Intelligente Netze für die Energiewende: VDE fordert mehr Systemdenken beim Ausbau von Smart Grids

Das Stromnetz ist an die unregelmäßige Erzeugung und den wechselnden Verbrauch von Strom nicht angepasst. Ohne Automatisierung der Verteilernetze drohen Einspeisestaus und Netzinstabilität.


Das mache die Energiewende nicht nur für alle teurer, es setze auch keine Anreize zum Stromsparen, schreibt der Verband der Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik (VDE, Frankfurt/M.) in einem Papier zur Zukunft der Energieversorgung.

Smart Grids integrieren sämtliche Akteure auf dem Strommarkt
Die aktuelle Debatte über die Energiewende geht dem VDE zufolge zu einem großen Teil am Kern vorbei. Die zentrale Herausforderung sei eine Flexibilisierung des gesamten Systemdesigns durch Ausbau der Netzinfrastruktur, der Speicherkapazitäten und des Kraftwerksparks.
Das Herzstück sind Smart Grids, intelligente Netze. Sie integrieren sämtliche Akteure auf dem Strommarkt durch das Zusammenspiel von Erzeugung, Speicherung, Netzmanagement und Verbrauch. Sie beziehen die Sparanstrengungen der Verbraucher ebenso ein wie dezentrale kleine Energielieferanten und -speicherorte.

Bis 2020 muss ein komplett neues integriertes Gesamtsystem vorbereitet werden
Heute schon beträgt der Überschuss an Einspeisung aus erneuerbaren Quellen oder Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zehn Prozent der gesamten aus erneuerbaren Quellen erzeugten Energie. Werden die Stromübertragungsnetze nicht zügig ausgebaut, könnten im Jahr 2020 den Berechnungen des VDE zufolge bis zu 20% und 2030 bis zu 45% des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen nicht genutzt werden.
Da der größte Zubau bis 2020 zu erwarten sei, müsse das Netz bereits zu diesem Zeitpunkt in der Lage sein, mit vollständiger Lastdeckung durch die erneuerbaren Energien umzugehen. Es gelte daher, innerhalb dieser Dekade ein komplett neues integriertes Gesamtsystem vorzubereiten.

Deutschland sollte verlässliche Rahmenbedingungen schaffen
Laut einer Umfrage unter den 1.300 VDE-Mitgliedsunternehmen und Hochschulen hat Deutschland die besten Voraussetzungen dafür, beim Thema Smart Grid voranzugehen. 80% der Befragten sehen hier wichtige Standortchancen, und 74% sehen Deutschland an der Weltspitze.
Auch in der Normung übernimmt Deutschland mit der Deutschen Normungsroadmap „E-Energy/ Smart Grid 2.0" von VDE|DKE eine Vorreiterrolle. Diese Expertise sollte verstärkt für Gesetzesinitiativen genutzt werden, um verlässliche rechtliche und regulative Rahmenbedingungen zu schaffen, empfiehlt der Verband.

Netzausfälle drohen; Kooperation gefordert
Die Anzahl der „Eingreif- und Gefährdungs-Tage" nimmt zu, das Risiko größerer Störungen mit überregionalen Auswirkungen wächst, und bereits kleine Stromausfälle können spannungssensitive Industrieprozesse empfindlich stören. Mit Blick auf die Netzstabilität warnt der VDE davor, nach dem Motto „es funktioniert doch" vorzugehen. Denn ab einem 25%-igen Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung könnten zunehmend Netzausfälle drohen – mit unabsehbaren Folgen für die hoch technisierte deutsche Wirtschaft und Gesellschaft.
Der Verband fordert eine verstärkte EU-weite Kooperation beim Netzausbau. Nach dem deutschen Netzentwicklungsplan 2012 müssten rund 8.200 Trassenkilometer um- und ausgebaut werden. Bisher seien pro Jahr aber gerade einmal 20 Kilometer geschafft worden. Die Netze in den europäischen Ländern isoliert voneinander ausbauen zu wollen, wäre laut VDE sinnlos.
Es sollte ein europäischer Energiebinnenmarkt geschaffen werden, dem ein gemeinsames Netz zum Transport und zur Speicherung von Energie zu Grunde liegt. Der VDE empfiehlt daher, die Maßnahmen zur Energiewende in eine gesamteuropäische Energiestrategie einzubetten.

11.11.2012 | Quelle: VDE | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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