Ursula Sladek, „Stromrebellin“ und Gründerin der ElektrizitätsWerke Schönau, erhält höchstdotierten Umweltpreis Europas
Die „Stromrebellin“ Sladek wurde geehrt, weil sie aus einer Bürgerinitiative den ersten Ökostrom-Anbieter Deutschlands schuf. Hock-Heyl erhielt die Auszeichnung, weil sie Dämmmatten für den Hausbau aus dem Öko-Rohstoff Hanf am Markt etabliert hat.
Visionen in Realität umgemünzt
Die Frauen hätten „in Zeiten, in denen sie nur belächelt wurden, mit Überzeugungskraft, Kompetenz und Hartnäckigkeit gegen massive Widerstände zukunftsweisende Aufbauarbeit im Spannungsfeld von Ökologie und Ökonomie geleistet und so ihre Visionen in Realität umgemünzt“, sagte DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde. Bundespräsident Joachim Gauck wird die Preise am 27. Oktober überreichen.
Bürgerinitiative für sichere, wirksame und zukunftsfähige Energieversorgung
Zur Preisträgerin Ursula Sladek sagte Brickwedde, sie habe früh erkannt, dass die Energieversorgung nur gemeinsam mit den Bürgern und Gemeinden ökologisiert werden könne. Nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl 1986 habe sie eine Bürgerinitiative mit ins Leben gerufen, die sich für die Vision einer sicheren, wirksamen und zukunftsfähigen Energieversorgung eingesetzt habe und aus der 1994 der Ökostrom-Anbieter EWS hervorging.
EWS übernahmen 1997 das Schönauer Stromnetz
Sladek habe mit ihren Mitstreitern und den EWS viele Hürden gemeistert, die der damalige Stromanbieter für die Netz-Übernahme aufgebaut habe. Dabei habe sie sich auch nicht von überhöhten Verkaufspreisen einschüchtern lassen. Ihrem Mut und ihrer Tatkraft sei es mit zu verdanken, dass die EWS 1997 das Schönauer Stromnetz übernehmen konnten. Sladek habe gezeigt, dass die Beteiligung der Bürger ein maßgeblicher Faktor für ein Umsteuern in der Energiepolitik und für den Klimaschutz sei. Denn durch das Einbeziehen der Einwohner Schönaus als Stromkunden in die Arbeit der EWS und eine transparente Unternehmenspolitik habe sie „Vertrauen geschaffen, zum Handeln motiviert und einen ökologischen Wandel ermöglicht“.
Modell Schönau als Vorbild für viele Städte und Gemeinden
Die Bedeutung von Sladeks energiewirtschaftlichem Engagement für eine nachhaltige Energieversorgung in Deutschland sei herausragend, sagte der DBU-Generalsekretär weiter. Bereits 1999, ein Jahr nach der Liberalisierung des Strommarktes, hätten Sladek und ihr Team in Schönau mit dem bundesweiten Stromvertrieb begonnen. Mit der Gründung der Genossenschaft Netzkauf EWS 2009 hätten die EWS auch der ökologisch motivierten Genossenschaftsbewegung in Deutschland neuen Auftrieb gegeben. Viele Städte und Gemeinden hätten sich an dem Bürgerbeteiligungs-Modell Schönau bis heute orientiert und setzten sich auf unterschiedliche Weise für die Energiewende ein. Sladek habe sich zusammen mit den Bürgern gegen ein Groß-Energieversorgungsunternehmen durchsetzen und einen ökologischen Wandel bewirken können. Das mache die Stromrebellin zu einem gesellschaftlichen Vorbild. Sie habe bewiesen, dass Bürger, die gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, die Energiewende gemeinsam vorantreiben könnten.
Dämmmatten aus dem nachwachsenden Rohstoff Hanf
Carmen Hock-Heyl wurde geehrt, weil es ihr „mit beharrlichem Engagement, unternehmerischem Durchsetzungsvermögen und Mut zum Risiko“ gelungen sei, Dämmmatten für den Hausbau aus dem nachwachsenden Rohstoff Hanf am Markt zu etablieren, so Brickwedde. „Die Produkterfinderin, Unternehmensgründerin und Geschäftsführerin hat nicht nur Öko-Dämmstoffe hoffähig gemacht. Sie ist auch ein Vorbild für andere Unternehmen, weil sie Ökologie und Ökonomie erfolgreich in Einklang gebracht, gesundes Bauen gefördert und regionale Wirtschaftskreisläufe wiederbelebt hat.“
12.08.2013 | Quelle: Deutsche Bundesstiftung Umwelt; Bild:DBU/Daniel Karmann; Patrick Seeger| solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH