Newsletter. Die SONNENENERGIE werde auch die begehrten DGS-Nutzerinformationen enthalten und sich unmittelbar für die vielen Kundenberatungsgespräche der Mitglieder und Mitgliedsunternehmen eignen. Die Nutzerinformationen sollen im Wechsel von Photovoltaik und Solarthermie mit der DGS-Firmendatenbank für Erstkunden stets griffbereit sein und die Kaufentscheidungen dieser wichtigen Zielgruppen beeinflussen, betont die DGS.
Hinsichtlich des schwelenden Konflikts um die Trennung von der Solarpraxis AG gibt sich die DGS zuversichtlich und erwartet, dass sich die Wogen rasch glätten werden. „Die Vereinsführung der DGS wünscht der Solarpraxis AG im Namen des gesamten Vereins aus ganzem Herzen Erfolg für ihre weiteren Geschäftsmodelle und stets eine handbreit Euros unter dem Aktienkiel“, schließt der Newsletter.

Leseprobe im Internet
Mit einer Leseprobe dokumentiert die DGS den Neuanfang der SONNENENERGIE. Das gedruckte Exemplar soll rechtzeitig vor der Intersolar am 15. Juni 2007 bei den Mitgliedern sein. Die 22 Seiten starke Leseprobe enthält unter anderem Beiträge zur kostendeckenden Photovoltaik-Vergütung, zur EEG-Debatte auf den Berliner Energietagen und über Haftungsfragen für Handwerker. Sie kann als PDF-Dokument heruntergeladen werden unter www.dgs.de

24.05.2007 | Quelle: DGS | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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