Deutscher Energiewende-Index erreicht Allzeittief
Mit dem Energiewende-Index erfassen die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena, Berlin) und das Prüfungs- und Beratungsunternehmen Ernst & Young quartalsweise die Stimmung in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in Bezug auf die Energiewende. Im 4. Quartal 2013 nahmen 320 Unternehmen, Städte und Verbände an der Umfrage teil.
Stromnetz-Betreiber und Energieverbraucher sind besonders skeptisch
Der gravierendste Stimmungseinbruch ist bei den von der Energiewende stark betroffenen Netzbetreibern und Energieverbrauchern zu verzeichnen: bei beiden Gruppen sank der Deutsche Energiewende-Index um mehr als sieben Punkte. Bei Politik, Verbänden und Meinungsführern verbesserte sich die Stimmung leicht und liegt mit 116,6 um 0,8 Punkte höher als im 3. Quartal.
"Nach wie vor sind die Investoren in vielen Bereichen verunsichert. Vor allem die Systemfehler des EEG und die Vertagung der dringend notwendigen Neustrukturierung des Strommarktes wird von den befragten Unternehmen kritisch bewertet", kommentiert Stephan Kohler, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung, die aktuellen Index-Werte.
Unternehmer fürchten Wettbewerbsnachteil durch höhere Stromkosten
"Die Unternehmen in Deutschland schauen hinsichtlich ihrer eigenen unternehmerischen Aussichten für die kommenden zwölf Monate noch skeptischer in die Zukunft als im 3. Quartal 2013. Insbesondere die Ankündigung der EU-Kommission, gegen die Ausnahmen der energieintensiven Industrie angehen zu wollen, dürfte bei den Energieverbrauchern zu dem deutlichen Stimmungseinbruch beigetragen haben", ergänzt Thomas Kästner, Sector Leader Power & Utilities bei Ernst & Young.
Dies schlage sich auch in der Einschätzung der zukünftigen Wettbewerbsposition nieder. Mit 48,9 wird diese als sehr negativ eingestuft und ist im Vergleich zum Wert des Vorquartals (61,8) noch einmal um 12,9 Punkte eingebrochen.
"Die Entwicklung des Deutschen Energiewende-Index zeigt, dass die Akzeptanz der Energiewende in der Wirtschaft allmählich schwindet. Dieser Trend muss gestoppt werden“, fordert Kohler. Der Ausbau der erneuerbaren Energien müsse effizient weiterverfolgt werden, aber unter Berücksichtigung der Kostenentwicklung.
Netzbetreiber befürworten Abschaffung der Privilegien für energieintensive Unternehmen
Im 4. Quartal wurden die Unternehmen sowie die Meinungsführer aus Politik und Verbänden zusätzlich nach ihren Erwartungen an die künftige Bundesregierung befragt.
Höchste Priorität habe für die Wirtschaftsvertreter eine grundlegende Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Über 90 Prozent der teilnehmenden Unternehmen halten dies für die drängendste Aufgabe der neuen Bundesregierung.
Neben der EEG-Reform seien die Schaffung eines neuen Strommarktdesigns und die Beschleunigung des Ausbaus der Verteilnetze durch stärkere Investitionsanreize zentrale Aufgaben.
Kontrovers wird das Thema Privilegien für energieintensive Unternehmen bewertet. Während rund 60 Prozent der Energieverbraucher eine Abschaffung ablehnen, tun dies nur 9 Prozent der Netzbetreiber.
22.01.2014 | Quelle: dena | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH