Photovoltaik-Studie: Deutsche Anlagenhersteller erfreut über Wachstum, verschärfter Wettbewerb für Modulhersteller

Chinesische Unternehmen beherrschen den weltweiten Photovoltaik-Markt stärker als je zuvor. Im abgelaufenen Jahr konnten die Unternehmen aus dem Reich der Mitte fast die Hälfte des weltweit erzielten Umsatzes (45 %) auf sich vereinen (2009: 36%). Die operativen Gewinne versechsfachten sie auf zwei Milliarden Euro (2009: 313 Mill.).

Das sind fast 60 % der weltweit erwirtschafteten Profite (2009: 36%). Damit gehören die Chinesen zu den großen Gewinnern des vergangenen Jahres. Das geht aus einer Analyse der weltweit bedeutendsten börsennotierten Photovoltaik-Unternehmen aus Deutschland, USA, China, Taiwan und Norwegen hervor, welche die internationale Unternehmensberatung PRTM Management Consultants jetzt zum dritten Mal in Folge vorgestellt hat.
Für die Untersuchung wurden aus den wichtigsten Unternehmenskennzahlen mehrerer Jahre in Folge Leistungsindikatoren für Wachstum und betriebswirtschaftliche Effizienz ermittelt und auf Jahresbasis verglichen. Die Ergebnisse der 25 umsatzstärksten Firmen werden in der Rangliste „PRTM Photovoltaik Sustainable Growth Index“ verdichtet.

Deutsche Modulhersteller: Profitabel aber abgeschlagen
„Erstmals mussten auch US-Firmen wie First Solar und Sun Power Corporation Marktanteile in nennenswertem Umfang abgeben“, sagt der Autor der Studie Hans Kühn, Geschäftsführer der internationalen Unternehmensberatung PRTM Management Consultants.
Nach einem für die amerikanischen Unternehmen sehr erfolgreichen Jahr 2009 ist ihr Anteil im Jahr 2010 an den im weltweiten Modulgeschäft insgesamt erwirtschafteten Gewinnen von 58 % auf 1 7 % gefallen. Auch die deutsche Solarindustrie bleibt zurück, jedoch bietet sich kein einheitliches Bild. Während die Anlagenhersteller mit jetzt wieder hohen Gewinnmargen und starkem Wachstum glänzen, bleiben die Modulhersteller weiter abgeschlagen.

Q-Cells und Sunways kehrten in die Gewinnzone zurück
Zwar sind Q-Cells und Sunways im abgelaufenen Jahr in die Gewinnzone zurückgekehrt, Conergy und Solon blieben jedoch defizitär. Beim Wachstum bleiben die deutschen Modulhersteller hinter dem Markt zurück und rutschen deshalb im Ranking weiter ab. Sie belegen nur noch sechs der zehn letzten Plätze in der Rangliste.
Die deutschen Hersteller konnten allerdings nicht an die früheren Jahre anknüpfen. Sie erwirtschafteten im Jahr 2010 nur noch 8 % (bzw. 274 Mio. Euro) bezogen auf die weltweit mit Modulen erzielten Gesamtgewinne von rd. 3,4 Milliarden Euro. Zwei Jahre zuvor waren es noch 18 % (bzw. 339 Mio. Euro, gesamte Branche: 1,9 Mrd. Euro).
Im Jahre 2009 wurden bekanntlich Verluste geschrieben.

Globalisierungs- und Servicestrategien
„Für die Modulhersteller dürften sowohl Globalisierungsstrategien, wie auch Servicestrategien, etwa im Rahmen einer Vorwärtsintegration zum Projektentwickler und Anlagenbetreiber, interessante Alternativen zum inländischen Produktgeschäft darstellen“, sagt Hans Kühn.
Frühere Prognosen, nach denen vor allem die Ausrüster gut positioniert sind, haben sich im abgelaufenen Jahr bestätigt. Deutsche Unternehmen wie centrotherm und Rena, aber auch die schweizerische Meyer Burger haben ihre Profitabilität durchgängig verbessert. Doch zunehmend besetzen auch die chinesischen Firmen Positionen in diesem Markt.

Innovationstempo ist entscheidend
„Die Anlagenhersteller sind weiterhin gut positioniert, vor allem wenn sie ihre Präsenz in Asien entwickeln, wo ihre Hauptabsatzmärkte liegen. Wenn sie zugleich das Innovationstempo bestimmen, können sie bei Durchsatz-Steigerungen und Zelleffizienz führend bleiben“, betont Hans Kühn.

Extreme Wachstumsdynamik überfordert viele Marktteilnehmer
Ein bemerkenswertes Ergebnis der Analyse zeigt sich in der längerfristigen Betrachtung. In den vergangenen sieben Jahren, für die im Rahmen der Analyse Daten vorliegen, hat kein Unternehmen je einen Turnaround geschafft. So stellt sich heraus, dass es überhaupt erst zwei Unternehmen gelang, eine gute Wettbewerbsposition länger zu bewahren. Das sind die US-amerikanische First Solar und die chinesische Trina Solar. Bei allen anderen ehemaligen Spitzenreitern gilt: Wurde der Anschluss an die Spitze einmal verloren, egal aus welchem Grund, gelang es in der Regel nicht mehr, wieder aufzuschließen.

Regulatorische Eingriffe führen zu Schwankungen bei Angebot und Nachfrage
„Die abgeschlagenen Unternehmen haben keine Antwort auf die ausgeprägte Marktdynamik gefunden, von denen die Solarbranche wie kaum eine andere Branche zuvor weltweit geprägt wird“, sagt Hans Kühn.
Ursachen der extremen Marktdynamik sind die Änderungen der in den unterschiedlichen Ländern vorhandenen Fördermaßnahmen, die für die Unternehmen schwer vorhersehbar sind und eine längerfristige Planung erschweren. Die regulatorischen Eingriffe führen zu teilweise extremen Schwankungen bei Angebot und Nachfrage auf allen Stufen der Wertschöpfungskette. Erratische Wachstumsausschläge sind die Folge.
„Wir stellen fest, dass die Photovoltaik-Unternehmen in den vergangenen Jahren Fortschritte bei der operativen Effizienz und beim Aufbau flexibler Supply Chain-Strukturen gemacht haben. Wenn in einem Jahr das Marktwachstum jedoch 130% übersteigt und im folgenden Jahr auf 20 % oder 30 % fällt, ist kaum eine Strategie robust genug“, erklärt Hans Kühn.
Das hochvolatile Umfeld stelle deshalb eine enorme Herausforderung dar. Ein solches Phänomen wurde in anderen Technologie-Branchen bislang noch nicht beobachtet. Damit präsentiere sich die Solarbrache als im historischen Vergleich außergewöhnliche dynamische Branche.

Zur Studie
Der PRTM Photovoltaic Sustainable Growth Index“ ist ein Wachstumsindex, der die relative Wettbewerbsfähigkeit der Firmen untereinander widerspiegelt. Seit 2004 wurden für aufeinanderfolgende Berichtszeiträume auf Basis veröffentlichter Finanzkennziffern sieben Leistungsindikatoren für Wachstum und Effizienz (sog. Key Performance Indikatoren, KPIs) gebildet. Diese wurden entsprechend den branchenspezifischen Besonderheiten der Photovoltaik-Industrie gewichtet und mittels eines Berechnungsmodells in Beziehung gesetzt.
Für jede Firma wurde so ein Punktwert (Score) ermittelt, der die jeweilige Leistungsfähigkeit beschreibt und aktuelle und stichtagbezogene Vergleiche für die zurückliegenden Berichtszeiträume ermöglicht. Insgesamt wurden 33 Unternehmen analysiert. Die 25 umsatz- und wachstumsstärksten wurden in die Rangliste aufgenommen und repräsentieren gemeinsam mehr als 60 Prozent der weltweiten Modulproduktion.

19.07.2011 | Quelle: PRTM Management Consultants | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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